Bianca Exklusiv 0189
meine persönliche Assistentin gibt es einige Regeln, an die Sie sich auch außerhalb der Arbeitszeit halten müssen.“
Sephy war empört. Wie konnte es dieser Mann, der jeden Abend mit einer anderen Frau ausging, wagen, ihr Vorhaltungen über Benimm und Anstand zu machen? Er musste wohl regelrecht darauf gelauert haben, dass sie sich einen Schnitzer erlaubte. Während der vergangenen Wochen hatte sie mehrmals festgestellt, dass er sie abschätzig beobachtete – die blauen Augen kühl auf sie gerichtet, als wäre sie ein Insekt, das man eingehend unterm Mikroskop studierte.
Dann hatte sich Sephy immer gesagt, dass sie seiner viel verehrten Madge offensichtlich nicht das Wasser reichen konnte. Aber dieser Umstand hatte sie nur noch mehr angespornt. Und nun beruhigte sie sich damit, dass sie sich deswegen überhaupt kein schlechtes Gewissen zu machen brauchte. Was sie tagsüber nicht fertig bekommen hatte, war eben abends nach Feierabend erledigt worden. Für eine Aushilfe hatte sie sich hervorragend geschlagen. Auch Conrad Quentin musste anerkennen, dass sie ihr Geld wert war.
Nun stellte sich Sephy so aufrecht wie möglich vor ihn hin, um ihre ein Meter sechzig voll zur Geltung zu bringen. Trotz ihrer Absätze war sie zwar immer noch wenigstens einen Kopf kleiner als Conrad Quentin, aber immerhin. Sie atmete tief durch und erklärte mit leicht bebender Stimme: „Dann ist es wohl besser, ich kündige.“
„Sie machen es sich aber sehr einfach!“
„Wie bitte? Die vergangenen Wochen habe ich wie ein Tier für Sie gearbeitet, meine Freunde vernachlässigt und bin abends nicht mehr ausgegangen.“ Herausfordernd sah sie nun in Conrad Quentins unbewegtes Gesicht. „Ich bin bestimmt die Letzte, die es sich leicht macht. Denn sonst wäre ich gleich nach dem ersten Nachmittag bei Ihnen im Büro gegangen“, fügte sie noch hinzu und dachte: Sie unmöglicher Mensch, Sie!
„Ihren Fleiß oder Ihre Befähigung stelle ich ja gar nicht infrage.“
„Und ich dachte, ich hätte Ihnen schon vor Wochen klargemacht, dass Jerry und ich nur gute Freunde sind“, erklärte Sephy aufgebracht. „Er hat mich zur Arbeit gefahren, weil es so geregnet hat, und dann erzählt, dass er jemand anderen gefunden hat. Ich … ich habe ihm dazu gratuliert, und wir haben uns zum Abschied freundschaftlich umarmt.“
„Umarmt? Pah! Und was war mit dem Kuss? War der auch nur rein freundschaftlich?“
„Ich lüge nie, Mr. Quentin!“ Das war der letzte Strohhalm, an den Sephy sich klammern konnte. Denn eigentlich wollte sie ihren Job nicht verlieren. Trotzdem fuhr sie nun fort: „Ich mag es nicht, wenn man mich bloßstellt – und schon gar nicht vor meinen Freunden. Ihr Benehmen, Mr. Quentin, hat da vorhin zu wünschen übrig gelassen, nicht meins. Aber wenn Sie wollen, kann ich sofort gehen.“
„Während der sechs Wochen, die Sie nun schon für mich arbeiten, Sephy, wollten Sie schon zweimal kündigen. Außerdem sagen Sie mal ‚Conrad‘ und mal ‚Mr. Quentin‘ zu mir. Was meinen Sie, soll ich davon halten?“
„Keine Ahnung. Vielleicht ist es ein Hinweis darauf, dass Sie mit einer Marilyn aus dem Vertriebsbüro oder einer Philippa vom Empfang besser bedient gewesen wären.“
„Marilyn oder Philippa?“, sagte Conrad Quentin nun so verächtlich, als hätte Sephy ihm zwei Kindermädchen als Ersatz empfohlen. „Ich glaube nicht. Sie sind genau das, was ich brauche, Sephy.“
Irgendwie hatte Sephy das Gefühl, dass er sich damit nicht nur auf ihr Arbeitsverhältnis bezog. Aber diesen Gedanken verwarf sie gleich wieder.
„Sie langweilen mich nie, Sephy, und das will etwas heißen! Auch Madge tut das nie“, fügte er dann noch beinah zärtlich hinzu.
„Oh, dann ist ja alles gut!“, spottete Sephy und wusste nicht zu sagen, warum sie sich durch Conrad Quentins letzte Bemerkung so beleidigt fühlte. Aber irgendetwas drängte sie, das selbstzufriedene Lächeln von seinem Gesicht zu vertreiben. „Wie schön, dass Madge und ich Ihren Ansprüchen als Mann genügen!“
Er lachte leise, was Sephy noch mehr aufbrachte.
„Kein richtiger Mann käme auf die Idee, Sephy, Ihre weiblichen Qualitäten mit denen von Madge zu vergleichen“, erklärte er nun mit leicht rauchiger Stimme und einem ganz merkwürdigen Blick, mit dem er sie maß, als nähme sie an einem Schönheitswettbewerb teil. „Madge war sicherlich nie verantwortlich dafür, dass ich eines meiner Prinzipien über Bord geworfen habe.“
„Das da wäre?“ Eigentlich
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