Bianca Arztroman Band 0026
ihren tyrannischen Vater die Magd zu spielen.”
“Ja.” Justin nickte. “Also, was schlägst du vor, Kumpel? Ich meine, um diesen Zustand zu ändern.”
“Ich?” Grant verzog das Gesicht. “Überhaupt nichts!”
“Warum nicht? Bist du nicht eigentlich deswegen zurück nach Springdale gekommen?”
“Du weißt genau, dass dem nicht so ist”, knurrte Grant beleidigt.
Justin ließ sich nicht einschüchtern. “Na, komm schon, Grant! Ich gestehe dir ja zu, dass du mir mit der Vertretung einen Gefallen tust. Aber wärst du so darauf erpicht gewesen, wenn es jemand anderer — oder besser gesagt, an einem anderen Ort gewesen wäre? Gib es zu, du hast noch einen anderen, eigennützigen Grund, dich hier aufzuhalten. Also, was steht auf deinem privaten Laufzettel? Dich auf weitere zehn Runden mit dem alten Whitfield einzulassen, oder zu versuchen, ihm Olivia noch einmal abspenstig zu machen?”
Noch vor einer Stunde hätte Grant Sam zum eindeutigen Sieger erklärt. Aber dass die Lage sich inzwischen geändert hatte, musste er ja nicht jedem auf die Nase binden. So grinste er Justin nur an und hob spöttisch sein Glas. “Lass uns auf die Ehe trinken, Kumpel”, sagte er. “Möge euer Honeymoon niemals enden.”
Bis zum Hals im Schaum, lag Olivia in der Badewanne, den Kopf gegen das aufblasbare Kissen gelegt, und genoss das warme Wasser. Nach und nach wich die Anspannung aus ihren Gliedern, doch erst als sie ein leises Ziehen am Kinn spürte, merkte sie, dass sie die Zähne viel zu fest zusammenbiss.
Natürlich wusste sie, sie war angespannt gewesen wie eine Bettfeder. Bei der Hochzeit hatte sie sich wie eine absolute Idiotin benommen. Sehr wahrscheinlich wusste es inzwischen jeder in der Stadt. Und der Grund dafür war mit zwei Worten ausgesprochen: Grant Madison.
Zu sagen, dass sie bei seinem ersten Anblick unter Schock stand, drückte kaum das aus, was in dem Moment über sie hereingebrochen war. Ihr Vater war nicht der Einzige gewesen, der beinahe einen Herzinfarkt bekommen hätte. Ihr Herz war abrupt zum Stillstand gekommen, nur um dann wie wild gegen ihre Rippen zu hämmern. Aber das war nichts gegen das, was hinterher geschah, nachdem die Sonne hinter den Hügel verschwunden war und der Garten in purpurfarbenen Schatten dalag.
Zu dem Zeitpunkt hatte sie sich einigermaßen von dem Trauma erholt, so urplötzlich und völlig unerwartet ihrem Exmann gegenüberzustehen. Selbst ein wenig entspannt hatte sie sich, was in Grants Gegenwart niemals gut war. Aber er schien nur zu gern Distanz zu ihr zu halten, und als Henry um einen Tanz bat, hatte sie eingewilligt. Es hatte keinen Grund gegeben, abzulehnen. Er war ein guter, wenn auch konservativer Tänzer, und fast alle Gäste waren auf den Beinen gewesen.
Schon zu dem Zeitpunkt hatten die Leute natürlich geredet. Diejenigen, die Grant noch von früher kannten, hatten ihn oder seine stürmische Hochzeit mit Sam Whitfields Tochter nicht vergessen. Und sie waren mehr als geneigt, alle Details denen mitzuteilen, die ihn zum ersten Mal sahen. Sie musste blind und taub gewesen sein, dass ihr die verstohlenen Blicke nicht aufgefallen waren und dass die Leute plötzlich nicht mehr weitersprachen, wenn sie in ihre Nähe kam.
Aber Olivia war einen weiten Weg gegangen, seit er vor sieben Jahren ihre Ehe aufgegeben hatte. Sie war erwachsen geworden, verbarg sich nicht mehr länger hinter den hohen Mauern, die das Haus ihres Vaters umgaben. So hielt sie stolz ihren Kopf hoch und lächelte gelassen, während Henry sie mit korrekten Schritten im Foxtrott herumwirbelte.
Wenn nur die Musik gewechselt hätte … Wenn nur Henry nicht der Meinung gewesen wäre, Jive wäre etwas für Typen in Lederkleidung …
Mit einem Seufzer griff sie nach dem Schwamm und schrubbte sich genüsslich das rechte Bein. Wenn ich doch nur so viel Verstand gehabt und Nein gesagt hätte, dachte sie dabei voller Bedauern. Aber Grant hatte sie völlig überrascht. Als Henry sie freigab, hatte er ihre Hände ergriffen. “Hast du Lust, ihnen zu zeigen, wie es richtig gemacht wird, Hübsche?”, murmelte er.
“Also, ich muss wirklich protestieren”, begann Henry sich aufzuregen.
“Müssen Sie das wirklich?”, erwiderte Grant mit einem Grinsen. “Und wie stellen Sie sich das vor, Henry, alter Sportsfreund? Wollen Sie mir eins auf die Nase geben?”
Selbst wenn er es vorgehabt hätte, er wäre kein Gegner für Grant gewesen. Während Olivia die beiden Männer miteinander verglich, stand ihr
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