BIANCA EXKLUSIV Band 0171
etwa?“
„Ich habe fest geschlafen, obwohl die Matratze sich große Mühe gegeben hat, mich aus dem Bett zu befördern.“ Monty lachte.
Eve warf einen Blick auf das Himmelbett. „Ich finde alles unheimlich. Wollen Sie wirklich hierbleiben?“
„Au contraire, mademoiselle. Dies ist der letzte Ort, an dem ich bleiben will. Aber Sie kennen ja meinen Onkel Edwin. Er hat sich über diese dumme Sache mit dem Carlisle-Rubin fürchterlich aufgeregt und besteht darauf, dass ich mich irgendwo verstecke, bis er alles wieder in Ordnung gebracht hat. Dauernd sprach er davon, dass Stanton Grainger einen Killer auf mich angesetzt haben könnte. Und jedes Mal wurde Tante Josephine hysterisch und jammerte etwas vom Carlisle-Fluch, der sich nun erfüllt.“ Monty lehnte sich zurück und ließ sich den Wind durch das kastanienbraune Haar wehen.
„Ich wusste gar nicht, dass Sie so viel Ärger hatten“, meinte Eve mitfühlend.
„Aber Sie müssen den Trubel doch mitbekommen haben. Eine ganze Woche lang haben die beiden auf mich eingeredet. Mir ist rätselhaft, warum Sie nicht auf der Stelle gekündigt haben. Ehrlich gesagt, ich war froh wegzukommen, und ein verlassenes Schloss in Frankreich klang ganz reizvoll.“
„Ich … brauche diesen Job.“
Monty wurde schlagartig ernst. Sie wusste, dass sie keine einfache Chefin war. „Sie arbeiten jetzt schon … vier, fünf Monate für mich, Eve. Zahle ich Ihnen eigentlich ein gutes Gehalt?“
Eve betrachtete ihre Hausschuhe. „Ich bin jetzt fünf Monate bei Ihnen und sehr zufrieden mit dem, was ich verdiene, Miss Carlisle. Wirklich.“
Monty warf ihr einen verärgerten Blick zu. „Sie sollen mich nicht so nennen. Noch ein Ausrutscher, und Sie können sich einen neuen Job suchen. Vergessen Sie nicht, mein Name ist Eve und Ihrer …“
Eve knabberte bekümmert an der Unterlippe und seufzte schuldbewusst. „Lautet Ihr Name wirklich Montgomery?“
„Ja. Es ist der Mädchenname meiner Ururgroßmutter. Die Familientradition verpflichtet uns Carlisles, ihn von Generation zu Generation weiterzugeben. Deshalb bin ich auch noch nicht verheiratet. Ich möchte es keinem Kind antun, diesen Namen tragen zu müssen.“
Eve sah sie mit großen Augen an. „Sie sind verpflichtet, Ihr Kind auf den Namen Montgomery taufen zu lassen?“
„Nein, laut Familiengesetz bekommt es den Namen Napoleon. Aber meine Enkel würden Montgomery heißen. Jedes einzelne davon. Montgomery, der Sechste, Siebte oder Achte. Ein schrecklicher Gedanke, finden Sie nicht auch?“
„Das könnte ziemlich verwirrend werden.“
Monty sah wieder auf den Garten hinunter. Schade, dass ihre Sekretärin überhaupt keinen Sinn für Humor hatte und sie mit ihr über keinen Scherz lachen konnte.
„Ich wünschte, Sie würden sich nicht so auf die Brüstung stützen“, sagte Eve. „Wenn Ihnen etwas zustößt, während wir hier sind, würde ich es mir nie verzeihen.“
„Was soll mir denn zustoßen?“ Monty beugte sich wieder hinüber. Ein Sturz auf die Felsen zwischen dem Schloss und dem Garten wäre mit Sicherheit tödlich. Doch das sagte sie nicht. Eve war auch so schon ängstlich genug. „Bestimmt würde ich mitten in einem Dornenbusch landen und mit einigen Kratzern davonkommen. Es wäre blamabel und mir schrecklich peinlich, aber mehr würde nicht passieren. Sie machen sich zu viele Sorgen, Eve.“
„Aber der Carlisle-Fluch …“
„Ist Unsinn. Wie alle anderen Geschichten, die Tante Josephine immer erzählt. Außerdem haben sie und Onkel Edwin mich hergeschickt, damit ich meinen siebenundzwanzigsten Geburtstag erlebe. Oder sieht der Fluch vor, dass ich genau an meinem Freudentag ein tragisches Ende nehme? Ich vergesse es immer.“ Sie legte die Hände ineinander und sog die herrlich frische Morgenluft ein. „Kommen Sie her, Eve. Sehen Sie sich den Garten an. Ich wette, er war früher einmal wunderschön.“ Sie zeigte auf ein Labyrinth aus ungepflegten Hecken. „Schauen Sie, das könnte ein Irrgarten sein.“
Eve rührte sich nicht von der Stelle. „In einem Irrgarten kann man sich verlaufen.“
„Man kann sich auch verlaufen, wenn man in diesem alten Kasten ein Badezimmer sucht.“
„Neben meinem Schlafzimmer befindet sich eins. Dem Himmel sei Dank, dass einer Ihrer Vorfahren wenigstens diesen Flügel des Schlosses modernisiert hat.“
„Meine Großeltern lebten einige Jahre hier. Ich glaube, meine Eltern haben einen Teil ihrer Flitterwochen hier verbracht. Aber nach ihrem Tod geriet das
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