Bianca exklusiv 0177
meldete er sich, nachdem er auf den Knopf gedrückt hatte.
„Blake, hier ist Danielle Howard. Erinnerst du dich an mich?“
Und wie er sich an sie erinnerte. „Selbstverständlich, Danielle, ich erinnere mich.“
„Ich bin wieder in Fawn Grove. Vorübergehend. Bis meine Wohnung in Sacramento fertig ist, wohne ich bei meinem Vater. Ich dachte, wir könnten uns vielleicht mal treffen und über alte Zeiten plaudern.“
Alles, nur das nicht! „Danielle, ich bin geschäftlich gerade sehr eingespannt, mein Terminkalender ist voll. Ich glaube kaum, dass ich unter der Woche nach Fawn Grove kommen kann.“
„Und am Wochenende?“ Sie ließ nicht locker.
„Da habe ich … andere Verpflichtungen.“
„Bist du immer noch wütend auf mich?“, fragte Danielle, und ihr Tonfall ließ Stolz darauf vermuten, dass er sie nicht vergessen hatte.
„Deine Entscheidung damals hat mein Leben verändert“, sagte er ehrlich. „Ohne deine Zurückweisung wäre ich wahrscheinlich nie so wild entschlossen gewesen, etwas aus meinem Leben zu machen.“
„Heißt das, was du heute bist, hast du mir zu verdanken?“
„Zu einem Teil sicher. Der andere Teil wird wohl darin begründet sein, dass mein Dad sich umgebracht hat, weil ich damals wegging. Ich habe ihn verlassen und dadurch in den Selbstmord getrieben.“
„Oh, das tut mir leid, Blake. Das habe ich nicht gewusst. Aber wir sollten das nicht am Telefon besprechen. Wann können wir uns mal treffen?“
„Wir haben nichts miteinander zu besprechen, Danielle. Ich wünsche dir alles Gute. Auf Wiederhören.“ Blake schluckte hart. Sein Mund schmeckte bitter.
Kaum zu glauben, dass er sich einst durch das Interesse dieser Frau geschmeichelt gefühlt hatte. Wie stolz er damals gewesen war, die feine Internatsschülerin auf dem Gepäckträger seines Fahrrads überall hinfahren zu dürfen. Und wie einfältig er gewesen war! Ihr wahres Gesicht hatte sie ihm erst gezeigt, als sie sich von einem Tag auf den anderen von ihm abwendete, um nicht die Gunst – und damit das Geld – ihres Vaters zu verlieren. Danielle hatte den armen Blake als Gratis-Zugabe zu ihrem Luxusleben genommen. Aber sie hätte dieses Leben niemals für ihn aufgegeben.
Blake kam ins Grübeln. Nach dem Tod seiner Mutter hatte sein Vater seinen Kummer in Alkohol ertränkt. Er, sein Sohn, kam sich damals so schrecklich unnütz vor. Immer hatte er geglaubt, sein Vater brauche ihn nicht mehr. Und dann hatte sein Vater sich umgebracht und ihm auf die denkbar brutalste Weise gezeigt, wie sehr er ihn eben doch gebraucht hätte. Er hatte nicht genug für seinen Dad getan. Warum hatte er damals nicht daran gedacht, ihm zu helfen? Zum Beispiel ihn zu den Anonymen Alkoholikern zu schleppen? Ach, er hatte alles falsch gemacht, was ein Sohn nur falsch machen kann!
Wieder klingelte das Telefon und riss ihn aus seinen düsteren Gedanken. Seine Sekretärin teilte ihm mit, dass sie den Flug nach Seattle für ihn gebucht hatte. Als Blake sich die Abflugzeit notierte, merkte er, dass er früher als gedacht zum Flughafen fahren musste. Er hatte keine Zeit mehr, zu Hause vorbeizufahren. Sofort rief er in Fawn Grove an, um Bescheid zu geben.
„Hi, Blake“, sagte Jenna, nachdem Marilyn den Anruf zu ihr in den Wintergarten durchgestellt hatte. „Ist etwas nicht in Ordnung?“
„Nein, alles okay. Ich muss nur früher am Flughafen sein, als ich ursprünglich dachte. Es reicht leider nicht mehr, um vorher nach Hause zu kommen.“
„Oh. Weißt du schon, wann du wiederkommst?“
„Am Samstag im Laufe des Tages.“
„Ach so, da bin ich wahrscheinlich gar nicht hier. Unsere Schule hat Sommerfest, und ich habe versprochen, zu helfen.“
„Dann nimm doch dein Handy mit, und ich rufe dich an, wenn ich wieder zu Hause bin.“
„Gerne. Und mach dir keine Sorgen. Mir geht es wirklich gut!“
„Dann also bis Samstag“, sagte er.
„Bis Samstag“, wiederholte sie und legte auf.
Im ganzen Land hin und her zu fliegen, gehörte zu seinem Beruf und zu seinem Leben. Noch nie hatte es ihm etwas ausgemacht. Dass es ihm dieses Mal schwer fiel, irritierte ihn gewaltig.
Blake kam Samstag um fünf Uhr nachmittags zurück. Er versuchte, Jenna über ihr Handy anzurufen, aber sie ging nicht ran. Wahrscheinlich hörte sie das Klingeln nicht. Nur ungern gestand er sich ein, dass er sie vermisste.
In all den Jahren hatte es immer wieder mal Frauen gegeben, die ihn körperlich befriedigt hatten. Er hatte diese Frauen ins Theater oder in die
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