BIANCA EXKLUSIV Band 0173
bahnen versuchte. „Sie sind … nicht zufällig … Tierarzt?“
Tief in seinem Innern fragte er sich immer noch, ob sie ihm die Sache nicht doch vorspielte, um so viel wie möglich über ihn in Erfahrung zu bringen. Er verstand ein bisschen was von Medizin, aber das musste sie nicht unbedingt wissen. Jedenfalls jetzt noch nicht.
„Nein. Aber kennen Sie denn nicht die Horrorstorys von Frauen, die drei Tage und länger in den Wehen gelegen haben?
„Ich erlebe … gerade … meine eigene … Horrorstory … bringe … ein Kind … zur Welt … ohne Arzt.“
Er schaute ihr die direkt in die Augen. „Sie bringen kein Kind zur Welt“, erwiderte er mit fester Stimme.
„Ich kenne … meinen … Körper ganz … genau“, schnappte sie nach Luft. „Er … stößt … das fremde Wesen … aus … in diesem …Fall … ein Babyyy!“
Er zuckte zusammen, als sie sich plötzlich krampfartig nach vorn gebeugt und ihm die letzte Silbe ins Ohr geschrien hatte. Sin-Jin beobachtete, dass die Schweißperlen auf ihrer Stirn dichter wurden. Nachdenklich schaute er sich um. „Okay. Dann sollten wir festhalten, dass die Wehen bei Ihnen verfrüht eingesetzt haben.“
Es war ein Gefühl, als ob man sie an Armen und Beinen gepackt hätte und auseinanderreißen wollte. Wie soll ich das nur aushalten? überlegte sie panisch.
„Ich will … nicht streiten … will nur … dass es vorbei ist.“ Sie umklammerte seine Hand noch fester und versuchte, sämtliche Kräfte zu sammeln. „Sind Sie … sicher … dass Sie … keine Hilfe … rufen können?“
Sin-Jin hatte sich entschieden. Sie spielte kein Theater. Aber war die Lage wirklich so ernst, wie sie es glaubte?
„Kommen Sie“, ermunterte er sie und fasste sie am Arm, „ich fahre Sie in die Klinik.“
Obwohl er sie tatkräftig unterstützte, versagten Sherrys Knie ihren Dienst. Kaum hatte sie sich erhoben, ging sie zu Boden. „Keine … Zeit … mehr.“
„Sie scherzen nicht.“ Das war keine Frage, sondern eine resignierte Feststellung.
Sherry begriff, was er andeuten wollte, und im Moment wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass er recht haben möge. „Ich … brauche … die Story … nicht … so dringend.“
„Okay, ich glaub’s Ihnen.“ Sin-Jin kniete immer noch neben dem Sofa auf dem Boden. Er zog die Decke herunter, die auf der Armlehne lag, und breitete sie auf dem Boden aus, während er sie abstützte. „Wir sollten versuchen, Sie aus Ihrer Jacke herauszukriegen.“ So vorsichtig wie möglich streifte er ihr den schweißnassen Parka vom Oberkörper. Das war der endgültige Beweis, dass sie ihn nicht hinters Licht führen wollte. So konnte niemand schwitzen, der nicht wirklich in Not war. Er griff nach einem Sofakissen und legte es an die Stelle, wo er ihren Kopf platzieren wollte.
Sie lehnte sich gegen ihn. „Was … machen … Sie … da?“
Sanft strich er ihr das Haar aus der Stirn, bevor er versuchte, sie auf die Decke zu manövrieren. „Nichts. Sie müssen sich um nichts kümmern. Ich fange nur den Ball auf, den Sie mir zuwerfen werden.“
Sherry hechelte, als eine Wehe sie übermannte, und entspannte sich schließlich wieder. „Sie … spielen … Football?“
„Ich habe gespielt“, korrigierte Sin-Jin und erhob sich. Erschrocken riss Sherry die Augen auf und griff nach seinem Arm. „Ich gehe mir nur die Hände waschen.“
Sie ließ ihn keine Sekunde aus den Augen, während er in die Küche ging. Immerhin lag ihr Schicksal in den Händen eines Mannes, von dem die Welt so gut wie nichts wusste. Wenn man davon absah, dass er rücksichtslos vorging, wo immer er es für notwendig hielt. Keine verlockende Aussicht. „Wissen Sie … was … Sie zu … tun haben?“
Eilig wusch er sich die Hände. „Sicher besser als Sie“, meinte er, trocknete sich ab und kam zu ihr zurück.
„Woher?“
„Hören Sie eigentlich nie auf zu recherchieren?“, fragte er kopfschüttelnd.
Die Wehe ließ nach. Sie hatte Zeit, tief durchzuatmen, aber auch das heftige Atmen wirbelte ihre Gedanken durcheinander. Schon flutete die nächste Wehe durch ihren Körper, heftiger, schmerzhafter und schneller als je zuvor. „Im Moment … bin ich … eine verängstigte … Frau … die ein … Kind zur Welt … bringt … hundert Meilen … entfernt von jeder … Zivilisation … mit einem Mann … den man den Hai … der Wirtschaft … nennt.“
Weil er Mitleid hatte, gewährte er ihr einen kurzen Einblick in seine Privatsphäre. „Ich habe ein wenig
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