Bianca Exklusiv 0189
doch, dass du mir schreiben sollst, wenn du ein Problem hast. Keine direkte Frage, aber was denkst du denn, was ich damit gemeint habe?“
„Ich habe niemals einen Brief von dir bekommen“, erwiderte sie. „Außerdem war ich da schon längst wieder im Internat.“
„Deine Mutter“, sagte er gedankenverloren. „Sie muss ihn abgefangen haben.“
„Warum hätte sie das tun sollen? Sie wusste doch nichts von uns.“
„Vielleicht dachte sie, ich wäre nun hinter der zweiten Tochter her.“
„Das wäre möglich.“
„Und wenn du den Brief erhalten hättest? Hättest du ihn beantwortet? Hättest du mir von dem Kind geschrieben?“
„Ich bin nicht sicher“, antwortete Esme ehrlich. „Es hat lange gedauert, bis ich mir über mich selbst im Klaren war. Und dann hat Mutter ja auch Vorkehrungen für eine Adoption getroffen.“
„Das hast du nicht mitgemacht.“ Allmählich wurde er ruhiger. Er wandte sich ab, ging zum Fenster und blickte nachdenklich hinaus. „Ich kann es noch nicht fassen. Harry ist mein Sohn … unser Sohn.“
Er ist mein Sohn, nur meiner, hätte Esme noch vor wenigen Monaten gesagt. So dachte sie seltsamerweise jetzt nicht mehr. Und sie fragte sich, ob Jack sich wohl freute.
„Warum hast du es mir nicht gleich gesagt, als ich zurückgekommen bin?“, fragte Jack nun.
„Ich wusste nicht, wie du reagieren würdest“, gestand sie.
„Es ist ja nun nicht so, dass du schon immer Vater sein wolltest.“
Jetzt drehte er sich zu ihr um. „Woher willst du wissen, was ich will? Hast du mich jemals danach gefragt?“
„Ich verstehe nicht, warum du so wütend bist. Ich habe immer nur versucht, das Beste für Harry zu tun.“
„Den Teufel hast du!“, schrie er sie an. „Wenn das so wäre, hättest du mein Angebot, das Schulgeld für ihn zu zahlen, angenommen. Ich hätte lediglich das getan, was jeder Vater tun würde. Dein verdammtes Geheimnis hättest du ja weiter vor mir hüten können.“
„Er durfte dich doch aber besuchen“, wandte sie ein.
„Und dafür soll ich jetzt dankbar sein?“, fragte er verächtlich. „Du wolltest wegziehen, erinnere dich. Einfach so. Ich hätte ihn nicht mehr um mich gehabt …“
„Darum ging es doch gar nicht!“
„Worum denn dann?“
Esme schüttelte heftig den Kopf. Auf keinen Fall wollte sie ihm von dem Zwiespalt ihrer Gefühle erzählen.
„Ja, ja. Die Hamilton-Mädchen sind schon eine Klasse für sich“, sagte er langsam.
„Vergleich mit nicht mit Arabella. Ich war nicht diejenige, die dich an der Nase herumgeführt und dir das Herz gebrochen hat.“
„Mir was gebrochen hat?“ Er sah sie durchdringend und erstaunt an. „Glaubst du das wirklich?“
„Okay, dich in deinem Stolz getroffen hat“, korrigierte sie sich.
„Das kommt der Sache schon näher“, meinte er. „Ich denke, ich muss dir jetzt endlich erzählen, was damals wirklich passiert ist.“
„Ich weiß nicht, ob ich das hören möchte.“ Sie wollte nicht noch eifersüchtiger auf Arabella werden. „Du solltest jetzt besser gehen.“
„Du wirst dir das jetzt anhören“, sagte er im Befehlston. „Ich habe in jenem Sommer nicht mit Arabella geschlafen, auch wenn ich dazu reichlich Gelegenheit gehabt hätte.“
„Ich will davon nichts wissen“, schrie sie, um ihn zu übertönen.
Doch Jack redete weiter: „Ich habe mir nicht eingebildet, dass sie sich wirklich etwas aus mir macht. Sie hatte Langeweile, und mich. Liebe Güte, vielleicht wäre ich sogar in Versuchung geraten, wenn sie es nicht schon mit der halben Nachbarschaft getrieben hätte.“
Wie gern hätte Esme ihm geglaubt. Es erschien ihr jedoch sehr unwahrscheinlich, dass es einen Mann gab, der ihrer schönen Schwester widerstehen konnte. „Willst du mich eigentlich für dumm verkaufen?“, stieß sie hervor. „Arabella hätte jeden Mann haben können.“
„Das, in etwa, hat auch Arabella immer gedacht“, sagte er und lachte rau auf. „Deshalb hat mein Desinteresse sie ja auch so verletzt. Daraufhin hat sie sich dann bei eurer Mutter über mich beschwert. Das Ende der Geschichte kennst du ja.“
Sie war noch immer skeptisch. „Willst du damit sagen, meine Mutter hat dich letztendlich hinausgeworfen, weil du nicht mit meiner Schwester schlafen wolltest?“
„Nicht ganz“, erwiderte Jack. „Ich vermute mal, sie hat von Arabella die Version gehört, dass ich ihr nachstelle. Offenbar wusste eure Mutter nicht, wie Arabella wirklich war. Aber du, Esme, du wusstest es. Du hast ja sogar
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