Bianca Exklusiv 0189
konnte es kaum glauben, wie kühl und geschäftsmäßig seine Stimme klang – nach all den aufwühlenden Momenten vorher.
Aber dafür gab es leider nur eine Erklärung: Es hatte ihn überhaupt nicht berührt, sie zu küssen. Sein Herz war gar nicht dabei gewesen, nur sein … Sephy konnte und wollte den Gedanken nicht zu Ende denken.
Als er auflegte, war Sephy bereits auf hundertachtzig und sagte: „Allerdings hat mir das gezeigt, was ich davon zu halten habe.“ Trotz rasenden Herzschlags klang sie relativ gelassen. „Fühlst du dich jetzt besser, nachdem du mir gezeigt hast, wo der Hammer hängt?“
Erstaunt sah er sie an, bevor er erklärte: „Falls du es nicht bemerkt haben solltest, Sephy, aber das war keine Demonstration oder Vorführung. Ich habe dich geküsst, weil ich es wollte, und zwar schon seit Monaten, verdammt noch mal! Und das war erst der Anfang, ich will noch ganz andere Dinge von dir.“
„Aber nur weil du das willst , heißt das noch lange nicht, dass du es auch bekommst“, entgegnete Sephy und hob stolz das Kinn. „Ich verleihe meinen Körper nicht einfach so, Conrad. Das liegt nicht in meiner Natur.“
„Wenn dieses blöde Telefon nicht geklingelt hätte …“
„Das hat es aber“, unterbrach Sephy ihn da entschieden, auch wenn es ihr wehtat, so mit ihm zu sprechen. Für kurze Zeit schlug sie die Augen nieder, bevor sie Conrad wieder ins Gesicht sah und erklärte: „Du bist bei allem, was du tust, sehr gut, Conrad. Und ich kann auch nicht abstreiten, dass ich mich körperlich zu dir hingezogen fühle.“ Sie war nicht gewohnt, über solche Dinge zu sprechen, und spürte, dass ihre Wangen zu glühen begannen.
„Aber?“, fragte er nun und sah aus, als könnte er sich nur gerade noch zurückhalten, nicht aufzubrausen.
„Aber das reicht mir nicht“, sagte Sephy, auch wenn Conrad nun von ihr dachte, dass sie sich anstellte und wie eine Frau aus dem neunzehnten Jahrhundert benahm. Wahrscheinlich würde er sich gleich vor Lachen biegen.
„Willst du etwa diese Bis-dass-der-Tod-euch-scheidet-Geschichte?“, fragte er ungläubig, lachte aber nicht, wofür Sephy ihm sehr dankbar war.
„Ich weiß nicht genau, was ich will“, antwortete sie ihm nun mit entwaffnender Offenheit, „aber ich weiß, dass ich das, was du mir vorgeschlagen hast, nicht will. Ich … Als ich noch sehr jung war, ist mir eine dumme Sache passiert. Dadurch bin ich sehr zurückhaltend geworden, was Männer und die Liebe angeht. Aber durch dich weiß ich zumindest, dass ich nicht so weitermachen kann.“
„Na, das freut mich aber!“, erklärte Conrad spöttisch.
Aber Sephy ließ sich dadurch nicht beirren. „Ich glaube, ich möchte eine Beziehung, wie meine Eltern sie geführt haben. Sie waren unheimlich glücklich miteinander, und als mein Vater starb … nun, da wollte meine Mutter einfach keinen anderen. Sie hat immer gesagt, dass sie in den wenigen Jahren mit meinem Vater so viel Glück und Zufriedenheit erfahren hat wie die meisten Leute nicht einmal in ihrem ganzen Leben. Die Beziehung zu ihm hat sie stark genug gemacht, danach allein zurechtzukommen und sich nicht mit irgendeinem anderen zufrieden zu geben. Ich will auch so eine Liebe, oder eben keine.“
„Das nennst du Liebe? Ich nenne das im höchsten Maß ungesund.“
„Eben“, sagte Sephy und strich sich müde eine Strähne aus der Stirn. „Das habe ich ja gemeint. Du siehst die Dinge mit ganz anderen Augen, und ich glaube nicht, dass wir auf irgendeinen gemeinsamen Nenner kommen können.“
„Ach? Und als ich dich geküsst habe, waren wir da nicht auf einer Wellenlänge?“
Sephy seufzte. „Das passiert dir bestimmt auch mit all den anderen Frauen, die mit dir ausgehen. Dafür brauchst du mich doch gar nicht. Und sagt man nicht, im Dunkeln wären alle Katzen grau?“
Obwohl Conrad die Augenbrauen daraufhin bedrohlich zusammenzog, fuhr Sephy unbeirrt fort: „Du glaubst nur, dass du mich willst, weil ich anders bin als deine sonstigen Bettgenossinnen der High Society und nicht so einfach zu haben. Bei mir konntest du dich wieder einmal als Jäger fühlen, und das hat deine männlichen Urinstinkte angesprochen.“ An dieser Stelle verstummte Sephy, da sie selbst gemerkt hatte, wie verbittert sie klang. Doch dann sprach sie weiter: „Aber als Mensch bin ich dir völlig egal.“
„Bitte erspare mir diesen Hobby-Psychologen-Quatsch!“
Doch Sephy ließ sich nicht beirren. „Ich wette, du hast für heute Abend sogar schon einen
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