BIANCA EXKLUSIV Band 0171
ich nicht leben, Seb. Bitte mich nicht, es zu tun.“
Sie sah ihm nicht in die Augen. Er wusste, wenn er sie jetzt berührte, würde sie aufstehen und davongehen. Sie war verletzt, erschöpft und unfähig, ihm zu glauben, dass er sie wirklich wahrhaftig liebte. Und er konnte nichts tun, um es ihr zu beweisen. Zorn stieg in ihm auf, aber er sagte nichts. Was hätte er auch sagen sollen? Er hatte ihr seine Liebe offenbart, und sie hatte sie zurückgewiesen.
„Ich gebe dir das Schloss“, fuhr sie leise fort. „Und auch die Mittel, um es zu restaurieren.“ Sie hob die Hand, als er etwas erwidern wollte. „Bitte, sei nicht gekränkt. Die Carlisles haben deiner Familie viel gestohlen. Dies ist eine Wiedergutmachung, kein Geschenk. Wenn die Restaurierung abgeschlossen ist, kannst du das Schloss dem französischen Kultusministerium übergeben oder es für dich, deine Kinder und deren Kinder behalten. Das Einzige, worum ich dich bitte, ist der Wandteppich in meinem Schlafzimmer. Der mit der Heiligen Johanna von Orléans.“
Ihre Worte trafen ihn wie eine Ohrfeige, und Sebastian wollte sie schütteln, um den Eispanzer zu sprengen, der sie umgab. Sie wollte ihm das Schloss schenken, als Wiedergutmachung für die Sünden der Carlisles. Wortlos stand er auf. Es musste alles an Willenskraft aufbieten, um ihr nicht noch mehr wehzutun und das Geschenk zurückzuweisen. Stattdessen verbeugte er sich kurz und ging mit schweren Schritten davon. Sein verletzter Stolz und das gebrochene Herz raubten ihm fast den Verstand.
Monty sah ihm nach und wünschte, sie könnte ihn zurückrufen und mit ihrer Liebe seine Trauer vertreiben. Vielleicht wollte sie ihn auch nur aufhalten, um das Gefühl der Leere in ihr zu bekämpfen. Aber darauf kam es jetzt nicht mehr an. Sie hatte ihren Reichtum zwischen sie beide gestellt und damit eine Mauer errichtet, die er nicht überwinden konnte.
Es war der Vorabend ihres siebenundzwanzigsten Geburtstags, sie war noch am Leben, aber ihr Herz war gebrochen.
12. KAPITEL
Monty erwachte schreckartig und setzte sich im Bett auf. Ihr Herz raste, der Puls dröhnte in den Ohren, und ihre Finger hatten sich in die Decke gekrallt. „Sebastian?“, flüsterte sie, als könnte sie dadurch bewirken, dass er am Fußende des Betts erschien. Doch als Antwort kam nur drückende Stille.
Sie seufzte tief und suchte in der Dunkelheit nach etwas Außergewöhnlichem … als wäre in diesem Schloss irgendetwas nicht außergewöhnlich. Es war ein vernachlässigtes, aber noch immer faszinierendes Museum der ereignisreichen französischen Geschichte. Monty bedauerte zutiefst, dass sie nicht persönlich mithelfen konnte, ihm neues Leben einzuhauchen.
Die Schatten neben der Tür zum Korridor waren ihre Reisetaschen, fertig gepackt für den Aufbruch am frühen Morgen. Sie warf einen Blick auf den Wecker, den sie auf den Nachttisch gestellt hatte. Eine Minute nach Mitternacht. Dies war ihr Geburtstag, und sie würde nach Hause fahren. Aber wo war ihr Zuhause, jetzt, da sie ganz allein war? Tante Josephine, Onkel Edwin und Sophie würden nicht mehr da sein, wenn sie heimkam. Ihre Familie war eine Illusion gewesen, mehr nicht. Und sie hatte es irgendwie geschafft, ihr Ende zu überleben.
Sie würde das Schloss verlassen, ihren Stolz bewahren und nicht mehr hoffen, dass Sebastian sie wirklich geliebt hatte. Das waren die Herausforderungen, vor denen sie stand und die sie an ihrem Geburtstag bewältigen musste. Das waren die Schlachten, die sie noch zu schlagen hatte.
„Warum ist alles so schwer?“, flüsterte sie und starrte auf die Heilige Johanna an der Wand, als könnte die Gestalt auf dem Wandteppich ihr einen Rat geben. „Hättest du einen anderen Kampf gekämpft, wenn du gewusst hättest, dass du ihn verlierst?“
Monty konnte den Wandteppich nicht erkennen, aber sie wusste, dass er eine Siegerin zeigte, nicht die Verliererin, zu der Johanna letztendlich geworden war. War es eine Niederlage, daran zu glauben, dass man eine Zukunft hatte? Die Ungewissheiten des Lebens mit Mut und Zuversicht anzugehen?
Johanna antwortete nicht. Aber jemand anderes tat es. Aus der Ferne kam ein Geräusch, so leise, dass Monty sich fragte, ob sie es tatsächlich gehört hatte. Ein Laut. Ein Ruf, der geisterhaft durch die Nacht drang.
Montgomery Carlisle …
Die Geheimtür öffnete sich langsam, und Monty sah eine brennende Kerze. Die Flamme schien Wärme und Geborgenheit zu versprechen. Ohne sie aus den Augen zu lassen, stand Monty
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