BIANCA EXKLUSIV Band 0171
beim Empfang. Mit ihrer lockeren Art hatte sie sogar den wortkargen Botschafter Charmaneau aus der Reserve gelockt, was ihr von den Prinzen ein Lob einbrachte.
„Das war nicht schwer“, meinte Marcie. „Du erkundigst dich nach ihren Familien oder Hobbys. Die Leute sprechen liebend gern über sich selbst. Der Botschafter erzählte mir von seinem Enkel. Der Junge ist ein richtiger kleiner Teufel, und die Eltern wissen nicht, wie sie mit ihm fertig werden sollen.“
Devon staunte. „Ich kann nicht glauben, dass er Ihnen etwas so Privates erzählt hat.“
„Warum nicht? Er hatte sich geärgert und brauchte jemanden zum Reden. Mit Ihnen, Devon, konnte er wohl kaum darüber sprechen.“
„Oder mit Michel“, warf Shannon ein. „Junggesellen machen sich nichts aus Kindern.“
„Ehrlich gesagt, Michel kann sehr gut mit Kindern umgehen“, stellte Devon richtig. „Viele von unseren Freunden haben ihn als Paten ausgewählt.“
Aber Shannon hatte Michels mangelndes Interesse für Kinder schon zuvor bemerkt. Sie vermutete, seine Hauptfunktion als Pate bestand im Übersenden von wundervollen Geschenken.
Während des Dinners in einem gemütlichen, weniger prunkvollen Speisezimmer griff Devon seinen Plan von einem festlichen Abendessen mit Tanz erneut auf.
„Ich denke an Sonntag“, sagte er. „Bist du Sonntagabend frei, Michel?“
„Ich werde dafür sorgen“, antwortete sein Bruder.
„Lässt sich in so kurzer Zeit eine große Party arrangieren?“, fragte Marcie erstaunt.
„Das gehört zu unseren Vergünstigungen“, meinte Devon lachend. „Die Leute schlagen selten eine Einladung zu einer Party bei uns aus.“
„Sie wissen also nie, ob Ihre Gäste freiwillig kommen oder sich gezwungen fühlen.“
„Wir haben gelernt, damit zu leben.“ Michels Lächeln wirkte ein wenig aufgesetzt.
Zum ersten Mal sah Shannon, dass auch ein Leben in unglaublichem Luxus und mit vielen Privilegien seinen Preis hatte. Wirkte Michel aus diesem Grund oftmals so unnahbar? War er deshalb nie ernsthaft längere Zeit mit einer Frau liiert gewesen?
Unsinn, sagte sie sich. Wer würde Michel nicht haben wollen? Mit oder ohne Geld? Ihr Atem beschleunigte sich, als sie ihm ins lachende attraktive Gesicht sah. Er war ein Mann, den nichts auf der Welt verunsichern konnte.
Dennoch lehnte sie Michels Angebot ab, noch einen Drink nach dem Essen zu nehmen. „Ich würde sofort einschlafen. Der Tag war sehr ausgefüllt.“
„Dann gehen wir heute alle früher schlafen. Morgen wird wieder ein langer Tag.“
„Ich freue mich schon auf die Zeremonie“, sagte Shannon.
„Ich freue mich auch, dass Sie kommen. Dann können Sie sehen, dass ich mich auch hin und wieder königlichen Geschäften widme.“
„Ich fürchte, wir haben Ihnen dafür in diesen Tagen nicht genügend Zeit gelassen.“
„Ich wüsste nicht, was ich lieber getan hätte“, entgegnete der Prinz mit einem verführerischen Lächeln.
Ein wunderschöner Abend in entspannter Atmosphäre ging zu Ende, als sie bald darauf aufbrachen und auf ihre Zimmer gingen.
Shannon lag schon im Bett, als das Telefon läutete. Sie vermutete, es müsste Michel sein, nur, warum sollte er anrufen? Sie waren doch eben erst auseinandergegangen. Vielleicht wollte er den Abend doch noch nicht beenden? Was sollte sie sagen?
„Hatte ich nicht recht mit dir und Michel“, tönte Marcies Stimme aus dem Hörer. „Er ist ganz hingerissen von dir.“
„Rufst du mich deshalb an?“
„Das konnte ich schließlich nicht in seiner Gegenwart sagen, oder?“
„Ich weiß nicht, wie ich dir beibringen soll, dass du völlig falschliegst, Marcie. Michel ist der perfekte Gentleman. Er hat noch kein einziges zweideutiges Wort gesagt.“
„Das habe ich auch nicht erwartet. Er hat eben Klasse.“
„Dann ist deine Warnung, denn als solche soll ich deinen Anruf sicher werten, völlig überflüssig.“
„Ein Typ kann Klasse haben und trotzdem ein geschickter Stratege sein. Die Männer sind alle gleich, egal, ob Prinz oder einfacher Bürger. Wenn du mehr Erfahrung hättest, wäre dir das klar.“
„Glaubst du, bisher hätte es noch keiner bei mir versucht? Meinst du, ich wüsste nicht, was sie von mir wollen? Wenn ich es vorziehe, keinen Sex zu haben, bin ich deshalb doch nicht blöd“, erwiderte Shannon trocken. „Nun kennst du den Grund, warum ich nicht mit dir über dieses Thema gesprochen habe.“
„Es sollte nicht so herablassend klingen.“ Marcie versuchte einzulenken. „Du kennst viel
Weitere Kostenlose Bücher