Bianca Exklusiv 0189
zwanzig immer noch der verletzte, schüchterne Teenager, dessen sexuelle Entwicklung anlässlich des geplatzten Rendezvous mit David ihr vorläufiges Ende gefunden hatte. Sein Verhalten hatte Sephy am Boden zerstört, sie auf lange Zeit verunsichert und als gefühlsmäßiges Wrack zurückgelassen. Das war ihr nie so bewusst gewesen, wie in diesem Augenblick neben Conrad Quentin im Wagen.
Natürlich hatte sie sich in London eine neue Existenz geschaffen, war auch hin und wieder mit einem Mann ausgegangen, hatte ihm aber nie mehr als einen Gutenachtkuss zugestanden, obwohl die meisten liebend gern noch auf eine Tasse Kaffee mit zu ihr hinaufgekommen wären. Um das von vornherein auszuschließen, hatte sie sich einfach nie zweimal mit demselben Mann getroffen.
Durch Gladis’ Telefonanruf an jenem Morgen und Davids Reaktion, als Sephy ihn daraufhin zur Rede gestellt hatte, waren ihre Gefühle für Männer für Jahre auf Eis gelegt worden. Das hatte nun zum ersten Mal ein wenig zu schmelzen begonnen, seitdem sie sich in Conrad Quentins Nähe befand.
Gegen ihren Willen fühlte sie sich zu diesem Mann hingezogen, der, was seine Erwartungen Frauen gegenüber anging, nur ein weiterer David war. Natürlich hatte er um ein Vielfaches mehr Geld, war auch mächtiger und ganz bestimmt faszinierender als David. Aber im Grunde handelte es sich bei Conrad Quentin doch auch nur um einen rücksichtslosen Frauenhelden, der sein Leben ganz nach dem Lustprinzip ausrichtete.
„Da wären wir“, riss er sie nun aus ihren düsteren Gedanken und öffnete mit der Fernbedienung das riesige schmiedeeiserne Tor zu seinem Anwesen. Daraufhin fuhr er die geschotterte Auffahrt entlang, die an einem parkähnlichen Vorgarten vorbei auf ein elegantes, mit roten Schindeln gedecktes, leicht italienisch anmutendes Wohnhaus zuführte.
Während sie sich dem Haus näherten, war das ganze Anwesen hell erleuchtet – wohl aus Sicherheitsgründen. So konnte, wer auch immer die verschiedenen Kameras im Auge hatte, genau erkennen, wer da in Conrad Quentins Reich eindrang. Im Rückspiegel sah Sephy, dass das Grundstück entlang der Mauer, die darum gezogen war, mit Büschen und Bäumen bepflanzt war und man die Steine dadurch kaum erkennen konnte.
Die Luft roch herrlich frisch und ließ vermuten, dass sie sich ziemlich weit außerhalb der Londoner Innenstadt befanden – irgendwo auf dem Land. Aber das lag nur an der weitläufigen gepflegten Grünanlage, in deren Mitte sich Conrad Quentins Domizil befand. Sephy kam sein Reich wie eine friedliche Oase inmitten der brodelnden Großstadt vor. Obwohl auch Sephys Apartment verhältnismäßig ruhig lag, war es doch kein Vergleich zu diesem kleinen Paradies. Erstaunlich, wie die oberen Zehntausend lebten!
Während Conrad Quentin Sephy hineinbegleitete, registrierte sie nur am Rande den schimmernd warmen Glanz der Mahagonimöbel der gigantischen Eingangshalle. Sephys gesamte Wohnung inklusive Treppenaufgang hätte darin Platz gefunden. Überall standen riesige Blumenvasen mit frischen Astern, und an den Wänden hingen beeindruckende Ölgemälde, die sicherlich keine Kopien waren.
Gleich darauf öffnete Conrad eine große Eichentür und ließ Sephy vorangehen. Die Tür führte in ein Wohnzimmer, und Conrad bedeutete Sephy, auf einer mit Seidenstoff bezogenen Chaiselongue Platz zu nehmen. Gerade als Sephy sich dazu anschickte, betrat eine dunkelhaarige Schöne durch eine Verbindungstür den Raum.
„Meine Haushälterin“, erklärte Conrad.
„Ich sein Daniella und sehr erfreut Sie kennenlernen, Miss.“ Daniellas Stimme war voll und wohlklingend, vielleicht eine Idee zu tief für ihr Alter. Die Art, wie sie Conrad ansah, ließ keinen Zweifel, dass die beiden ein Verhältnis haben mussten, das über eine Angestellten-Arbeitgeber-Beziehung hinausging.
Von wegen Haushälterin!, dachte Sephy. Aber wieso überraschte es sie eigentlich, dass sich Conrad Quentin auch zu Hause eine Frau hielt, die ihn umsorgte und das Bett mit ihm teilte, während er parallel mit einer Caroline de Menthe ausging – was Daniella anscheinend völlig egal war?
„Ich mich um Abendessen kümmern“, erklärte sie nun und lächelte Sephy so unbefangen zu, dass diese nicht umhin konnte, das Lächeln zu erwidern. „Höchstens zehn Minuten dauern, Conrad. Va bene?“
„Ja, Daniella, das passt uns wunderbar. Dann können wir noch in Ruhe einen Drink nehmen“, erklärte er zufrieden und ging zu einem fein geschnitzten Konsolentisch
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