BIANCA EXKLUSIV Band 0173
ihr.
Unbehaglich trat er von einem Bein aufs andere und räusperte sich schließlich. „Es war ein Fehler.“
Entsetzt starrte Sherry ihn an. Noch nie im Leben hatte sie sich so allein gefühlt. Plötzlich waren sie meilenweit voneinander entfernt. „Wie bitte?“, erwiderte sie heiser.
„Die Sache ist uns ein bisschen außer Kontrolle geraten“, erklärte er hilflos. „Es war nett, aber …“
Sie presste ihr Baby an sich, riss die Augen auf und starrte ihn ungläubig an. „Nett? Du fandest die letzten Wochen nett?“
„Ja“, wiederholte er betont. Am liebsten wäre er auf der Stelle im Erdboden versunken. „Aber ich glaube, wir sollten es besser beenden. Letzte Nacht habe ich dir Dinge erzählt …“
Abrupt unterbrach er sich, weil er nicht wusste, wie er den Satz beenden sollte. Er wusste nur, dass er sich bedroht fühlte. Und er hasste dieses Gefühl. Welcher Teufel hat dich eigentlich geritten, fluchte er in sich hinein, ihr solche Geschichten zu erzählen, obwohl du weißt, dass sie mit Leib und Seele Journalistin ist?
Sein Blick verfinsterte sich. „Wenn ich auch nur ein Wort, das dir zu Ohren gekommen ist, gedruckt sehe, dann werde ich deine Zeitung mit einer Prozesslawine überziehen, die du dir in deinen kühnsten Träumen nicht ausdenken kannst. Und wenn meine Anwälte mit den Bedford World News fertig sind, werdet ihr ruiniert sein.“ Sin-Jin konnte sich nicht mehr stoppen. „Ich werde es nicht zulassen, dass du in meine Privatsphäre eindringst.“
Sherry war wie betäubt. Es fühlte sich an, als hätte er ihr bei lebendigem Leibe das Herz herausgerissen. „Deine Privatsphäre? Es geht dir also um deine Privatsphäre?“, echote sie benommen. „Zum Teufel mit deiner Privatsphäre, John Fletcher. Oder St. John Adair. Oder wie auch immer du dich nennen willst. Und zum Teufel mit dir.“
Dann drehte sie ihm den Rücken zu und ging zurück ins Kinderzimmer.
Am liebsten wäre er ihr nachgerannt, hätte sie in die Arme genommen und sich entschuldigt. Aber es war besser so. Besser für sie und besser für ihn.
Sin-Jin ließ die Tür krachend ins Schloss fallen.
Es war so laut, dass sie erzitterte, als sie Johnny in die Krippe zurücklegte. Sherry biss sich auf die Unterlippe, um nicht in Tränen auszubrechen.
Er wartete darauf, dass seine Lebensgeschichte in der Zeitung erschien. Zehn Tage lang. Von Tag zu Tag wurde er unruhiger. Seine Entscheidung kam ihm immer sinnloser vor. Hatte er sich am Ende getäuscht?
Nein.
Doch.
Er wusste es nicht.
Sin-Jin hatte sich in die Arbeit gestürzt. Er war morgens der Erste und abends der Letzte. Oft war er unbeherrscht und aufbrausend. Jeder, der ihm in die Quere kam, lief Gefahr, angebrüllt zu werden. Sin-Jin bedauerte sein Verhalten, aber er hatte einfach die Kontrolle verloren.
Der Alltag wurde ihm zur Hölle.
Nach der zehnten schlaflosen Nacht gab er den Kampf gegen die Dämonen auf. Er beschloss, in seinem Leben gründlich aufzuräumen und befahl sich, Sherry anzurufen und sie um Entschuldigung zu bitten.
Sie war nicht zu Hause.
Er versuchte es wieder und wieder, so lange, bis die Stimme auf ihrem Anrufbeantworter beinahe eine Wutattacke in ihm auslöste. Nach unzähligen weiteren Versuchen schmiss er den Hörer auf die Gabel und überlegte, ob er persönlich zu ihr nach Hause fahren und ihre Tür belagern sollte. Es kostete ihn weniger Mühe, ein Unternehmen aufzukaufen, als diese Frau ausfindig zu machen. Verdammt noch mal, wo steckt sie bloß? fluchte er leise in sich hinein.
Das Telefon klingelte. „Sind Sie für Rusty Thomas zu sprechen?“, wollte Mrs. Farley wissen. „Er behauptet, dass er ein Freund von Sherry Campbell ist.“
Plötzlich krampfte sich sein Magen schmerzhaft zusammen. Sin-Jin streckte die Hand nach dem Hörer aus. „Stellen Sie’s durch.“
Der Mann am anderen Ende begann sofort zu sprechen. „Mr. Adair, ich bin ein Freund von Sherry“, erklärte Rusty. „Wenn sie erfährt, dass ich Sie anrufe, dreht sie mir bestimmt die Gurgel um. Aber ihr Sohn ist ins Krankenhaus gekommen.“
„In welches Krankenhaus? Und warum?“, fragte Sin-Jin und sprang unwillkürlich auf.
„Blair Memorial“, meinte Rusty. „Irgendetwas mit dem Herzen stimmt nicht …“
Sin-Jin legte auf. Mit aschfahlem Gesicht schaute er Mrs. Farley an. „Lassen Sie den Wagen vorfahren. Ich warte in der Lobby“, befahl er und rannte hinaus. „Und übergeben Sie Carver das Kommando.“
An die Fahrt konnte Sin-Jin sich später
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