Bianca Exklusiv 0189
bekannt machen. Esme Hamilton. Rebecca Wiseman. Rebecca, das ist Esme, die Tochter der Vorbesitzerin.“
„Oh!“, rief Rebecca verlegen aus und blickte Esme bedauernd an.
„Nett, Sie kennenzulernen“, sagte Esme leise.
„Ebenfalls“, erwiderte Rebecca. „Tut mir leid, dass ich Sie für eine Putzfrau gehalten habe. Warum haben Sie denn nichts gesagt?“
„Ich bin die Putzfrau“, beteuerte Esme ungeniert.
„Mach dir keine Gedanken“, sagte Jack zu Rebecca. „Esme ist nicht so empfindlich, oder?“ „Wäre schlimm für mich, wenn ich es wäre“, antwortete sie, eher an Jack, als an Rebecca gerichtet. Dann entdeckte Esme Harry, der mit gelangweilter Miene an der Hintertür stand.
„Ist das Ihr Bruder?“, fragte Rebecca freundlich. „Ein sehr hübscher Junge.“
Esme musste lächeln. „Danke. Nein, das ist mein Sohn.“
„Ihr Sohn? Das erstaunt mich aber. Sie sehen noch so jung aus.“
„Danke.“
„Wahrscheinlich war sie auch zu jung“, bemerkte Jack.
Ist das jetzt scherzhaft oder beleidigend gemeint?, überlegte Esme.
„Jack!“, rügte Rebecca ihn. Zu Esme sagte sie: „Machen Sie sich nichts daraus. Er hat einfach Bindungsängste. Bis er einmal heiratet, wird er siebzig Jahre alt sein. Kinder wird er wohl niemals haben.“
„Das stimmt nicht“, wehrte sich Jack. „Ich warte nur auf die Richtige.“
Jack und Esme blickten einander an. Er hatte einen leicht spöttischen Augenausdruck, sie einen feindseligen.
Rebecca lachte. „Könnt ihr nicht mal über etwas Lustiges reden?“, schlug sie vor, während die beiden sich weiter ansahen, bis schließlich Esme als Erste aufgab und wegschaute.
„Ich muss gehen“, verkündete Esme schließlich und ging hinaus.
Jack folgte ihr.
Harry strahlte, als er endlich seine Mutter erblickte. Dann sah er mit unverhohlener Neugier den fremden Mann an.
„Warum verfolgst du mich?“, flüsterte Esme Jack zu.
„Ich möchte deinen Jungen kennenlernen“, erklärte er schlicht.
Esme bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Nun gut. Versprich dir aber nicht zu viel davon. Er ist Fremden gegenüber äußerst zurückhaltend.“
„Genau wie seine Mutter“, bemerkte Jack leise, bevor er sich Harry vorstellte. „Hallo, ich bin Jack Doyle, ein alter Freund deiner Mutter.“
Freund? Beinah hätte sie laut losgelacht. Dann wartete sie darauf, dass Harry den fremden Mann kurz angebunden und mürrisch begrüßte.
„Das ist ja komisch“, erwiderte Harry stattdessen redselig.
„Ich lese gerade ein Buch von dir!“
„Du schreibst Bücher?“, fragte Esme fassungslos.
Jack amüsierte die Frage. „Nein. Ich bekenne mich nicht schuldig.“
Harry mischte sich ein. „Dieses Buch, Mom. Du weißt schon. Das, welches ich gerade lese. Sein Name steht vorne drin.“
„Ja, richtig.“ Erst jetzt fiel ihr ein, dass Harry eine Kiste mit alten Büchern hinter einer Luke in seinem Zimmer gefunden hatte. Wie sollte sie das denn nun Jack erklären?
Der las jetzt den Titel vor: „ Die Zeitmaschine – H. G. Wells. Das ist aber ein ziemlich schwieriges Buch für einen Jungen in deinem Alter.“
Harry zuckte leicht die Schultern. „Die Geschichte ist ganz gut, wenn man sich erst einmal eingelesen hat. Nur die Theorien über die Zeit- und Raumreisen halte ich für ziemlich abwegig.“
Erstaunt blickte Jack in Esmes Richtung. Dann fragte er Harry: „Wo hast du es gefunden?“
„In einem Antiquariat“, erklärte Esme schnell.
„Das stimmt nicht“, widersprach Harry. „Es war in unserem Haus. In einer Kiste, hinter einer Luke in meiner Mansarde.“
„Euer Haus?“ Jack sah Esme fragend an. „Wo genau wohnt ihr denn nun eigentlich?“
„Im Cottage, hier auf dem Grundstück“, kam Harry ihr zuvor.
„Wirklich? Dann bist du also die Mieterin?“
„Ja.“
„Bist du der neue Besitzer?“, fragte Harry arglos.
Jack nickte.
„Das ist ja cool“, verkündete Harry, und der neue Besitzer schmunzelte.
Inzwischen hatte Esme die allergrößte Mühe, ruhig zu bleiben.
„Wie lange wohnt ihr schon dort?“, fragte Jack.
„Ungefähr acht Jahre“, antwortete sie.
„Also auch schon zu der Zeit, als deine Mutter noch im Haupthaus gewohnt hat?“
„Ja, wir haben es von ihr gemietet“, erklärte Esme.
„Wahrscheinlich zu einer Spottmiete, oder?“
Sie sah auf die Uhr und sagte schnell: „Oh, so spät ist es schon? Wir müssen gehen. Hier, Jack, die wirst du brauchen.“ Sie gab ihm das Schlüsselbund. Dann ging sie los.
„Nett, dich
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