BIANCA EXKLUSIV Band 0171
wenn du mich vorher aufgeklärt hättest.“ Er hob ihr Kinn an. „Dein erstes Mal hätte etwas Besonderes sein müssen. Mit einem Mann, den du liebst.“
Es war etwas Besonderes – bis jetzt, erwiderte sie im Stillen. Shannons Augen füllten sich mit Tränen.
„Um Himmels willen, weine nicht!“ Michel nahm Shannon in die Arme und drückte sie einen Moment an sich. „Ich fühle mich schon schlecht genug.“
„Vergiss es, Michel. Jetzt lässt es sich nicht mehr ändern. Hast du ein T-Shirt, dass ich auf der Rückfahrt anziehen könnte?“
„Selbstverständlich. Ich finde etwas für dich.“ Er schaute sie nachdenklich an. „Ich glaube, das einzig Ehrenvolle wäre jetzt, dich zu fragen, ob du meine Frau werden willst. Aber das würden wir beide bedauern.“
Sein leidenschaftsloser Ton verletzte sie. Er würde es also bedauern. „Ich erwarte nicht, dass du mich heiratest. Fürchtest du, ich könnte für Ärger sorgen und dir einen schlechten Ruf bereiten? Ich habe es nicht nötig, jemanden in die Falle zu locken, damit er mich heiratet.“
„Das glaube ich gern.“ Sein Blick ruhte auf ihrem wunderschönen Gesicht.
„Du brauchst mir nicht zu schmeicheln, Michel. Was geschehen ist, war ein Fehler. Aber ich würde dich nicht mal heiraten, wenn du mich darum bittest. Warum sollte ich hier in diesem kleinen, abgelegenen Land leben wollen? So charmant bist du nun auch wieder nicht.“
„Ich habe dich verletzt, und ich bitte dich um Entschuldigung. Als ich sagte, wir würden es bedauern, hatte das auch seinen Grund. Du sprachst mal davon, dass du dir eine große Familie wünschst …“
„Was hat das damit zu tun?“
„Ich kann keine Kinder zeugen.“
Hatte sie richtig gehört? Sie konnte es nicht fassen.
„Ich war genauso geschockt, als man es mir sagte, wie du jetzt“, gestand Michel bitter.
„Ist in deiner Kindheit irgendetwas passiert? Ich meine, hattest du eine Kinderkrankheit, Mumps zum Beispiel?“
„Nein, ich habe es erst kürzlich durch Zufall herausgefunden. Damals stolperte mein Pferd. Obwohl ich nicht verletzt war, bestand mein Arzt auf einer Generaluntersuchung. Dabei wurde festgestellt, dass ich meinen Wunsch, Kinder zu haben, aufgeben muss. Der Spermenanteil bei mir ist zu gering.“
„Gibt es denn keine Spezialisten, die dir helfen könnten?“
„Alles wurde versucht. Aber ich will mich nicht länger quälen. Nur die Ärzte wissen Bescheid, und die sind zum Schweigen verpflichtet. Ich wäre dir dankbar, wenn du mein Vertrauen ebenfalls respektieren würdest.“
„Selbstverständlich.“
„Nicht mal meinem Bruder habe ich das erzählt, obwohl Devon früher oder später informiert werden muss. Sobald er sich verlobt, plane ich, zu seinen Gunsten abzudanken.“ Michel lächelte. „Ich erzähle dir das alles nur, weil ich meine, es dir schuldig zu sein.“
Shannon war zum Weinen zumute. „Falls es dir hilft, Michel, ich bereue nicht, was heute geschah. Mein erstes Mal hätte nicht bewegender sein können.“
8. KAPITEL
Shannon war froh, noch vor Marcie und Devon auf dem Schloss einzutreffen. Nach dem, was geschehen war, hatte sie kein Interesse an leichter Unterhaltung.
Während sie sich in dem luxuriösen geräumigen Badezimmer in der Wanne ausstreckte, gab sie sich im Geiste noch mal den aufwühlenden Erinnerungen hin. Hätte Michel sie gebeten, seine Frau zu werden, wenn dieses Problem nicht existierte? Michel schien wirklich etwas für sie zu empfinden, sonst hätte er ihr das Geheimnis nicht anvertraut, das er sogar vor seinem Bruder hütete.
Oder hatte er ihr das Geheimnis nur anvertraut, weil er meinte, etwas gutmachen zu müssen? Dann hätte er sie um ihre Hand gebeten, weil er ein Ehrenmann war, nicht weil er sie liebte.
Shannon fragte sich auch, ob sie seinen Antrag überhaupt akzeptieren wollte. Wenn sie, was selten vorkam, sich ein Bild ihres zukünftigen Ehemannes vorstellte, blieb dessen Gesicht immer im Dunkeln. Der Rest des Bildes stand ihr deutlich vor Augen. Sie sah sich inmitten einer Kinderschar, die sie liebevoll umarmte und küsste. Würde sie diesen Traum aufgeben können?
Anders als Shannon, versuchte Michel diesen aufrüttelnden Nachmittag mit Arbeit zu verdrängen. Dennoch hatte er immer wieder Shannons ausdrucksvolles Gesicht vor Augen, manchmal übermütig lachend, manchmal glücklich strahlend.
Er stöhnte leise auf und ging zum Fenster. Warum hatte er nicht gespürt, wie unschuldig sie war? Wie konnte er ahnen, dass eine so auffallend
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