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BIANCA EXKLUSIV Band 0173

BIANCA EXKLUSIV Band 0173

Titel: BIANCA EXKLUSIV Band 0173 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JEAN BRASHEAR PATRICIA KAY MARIE FERRARELLA
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den ihre Eltern miteinander wechselten.
    Sie öffnete die Tür zum Kinderzimmer und bat Sin-Jin mit einer Handbewegung hinein. Amüsiert beobachtete sie, dass er auf Zehenspitzen hineinschlich, um keinen Lärm zu machen. Er lehnte sich auf das Bettgitter und betrachtete das Baby.
    „Er sieht noch zarter aus als im Krankenhaus“, flüsterte er ihr zu.
    Sein Flüstern klang aufregend und sexy. Es war, als ob die Worte über ihre Haut tanzten. Sie beugte sich ein wenig zu ihm hinüber, um nicht lauter sprechen zu müssen.
    „Das liegt daran, dass die Wiege so groß ist. Er wirkt wie ein Zwerg.“ Mein Baby ist wirklich klein und zart, dachte sie insgeheim. „Für mich bedeutet das nur, dass er seine Babysachen länger tragen kann.“
    „Denkst du immer so positiv?“
    „Immer“, bestätigte sie lächelnd. „Es macht nur unglücklich, wenn man sich auf das Negative konzentriert. Und führt garantiert zu nichts.“
    „Man ist vielleicht besser auf das Unglück vorbereitet, wenn es eintritt.“
    „Aber wenn es nicht eintritt, hat man eine Menge Zeit verschwendet“, hielt sie dagegen.
    „Und wenn es doch schiefgeht?“
    „Dann“, meinte sie und zuckte die Schultern, „dann hast du dir wenigstens die Hoffnung nicht nehmen lassen. Und deshalb geht es dir besser.“
    Die Frau ist außergewöhnlich intelligent, dachte er insgeheim. Und trotzdem bleibt sie optimistisch. Er lebte in einer Welt, in der es nur um Zahlen, Daten und Fakten ging und wo man stets mit dem Schlimmsten zu rechnen hatte. In seinen Augen war ihre Haltung unkonventionell – und ungeheuer attraktiv.
    Höchste Zeit zu gehen.
    Sherry beobachtete, dass er auf die Uhr schaute und wunderte sich darüber, dass er eine Uhr trug, die ganz offensichtlich auch schon bessere Tage gesehen hatte. Das schwarze Armband war abgetragen und an mehreren Stellen beschädigt. Es war ganz und gar nicht sein Stil.
    Sin-Jin hatte ihren Blick bemerkt. Er ließ den Ärmel seines Jacketts wieder hinuntergleiten, nicht, um die Uhr zu verbergen, sondern um sie zu schützen.
    „Sie hat meinem Onkel gehört.“
    Es war das zweite Mal, dass er ein Mitglied seiner Familie erwähnte. „Der Onkel, der Arzt war?“
    Eigentlich hätten jetzt sämtliche Alarmglocken in seinem Kopf schrillen müssen, aber es blieb ruhig. „Ja. Er hat sie mir vermacht, bevor er gestorben ist.“
    „Sieht mir nicht nach einem großen Erbe aus.“
    Er dachte an das Foto seines Onkels, das er immer in seiner Brieftasche bei sich trug. Der Mann sah aus wie ein alternder Hippie. Das lange graue Haar hatte er zu einem Pferdeschwanz gebunden. Er trug einen Bart, ein Karohemd und Jeans, die auch schon bessere Tage gesehen hatten. Sein Onkel bedeutete ihm mehr als alle anderen Familienmitglieder zusammen. „Sein Erbe ist nicht von dieser Art.“
    „War er Arzt?“
    Sin-Jin stieg vor ihr die Treppe hinunter. „Er gehörte zu den Ärzten, die in den ärmsten Regionen unseres Landes praktiziert haben, weil er der Meinung war, dass er dort am meisten gebraucht wird.“
    Er verschwieg, dass er erst zehn Jahre alt gewesen war, als sein Onkel sich auf eine Reise in die Appalachen vorbereitete. Sin-Jin hatte ihn angefleht, ihn nicht zu verlassen, weil er ihn dringend brauchte. Sein Onkel hatte stundenlang mit ihm gesprochen und ihn schließlich überzeugt, dass es Kinder gab, die ihn noch viel dringender brauchten. Das war das erste Mal in seinem Leben, dass er erfuhr, was Barmherzigkeit bedeutete.
    Sherry war unten am Treppenabsatz stehen geblieben und schaute ihn nachdenklich an. Er tat sein Bestes, um den Schaden wiedergutzumachen, den er angerichtet hatte, und verfluchte sich insgeheim, dass er überhaupt ins Plaudern gekommen war. „Er war das schwarze Schaf in der Familie.“
    „Was ist geschehen?“
    „Er ist gestorben.“
    Sein Tonfall machte ihr klar, dass er keine weiteren Fragen duldete.
    „Wie du schon gesagt hast.“ Sherry ließ das Thema fallen und linste ins Wohnzimmer. „Ich kann dich schnell zur Tür bringen und dir zur Flucht verhelfen, bevor mein Vater dir ein kleines Pokerspielchen unter guten Freunden vorschlägt.“ Sie bemerkte, dass Sin-Jin fragend die Augenbrauen hochzog. „Glaub mir, so freundschaftlich ist es gar nicht. Mein Vater kann nicht verlieren. Um keinen Preis. Es ist seine einzig schwache Stelle.“ Aus den Augenwinkeln stellte sie fest, dass ihre Eltern sich ihnen zugewandt hatten. „Bist du bereit?“, flüsterte sie Sin-Jin zu.
    Sheila kam ihnen als Erste

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