Bianca Arztroman Band 0031
müsste der Fluggesellschaft klarmachen, dass ein Sauerstoffgerät an Bord sein muss. Dann kann ich mir nicht vorstellen, dass es so kurzfristig möglich ist, ein Hotel zu finden. Außerdem ist da ja noch Ihr Abgabetermin.”
“Alles kein Problem”, winkte Ethan ab. “Um den Flug kann Martin sich kümmern. Ein Hotel brauchen wir nicht, weil ich in der Nähe von Kitzbühel ein Ferienhaus besitze. Und für mein Buch habe ich einen großzügigen Aufschub bekommen. Kate, wir brauchen Urlaub”, fuhr er fort, als sie ihn immer noch fassungslos anstarrte, “wir alle, einschließlich Rhona.”
“Rhona kommt auch mit?”
“Natürlich. Ich werde doch nicht drei Wochen lang auf ihre Küche verzichten. Fangen Sie also ruhig schon mal an zu packen. Morgen müssen wir dann noch ein paar Besorgungen in Alnwick machen.”
Damit drehte Ethan sich um. Er war fast schon aus der Tür, als Kate sich von ihrer Verblüffung einigermaßen erholt hatte. “Ethan”, rief sie ihn zurück, “warum tun Sie das alles? Sie müssten mich normalerweise fristlos feuern. Stattdessen laden Sie mich auf eine Urlaubsreise ein.”
Ethan lächelte ein wenig schief und zuckte die Achseln. “Tapetenwechsel, das ist alles.” Damit ließ er Kate allein und ging hinaus. Genau genommen war er selbst von seinem Vorschlag überrascht. Er hatte Kate verletzt und fühlte sich deshalb schuldig. Aber Kitzbühel? Da er schon in Malden Manor, so weitläufig, wie es war, seine Schwierigkeiten hatte, in Kates Nähe nicht den Verstand zu verlieren, wie sollte das erst in dem kleinen Chalet in den Bergen werden? Jetzt war es zu spät, den Vorschlag zurückzunehmen. Wenigstens bot die Umgebung dort genügend Gelegenheit für ausgedehnte Spaziergänge. Er würde sie vermutlich brauchen.
4. KAPITEL
“Es ist wunderschön hier.” Kate atmete tief durch, während sie sich über die Brüstung der Veranda lehnte und die blühenden Wiesen und die Kitzbüheler Alpen dahinter betrachtete. “Herrlich! Die Berge, die Almhütten, die Kühe mit ihren Glocken … schöner als auf jeder Postkarte.”
“Du wiederholst dich”, neckte Jodie. “Seitdem wir hier sind, sagst du immer dasselbe.”
“Wirklich? Tut mit leid”, lachte Kate. “Das kommt, weil ich von all dem so überwältigt bin. Alles ist so perfekt.”
“Hast du meinen Dad heute Morgen schon gesehen?”, fragte Jodie.
Fast
alles ist perfekt, dachte Kate und wandte sich seufzend von dem Panorama ab. Tatsächlich hatte sie Ethan, seitdem sie vor drei Tagen angekommen waren, außer zu den Mahlzeiten kaum zu Gesicht bekommen. Zuerst waren es langwierige Besprechungen mit dem Verwalter über alle möglichen Reparaturen im Haus gewesen. Und seit Neuestem hatte Ethan offenbar eine hingebungsvolle Leidenschaft für Bergwanderungen bei sich entdeckt und ließ sich deshalb kaum noch blicken.
Erfreulich daran war, dass Ethan dadurch, dass er sie beide häufiger sich selbst überließ, seiner Tochter endlich ein Stück Selbstständigkeit zugestand und andererseits auch Kate das Vertrauen bekundete, dass Jodie bei ihr in guten Händen war. Dazu kam noch etwas. Ethans ausgedehnte Ausflüge gaben Kate Gelegenheit, ihre Gefühle für ihn, die sie in Malden noch beunruhigt hatten, zu überdenken und sie … wie sie es jetzt sah … als das zu erkennen, was sie letztendlich nur sein konnten: die unvermeidliche Folge der zu großen Nähe zu einem zu attraktiven Mann. Es gibt demnach eigentlich keinen Grund, Ethan zu vermissen, beschwichtigte sich Kate.
“Er wird wieder bei Herrn Roscher sein”, beantwortete sie Jodies Frage endlich, “oder er geht spazieren.”
“Das kann nicht sein”, protestierte das Mädchen. “Gestern hab ich ihm noch gesagt, dass er uns heute nach Kitzbühel fahren muss, weil Rhona nicht da ist.”
“Vielleicht hat er es vergessen?”
“Ach was, Dad vergisst nie etwas. Komisch eigentlich, dass er mit einem Mal so einen Gesundheitstick bekommen hat. Spazierengehen fand er früher grässlich. Wenn er nicht kommt, musst du mich fahren, Kate.”
“Ich?” Kate fielen mit Schrecken die Haarnadelkurven auf dem Weg nach Kitzbühel ein. Dorthin waren es zwar nur fünfzehn Kilometer, aber die Strecke hatte es in sich. Ihr war schon auf dem Beifahrersitz fast schlecht geworden. Weiß der Himmel, wie sie den Wagen heil herunterbringen sollte.
“Seid ihr soweit? Können wir fahren?”, hörten sie eine Stimme hinter sich.
“Dad!”, rief Jodie erfreut aus, “Ich hab schon gedacht, du
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