Bianca Exklusiv Band 0088
“Dad ruft Erica an”, übersetzte Louisa. “Sie ist Mechanikerin.”
“Sie macht auch gelegentlich Testfahrten”, fügte Carlo hinzu, nachdem er aufgelegt hatte. “Sie wird dir einen ihrer Overalls bringen.”
Ein paar Sekunden später erschien Erica und führte Serena in einen spärlich möblierten Raum, in dem Carlos gelegentlich übernachtete. Dort zog Serena sich um. Der Overall passte ihr wie angegossen, und ihr Herz schlug schneller vor Erwartung.
Danach folgte sie Erica zu einem Gebäude, das wie ein Flugzeughangar aussah. Es lag unmittelbar neben der Rennstrecke, und die Tore waren geöffnet. Als Serena näher kam, fiel ihr Blick sofort auf das Auto.
Es war wunderschön und sehr windschnittig. Die Türen waren hochgeklappt, und sie konnte einen Blick in das enge Innere des Wagens werfen. Sie schaute auf den Tachometer, der bis dreihundert Kilometer pro Stunde reichte. Außerdem zeigte er auch die Meilen an. “Einhundertsechsundachtzig Meilen pro Stunde”, flüsterte sie erstaunt.
Carlo, der neben dem Wagen stand, schaute hoch. “Hast du Angst? Noch kannst du es dir anders überlegen.”
“Auf keinen Fall”, erwiderte sie entschlossen.
“Bist du schon einmal so schnell gefahren?”
“Nein. Ich freue mich schon darauf.”
“Glaube nicht, dass es einfach nur auf die Geschwindigkeit aufkommt”, sagte er mit ernster Miene. “Es ist wie der Eintritt in eine ganz neue Dimension. Man kann es nicht beschreiben.”
“Worauf warten wir dann noch?”, fragte sie.
Carlo überprüfte noch einmal kurz den Wagen, stieg dann ein und bedeutete Serena, sich auf den Beifahrersitz zu setzen. Das tat sie, und der Sitz umschloss sie wie ein Kokon. Der Motor brummte tief, und sie seufzte unwillkürlich.
Carlo lachte, und Serena bemerkte einen fröhlichen Klang in seiner Stimme, den sie vorher noch nie gehört hatte. “Ja, es ist wundervoll. Du könntest damit ein Baby einlullen.”
Er lenkte den Wagen auf die Bahn, und kaum lag die Strecke vor ihnen, schoss der Wagen nach vorn. Serena wurde vom Druck der plötzlichen Beschleunigung in den Sitz gepresst. Sie sah auf den Tachometer. Er stand auf hundert Meilen, aber die Nadel kletterte beharrlich weiter.
Dann warf sie einen Blick auf Carlo. Er saß völlig ruhig hinterm Steuer und hielt es locker fest, und doch hatte er den Wagen voll unter Kontrolle.
Als sie bei hundertfünfzig Meilen angekommen waren, tauchte wie aus dem Nichts eine Ziegelmauer vor ihnen auf. Sie fuhren direkt darauf zu, und Serena wartete wie in Trance auf den unvermeidlichen Zusammenstoß. Doch in letzter Sekunde bog Carlo ab. Serena versuchte sich vorzustellen, wie schnell man reagieren musste, um bei dieser Geschwindigkeit eine Kurve fahren zu können, aber dieser Gedanke machte sie nur nervös.
“Bist du bereit?”, fragte Carlo plötzlich ruhig.
“Zu allem”, antwortete sie. Es klang entschlossener, als sie sich fühlte.
Sie hörte sein Lachen, und im nächsten Moment beschleunigte der Wagen noch einmal. Die Tachonadel näherte sich der Einhundertsechsundachtzig-Meilen-Grenze, und als sie oben war, verschwamm die Welt außerhalb des Wagens zu einem einzigen, diffusen Schleier. Carlo zeigte weder Freude noch Aufregung, seine Hände ruhten völlig unverkrampft auf dem Lenkrad.
Der Anblick seiner Hände erinnerte Serena an eine andere Situation, in der seine Hände mit ähnlicher Leichtigkeit eine Reaktion hervorgerufen hatten. Gleichzeitig fiel ihr auf, wie heiß es ihr im Overall war. Das Vibrieren der Maschine durchdrang ihren ganzen Körper wie ein machtvoll pulsierender Strom, und sie verlor jegliches Gefühl für die Geschwindigkeit. Nur die Welt draußen rauschte vorbei, hier drinnen geschah alles sehr langsam.
Sie wandte den Kopf, um Carlos Gesicht in Ruhe zu betrachten. Jetzt fielen ihr zum ersten Mal Einzelheiten auf, die sie vorher noch nie beachtet hatte. Sie betrachtete seinen Mund, der so leidenschaftlich und zärtlich küssen und dann wieder so ironisch lächeln konnte. Seine Augen, die jetzt konzentriert auf die Straße blickten, beim Liebesspiel aber unbändige Freude widerspiegelten …
Die Hitze, die Serena durchströmte, war die Hitze ihrer gegenseitigen Leidenschaft. Das Dröhnen des Motors schien sich mit dem im Rauschen ihres Bluts, mit dem wilden Pochen ihres Herzens zu vermischen. Sie fühlte die Vibrationen an den Schenkeln, und das erzeugte in ihr den Wunsch, zu spüren, wie Carlo sich an sie schmiegte, kraftvoll in sie eindrang und sie mit
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