BIANCA EXKLUSIV Band 0174
immer, und ich habe dich immer liebgehabt.“ Eugenia öffnete das Päckchen, das in ihrem Schoß lag, und reichte es ihm. „Ich habe es immer wie meinen Augapfel gehütet.“
Als Colby das Seidenpapier entfernte, hielt er kurz die Luft an. In der Hand lag ein Bild, sorgfältig gerahmt, ein bunter Strauß Blumen, den ein liebendes Kind gemalt hatte. „Meine Zeichnung“, flüsterte Colby, „du hast sie aufbewahrt.“
„Ich habe dieses Geschenk immer in Ehren gehalten“, sagte sie schlicht.
Mit diesen Worten war der Heilungsprozess eingeleitet.
„Bist du sicher, Jonas?“
„Hm.“
„Aber du hast doch selbst gesagt, es war dunkel. Vielleicht sah der nur so aus wie Colby.“
„Er war es“, sagte Jonas, „und diese Sheila.“
Dani war überrascht. Nachdem Sheila sie bestohlen hatte, war sie wie vom Erdboden verschwunden. Und selbst wenn sie zur Obdachlosentafel zurückgekommen war – was hatte Colby mit ihr zu tun? Von ihm hatte Dani seit einer Woche nichts gehört.
Sie hatte ein Dutzend Mal den Hörer aufgenommen, wusste aber nicht, was sie sagen sollte.
Im Nachhinein beurteilte sie ihr Verhalten als genauso arrogant und dumm, wie sie es Colby früher vorgeworfen hatte. Sie hatte ihn als privilegierten Menschen gesehen, der unfähig war, die Probleme der sozial Schwachen wahrzunehmen. Dabei war sie selbst dadurch privilegiert, dass sie mit Liebe und Vertrauen aufgewachsen war, während Colby auf all das hatte verzichten müssen! Das war eine bittere Lektion. „Zu spät“, murmelte sie vor sich hin.
„Vielleicht nicht“, sagte Jonas.
Dani schrak hoch. Als sie seinem Blick folgte, hüpfte ihr das Herz vor Aufregung.
„Hab zu tun“, sagte Jonas und ging ins Lager, während Colby die Kinderkarre heranschob.
„Gibt es hier keine Rampen?“, fragte er. „Ich musste das Ding hier zwei Stockwerke hochtragen.“ Er rollte die Karre ins Lagerhaus und sah nervös zu Dani. Megan jauchzte auf.
Sobald Danis Staunen sich gelegt hatte, rannte sie zur Kleinen, umarmte sie und murmelte zärtliche Worte. Sie richtete sich wieder auf. „Ich habe von Jonas gehört, dass du gestern Abend hier warst. Und Sheila auch.“
„Ja, sie trieb sich da im Gebüsch herum, behauptete, sie warte auf dich.“
„Geht es ihr gut?“
„Nehme ich an. Sie war halb verhungert, ich habe ihr was zu essen gegeben und dafür gesorgt, dass sie Hilfe bekommt.“
„Wo hast du sie denn hingebracht? Alle öffentlichen Notaufnahmen sind seit Wochen überfüllt.“
Colby machte sich verlegen an der Karre zu schaffen.
Dani hakte nach. „Was ist denn, Colby, wieso sagst du es mir nicht?“
„Ich habe sie mit ins Heaven House genommen.“
„Das ist doch eine private Institution, die nur ehemalige Drogensüchtige nimmt.“ Ein Blick in seine Augen sagte ihr genug. „O nein, sie ist also … Wieso hat sie mir das nicht gesagt?“
„Sie hat sich geschämt, Dani.“
„Und gestern Abend?“
„War sie verzweifelt. Wenn du da gewesen wärst, hätte sie es dir auch erzählt.“
„Aber ich hätte es nie geschafft, sie ins Heaven House zu bringen, das kostet ein Vermögen. Das hast du aus eigener Tasche bezahlt, nicht?“ Sein verlegenes Gesicht sagte alles. „Das hast du großartig gemacht, Colby, damit hast du ihr das Kostbarste gegeben, was es gibt: Hoffnung auf ein besseres Leben.“
„Wo wir schon mal davon sprechen …“ Er wagte nicht, Dani anzusehen. „Gestern Abend haben meine Eltern mich besucht.“
Dani erschrak. Sicher hatten sie sich über sie beklagt. „Und?“
„Wir haben miteinander geredet. Die Wunden sitzen tief, aber ich habe zum ersten Mal die Hoffnung, dass wir wieder zusammenkommen können.“
„Oh, Colby“, Dani unterdrückte den Drang, ihn zu umarmen, „ich freue mich so für dich.“
„Das hast du geschafft, weißt du?“
„Ich? Nein, ich habe beinahe alles zerstört.“
„Nein, du hast uns dazu gezwungen, weiter als bis zu unserem persönlichen Kummer zu sehen. Doch anstatt dir dankbar zu sein, habe ich mich von dir abgewendet. Genau wie damals von meiner Schwester, die ich deshalb nie richtig kennenlernte. Ich habe Olivia schon lange vor ihrem Tod verloren, weil ich immer Angst vor erneutem Verlust hatte. So wie ich auch dich verloren habe.“
„Mich verloren? Ich verstehe das nicht, du bist doch derjenige, der die Scheidung wollte.“
Er schüttelte den Kopf. „Ich wollte keine Scheidung.“
„Aber die Unterlagen …“
„Die Scheidungspapiere wurden automatisch vom
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