Bianca Exklusiv 0189
wären Einbrecher im Haus“, wandte sie sich wieder an Esme. „Die Alarmanlage war ausgeschaltet. Wahrscheinlich von Ihnen.“
Esme nickte nur. Sie überlegte, ob sie sich vorstellen sollte. Dann fiel ihr ein, dass sie sich ja nicht als Tochter des Hauses zu erkennen geben durfte. Folglich blieb sie einfach stehen und sah die Frau abwartend an.
„Ich gehe nach unten“, sagte die Amerikanerin. „Er hat mich offensichtlich nicht gehört. Machen Sie ruhig weiter.“
„Ja, in Ordnung.“ Sie sah der Frau nach, wie sie die Treppe hinunterging. Dann fragte Esme sich, was sie jetzt tun sollte. Warten? Lieber verschwinden? Schließlich ging sie in ihr Zimmer zurück und sah aus dem Fenster. Harry war noch unten im Hof und fuhr Skateboard. Sonst war niemand zu sehen. Plötzlich hörte sie jemand die Treppe heraufkommen. Der neue Besitzer? Wahrscheinlich.
Sie blieb stehen, lauschte auf die Schritte, die von den blanken Dielen widerhallten und sich ihrem Zimmer näherten, dem einzigen, dessen Tür offen stand.
„Du!“, rief der Mann überrascht, als er jetzt ihr Zimmer betrat.
Dasselbe Wort lag auch Esme auf der Zunge, als sie sah, dass es tatsächlich Jack Doyle war, der ein Designer-T-Shirt und eine sportlich-elegante Baumwollhose trug. „Ja, ich“, antwortete sie.
Stirnrunzelnd sah er auf den Staubwedel in ihrer Hand. Dann musterte er Esme in ihrer in Kniehöhe abgeschnittenen Jeans und dem schlichten, leicht beschmutzten T-Shirt.
„Ich dachte, du hättest es scherzhaft gemeint, als du sagtest, dass du dich um die Häuser anderer Leute kümmerst“, sagte er schließlich.
Das hatte sie auch. Dieses Haus war das einzige, in dem sie putzte. Trotzdem erklärte sie: „Von irgendetwas muss man ja schließlich leben.“
„Stimmt. Ich kann mich aber nur schwer damit abfinden, dass du eine Putzfrau bist.“
„Man nennt das die soziale Beweglichkeit “, sagte sie schulterzuckend. „Entweder steigt man die soziale Leiter hinauf oder hinunter. Ich arbeite aber nicht für die Reinigungsfirma.“
„Ich weiß.Die kommt erst am Montag. Was genau machst du hier eigentlich?“
„Du wirst sicher eine Hausangestellte brauchen. So kann ich mich doch am besten um diesen Posten bewerben.“
„Meinst du das ernst?“ Er lächelte verständnislos.
„Das war schon immer mein Lebensziel“, erklärte sie sarkastisch. „Hier aufwachsen, Highfield, mein Zuhause, an den Sohn der Köchin verlieren und schließlich zur Mrs. Mop aufsteigen.“
Er rümpfte leicht die Nase. „Unvorstellbar für mich, dass du dich einmal dazu herablassen würdest, für mich arbeiten zu wollen. Ich glaube allerdings nicht, dass die so genannten besseren Leute auch eine bessere Sorte Schmutz machen.“
Das hatte sie nun davon.
„Was macht denn Mr. Mop so?“, fragte er beiläufig, schob die Hände in die Hosentaschen und schlenderte langsam zum Fenster hinüber.
„Mr. Mop? Wie kommst du darauf, dass es einen gibt?“ Sie musste ihn unbedingt ablenken. Er durfte nicht zum Fenster gehen!
Doch es war zu spät. Er stand schon dort. „Das da unten ist der junge Herr Mop, nicht wahr? Dem Aussehen nach zu urteilen, dein Sohn.“
Jetzt blickte auch Esme aus dem Fenster. Harry saß auf einem Treppenabsatz und las. Esme bemühte sich, die Ruhe zu bewahren. Jack hatte doch nur bemerkt, dass Harry ihr ähnlich sah. „Ja, das ist mein Sohn.“
„Und Mr. Mop?“
„Vor langer Zeit auf und davon, längst vergessen.“
„Aha. Der Kleine ist ziemlich gut auf dem Skateboard. Ich beobachte ihn schon eine ganze Weile. Wie alt ist er denn?“
Auf diese Frage war sie vorbereitet. „Neun“, sagte sie prompt.
Er zog die rechte Augenbraue etwas hoch. „Ziemlich groß für sein Alter.“
„Ja, sehr groß“, stimmte sie zu.
„Wie heißt er?“
„Harry … Harry Hamilton!“
„Wer ist der Vater? Ich darf doch danach fragen?“
„Nein.“
„Einer von den Fairfax-Brüdern? Wie hieß noch mal der Jüngste von ihnen? Der, der nach den Reitveranstaltungen immer um dich herumgeschlichen ist?“
„Henry“, antwortete sie schnell.
„Ist also Henry sein Vater?“
Sie wollte schon nicken, tat es dann aber doch nicht. Stattdessen sagte sie: „Ich finde, es geht dich nichts an.“
„Na schön. Keine Antwort ist auch eine Antwort.“ Er lachte kurz auf.
Sie sah auf die Uhr und sagte: „Ich muss jetzt gehen.“
„Mittagszeit?“
Esme schwieg. Ihrer Ansicht nach hatte sie ihm schon viel zu viele Fragen beantwortet.
„Ich dachte,
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