BIANCA EXKLUSIV Band 0171
Irrgartens rascheln, und Monty rieb sich fröstelnd die Arme. Sie wartete auf Sebastian. Sie wusste, dass er sie hier suchen würde. Sie wusste auch, was er sagen würde. Er würde ihr sagen, dass er sie liebe.
Sie sah zu den Türmen des Schlosses hinauf und lächelte wehmütig. Aber seine Liebe gehörte dem Schloss, in dem seine Vorfahren gelebt hatten und gestorben waren. Er war viel tiefer in der Geschichte verwurzelt als sie. Die Carlisles hatten den de Vergilles nur Probleme bereitet. Ob sie Sebastian etwas bedeutete oder nicht, er würde alles tun und sagen, um den Stammsitz seiner Familie wiederzubekommen. Vielleicht wusste er es noch nicht, aber sie war absolut sicher.
Sie freute sich nicht auf das Treffen mit ihm. Sie wollte nicht hören, wie er von Liebe und Bindung sprach. Sie konnte nicht mit ihm leben und sich beständig fragen, ob er sie auch lieben würde, wenn sie nicht reich wäre. Natürlich konnte sie ihm das Schloss zurückgeben und die vollständige Restaurierung bezahlen. Und was dann? Wäre es ihr lieber, wenn er aus Dankbarkeit bei ihr blieb?
Nein. Es würde nicht funktionieren. Das wusste sie mit einer Gewissheit, die ihr ihr gebrochenes Herz gab.
Vertrauen. Egal, welche Schwüre abgegeben wurden und wie tief die Liebe war, ohne Vertrauen war eine Beziehung sinnlos. Vertrauen. Sie war immer zu freigebig damit umgegangen. Aber jetzt würde sie nie wieder jemandem vertrauen, denn es schmerzte zu sehr, wenn man verraten wurde.
„Sieh da, eine Blume blüht in Lilys Garten.“ Sebastian näherte sich dem Pavillon mit einem zaghaften Lächeln. Das Haar fiel ihm auf die Schultern, und Monty sehnte sich danach, darin zu wühlen, ihn zu küssen und sich nur für einen Moment von ihm trösten zu lassen. Doch sie rückte nur zur Seite, damit er sich neben sie auf die Stufe setzen konnte.
„Sie sind fort“, berichtete er. „Dein Onkel hat dafür gesorgt, dass Eves Leiche in die Vereinigten Staaten überführt wird. Er hat heute Morgen lange mit dem amerikanischen Botschafter telefoniert, aber ich weiß nicht, worüber sie gesprochen haben.“
„Und Tante Josephine?“, fragte Monty leise. „Hat sie etwas zu dir gesagt?“
„Nein. Sie war sehr still. Wie Sophie. Milton warf Charlotte ein paar Dinge an den Kopf, als er in der Halle an ihr vorbeikam, aber sie hat ihn in die Schranken gewiesen.“
„Ich habe das Personal entlassen, das Edwin aus Paris mitgebracht hat, und Charlotte und Louis gebeten zu bleiben. Sie werden mir helfen, die fehlenden Gegenstände aufzulisten. Wahrscheinlich werden wir nicht alle zurückbekommen, aber vielleicht können wir einige für die Restaurierung des Schlosses auftreiben.“
„Du hast vor, das Schloss zu restaurieren?“, fragte er erstaunt.
Sie lächelte. „Nein. Du hast es vor.“
Er zögerte. „Ich möchte den Garten in seinen ursprünglichen Zustand versetzen“, sagte er mit nachdenklichem Gesicht. „Ich hatte gehofft, dass du mich das noch zu Ende bringen lässt, aber das Schloss … Ich glaube nicht, dass ich dazu qualifiziert bin. Es wäre ein gewaltiges Projekt. Und allein die Kosten …“
„Ich habe eine Menge Geld, Sebastian. Wusstest du das nicht?“
Seb wusste, dass sie ihn herausfordern wollte. „Möchtest du, dass ich dich anlüge, Monty?“
„Nein.“ Sie faltete die Hände. „Lass uns nicht mehr lügen, Seb. Bitte, sei ehrlich zu mir, wenigstens das.“
„Ehrlich?“, wiederholte er. „Und wenn ich das bin, wirst du mir glauben? Ich liebe dich, Monty. Ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen, dich heiraten und immer mit dir zusammen sein. Aber noch während ich dir das sage, weiß ich, dass du es für eine Lüge hältst.“
„Nein, Seb. Aber ich weiß, dass das, was du für mich empfindest, an dieses Schloss gebunden ist. An die längst vergangenen Taten unserer Urgroßeltern. Und an die Tatsache, dass du der rechtmäßige Erbe dieses Anwesens bist, nicht ich.“
„Das Schloss spielt überhaupt keine Rolle.“
„Natürlich tut es das. Du bist nicht hier, um den Garten zu restaurieren. Du bist hier, um ein Stück deiner Vergangenheit wiederzufinden. Vielleicht suchst du wirklich nur nach dem Pokal und willst nicht mehr als ihn. Aber wenn ich bleibe und unsere Beziehung fortsetze, könnte ich niemals sicher sein, ob es dir um mich geht. Ich müsste mich immerzu fragen, ob du mich auch lieben würdest, wenn ich nicht Montgomery Carlisle wäre.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, mit der Ungewissheit will
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