Bianca Exklusiv Band 0088
war, dass ihm die Sache dermaßen zusetzte. Er war vorher schon einmal in dem Kasino gewesen, um Dawn zu suchen, aber das war längst nicht so schlimm gewesen wie die Szene von vorhin.
Nach einer halben Stunde kehrte Serena zurück. Sie trug immer noch das grüne Kleid, und Carlo bemerkte, wie eng der weiche Stoff sich an ihre Figur schmiegte. Es ist das Kleid einer Heuchlerin, dachte Carlo. Es wirkte so sittsam, mit seinem hohen Kragen und langen Ärmeln, aber es betonte jede Kurve ihres Körpers und jede Bewegung. Dieser Anblick erzeugte in ihm ein Verlangen nach etwas, das er nicht bekommen konnte, und um sich abzulenken, stürzte er den Drink hinunter.
“Ich möchte klarstellen”, begann Serena, “dass ich so etwas nie wieder zulassen werde. Du hattest kein Recht, mich dort herauszuholen, als wärst du … mein Vater. Ich mache, was ich will und mit wem ich will.”
“Du könntest etwas Besseres bekommen als diesen billigen Playboy”, stieß er höhnisch hervor.
“Das ist meine Sache und geht dich nichts an.”
“Oh doch, wenn du ihn mit herbringst. Selbst das Tor ist noch zu nah.”
“Gut”, fuhr sie ihn an, “dann bestelle ich mir nächstes Mal ein Taxi und treffe ihn in Rom.”
“Also wird es ein nächstes Mal geben? Sei doch keine Närrin, Serena. Merkst du nicht, dass er dich gegen mich ausspielt?”
“Du schmeichelst dir.”
“Tatsächlich? Also soll ich davon ausgehen, dass das hier der Anfang einer großen Liebesgeschichte war?” Er hörte den Spott in seiner Stimme und verachtete sich selbst dafür, konnte aber nicht aufhören.
“Nimm es als Aufforderung, dich künftig aus meinen Angelegenheiten herauszuhalten.”
“Ich wünsche dir alles Gute mit ihm. Ich dachte, du hättest Geschmack”, zischte er.
Serena funkelte ihn wütend an. “Ach, ja? Ich frage mich, wie du auf diese Idee gekommen bist. Doch nicht etwa durch die dumme kleine Gans, mit der du in England so viel Spaß gehabt hast, oder doch? Wenn ja, bist du nicht nur arrogant und herrschsüchtig, sondern auch noch eingebildet.”
Carlo wurde blass. “Was willst du damit sagen?”
“Ich will sagen, dass ich etwas gesucht habe, nämlich das, was Dawn irgendwann einmal in dir gesehen hat.” Sie lachte kurz auf. “Und offen gesagt, ist mir das nach wie vor ein Rätsel.”
Carlo sagte sich, dass Serena es nicht so meinte. Sie wollte ihm nur seine höhnische Verachtung von vorhin heimzahlen. Aber auch diese Erkenntnis konnte seinen Schmerz nicht vertreiben. “Du lügst”, erklärte er aufgebracht. “In dieser Nacht war etwas zwischen uns, und das weißt du auch.”
“Nur in deiner Fantasie.”
“Und in deinem Bett”, konterte er und packte sie an den Handgelenken. “Lüg mich nicht an, Serena. Zwischen uns brannte ein derartiges Feuer, dass wir fast davon verzehrt worden wären. Du kannst diese Leidenschaft nicht abstreiten.”
“Das kannst du, wenn du dich darüber lustig machst”, antwortete sie mit einem Lächeln, das Carlo fast um den Verstand brachte.
Wenn sie nicht aufhörte, würde er für nichts mehr garantieren können. Er, fragte sich, ob sie wusste, was sie riskierte. Ihre Augen, die ihn einmal voller Hingabe angeschaut hatten, blitzten zornig. Und ihre Lippen umspielte statt eines liebenden ein schrecklich spöttisches Lächeln, während sie ihn mit ihren Worten verhöhnte. Er erinnerte sich noch daran, wie sie ihn mit ihrem wundervollen Mund gereizt und angestachelt hatte …
Plötzlich hielt er es nicht mehr aus. Er umklammerte ihre Schultern und riss sie an sich. Gleichzeitig neigte er den Kopf, bis seine Lippen nur noch Zentimeter von ihren entfernt waren. “Sei ruhig!”, flüsterte er. “Um Gottes willen, schweig!”
Bevor Serena reagieren konnte, hatte er die Lippen auf ihren Mund gepresst, und seine Enttäuschung entlud sich in einem wilden Kuss, der keinen Widerstand duldete.
Serena versteifte sich, und Carlo spürte ihren Schreck und die Überraschung. Er nutzte seinen Vorteil, um den Kuss noch zu vertiefen. Beinahe rücksichtslos drang er mit der Zunge in ihren Mund, und gleichzeitig erschrak er über sich selbst. Er hatte sich für einen modernen Mann gehalten, doch die heftigen Gefühle, die zwischen ihnen aufgeflammt waren, hatten diese Maske beiseite gewischt und ihm eine ganz neue Seite seines Wesens enthüllt. Etwas Wildes, Unbeherrschtes war in ihm, das ihn dazu trieb, sich das, was er haben wollte, einfach zu nehmen.
Aber war das, was er sich nahm, nicht etwas, das
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