Bianca Exklusiv 0189
habe.“
„Was?“, rief Esme aus. „Wann? An wen?“
„Es wurde letzten Montag beschlossen.“
Vor sechs Tagen also. Und sie erzählte es ihr erst jetzt? „Mutter, an wen hast du es verkauft?“
„An einen Amerikaner“, antwortete sie vage. „Peter Collins hat ihn herumgeführt. Er meinte, es sei besser, wenn er es tue. Du hast dich beim letzten Mal ja nicht sehr bemüht, das Haus zu verkaufen.“
„Mutter, das war Jack Doyle!“
„So? Mir ist egal, ob nun ein grässlicher Popstar oder irgend so ein Footballspieler Highfield kauft.“
Hatte Rosalind Highfield jemals geliebt?
„Ach ja“, fuhr sie fort, „und was das Cottage anbelangt, so sind sich die neuen Besitzer klar darüber, dass du eine feste Mieterin bist. Du kannst also bleiben, solange du die Miete bezahlst.“
„Miete?“, fragte Esme besorgt. „Aber ich zahle doch gar keine Miete.“
„Ja, ich weiß, Darling. Aber wenn wir zugegeben hätten, dass du die Tochter des Hauses bist, hätten sie darauf bestehen können, dass der Besitz geräumt übergeben wird.“
„Werden sie nicht herausfinden, wer ich bin?“
„Doch, vielleicht“, antwortete Rosalind. „Vorsichtshalber hat mein Anwalt einen rückdatierten Mietvertrag auf E. S. Hamilton ausgestellt. Bisher ist es niemandem aufgefallen. Natürlich wirst du jetzt Miete zahlen müssen. Ich habe versucht, das Beste für dich herauszuholen, Darling“, beendete Rosalind schließlich das Thema. „Übrigens, ein wenig Dankbarkeit von dir wäre vielleicht auch nicht verkehrt.“
Esme zählte in Gedanken langsam bis zehn. Erst dann sagte sie bewusst ruhig: „Danke, Mutter.“
Dann sprach Rosalind von einer ihr sehr wichtigen Angelegenheit. Sie erzählte, dass Arabella vorhabe, nach England zurückzukehren.
Esme hörte kaum zu. Erst nachdem Rosalind aufgelegt hatte, wurde ihr klar, dass sie noch nicht einmal wusste, wann der neue Besitzer einziehen wollte. Sie überlegte, ob sie, wie gewöhnlich, am Samstag noch einmal das Gutshaus sauber machen sollte. Und sie kam zu dem Schluss, es zu tun.
Harry ging mit und half ihr zunächst. Er fegte und wischte Staub, während Esme Fenster putzte. Nach einer Weile entließ sie Harry. Er ging nach draußen. Bei den Garagen gab es Kisten und Rampen, die sich hervorragend zum Skateboardfahren eigneten.
Sie ging nach oben, um Waschbecken und Badewannen zu putzen. Das tue ich jetzt zum letzten Mal, dachte sie und war überrascht, wie wenig ihr das ausmachte.
Als sie mit der Arbeit fertig war und noch einmal versonnen in ihrem ehemaligen Zimmer stand, hörte sie Schritte auf der Treppe. Da kommt Harry, überlegte sie, bis eine weibliche Stimme rief: „Hallo, ist hier jemand?“
Das muss die neue Besitzerin sein, dachte Esme, ging hinaus auf den Flur und sah eine sehr gut gekleidete Frau auf der Galerie stehen.
„Hallo“, sagte die Frau mit amerikanischem Akzent. „Vermutlich sind Sie von der Reinigungsfirma.“
Den Staubwedel noch in der Hand, entschloss sich Esme, diese Rolle einfach zu übernehmen. „Man hat mir nichts davon gesagt, dass Sie heute einziehen. Wenn Sie möchten, gehe ich natürlich …“
„Du liebe Güte, nein!“ Die Frau winkte entschieden ab. „Nach dem, was ich gesehen habe, benötigen wir eine ganze Armee von Reinigungskräften. Wie lange steht das Haus schon leer?“
„Fast drei Jahre.“
Die Frau krauste leicht die Nase. „Sieht mehr nach zehn Jahren aus. Ich habe mich gerade gefragt, wann hier wohl das letzte Mal renoviert worden ist.“
Auch das hätte Esme beantworten können, ließ es aber lieber sein. Es war nämlich mehr als zehn Jahre her.
„Doch, man kann etwas daraus machen“, bemerkte die Frau. „Ich persönlich bevorzuge ja eher neue, gut isolierte Häuser.“
„Irgendetwas muss Ihnen doch an Highfield gefallen haben, sonst hätten Sie es doch nicht gekauft.“
„Lieber Himmel, nein! Ich habe es doch nicht gekauft“, widersprach die Frau lachend. „Das ist Sache von J. D.! Er sieht sich im Moment unten um.“
Esme verließ der Mut. J. D.? Nein, lächerlich. Warum sollte er es sein? Viele Menschen hatten diese Initialen. Außerdem war diese Frau Amerikanerin. Und Rosalind hatte gesagt, sie habe an einen Amerikaner verkauft. Jack Doyle war schließlich kein Amerikaner!
„Warten Sie, ich rufe ihn“, sagte die Frau und beugte sich über das Geländer. „J. D., alles okay. Ich bin hier oben. Es ist jemand von der Reinigungsfirma.“
Unten blieb es still.
„Wir dachten schon, es
Weitere Kostenlose Bücher