BIANCA EXKLUSIV Band 0181
Kind unter dem Herzen trug?
„Sind Sie ihm je begegnet?“, fragte Aidan. Er blickte kurz zu ihr herüber, bevor er den Wagen auf die vierspurig ausgebaute Schnellstraße lenkte.
„Ich … habe ihn ein paar Mal gesehen“, erwiderte Sam ausweichend. Sie war froh, dass der Verkehr nun dichter wurde und Aidan sich eine Weile aufs Fahren konzentrieren musste. Verzweifelt suchte sie nach einem anderen Thema, doch ihr fiel nur das Wetter ein. „Es ist ein herrlicher Tag geworden“, bemerkte sie.
„Ja, in der Tat. Ich finde, Cornwall ist im Sommer der schönste Teil Englands. Im Winter allerdings kann es ganz schön ungemütlich werden. Sie sollten sich überlegen, ob Sie im Cottage wohnen bleiben wollen, wenn erst die Stürme beginnen.“
„Ach, ich weiß noch nicht“, erwiderte Sam. „Vielleicht bleibe ich, vielleicht ziehe ich auch weiter. So weit plane ich nicht voraus.“
„Sie scheinen ja in der glücklichen Lage zu sein, tun und lassen zu können, was Sie wollen“, entgegnete er.
„So habe ich es am liebsten.“ Sie machte eine beiläufige Geste. „Keine Bindungen, keine Verpflichtungen.“
„Gilt dasselbe Prinzip auch für Ihr Liebesleben?“, fragte er. „Keine ernsthaften Beziehungen?“
„Ernsthafte Beziehungen? Du lieber Himmel, nein! Beziehungen sollen Spaß machen.“
„Und was heißt das?“ Der Blick aus seinen dunklen Augen war durchdringend. „Eine lose Folge kurzer Affären?“
„Das habe ich nicht gemeint“, widersprach sie. „Das würde, glaube ich, nicht viel Spaß machen.“
„Nein, sicher nicht“, stimmte er zu. Schweigen breitete sich aus. Auf Aidans Stirn bildete sich eine steile Falte. Woran mochte er denken? An seinen Bruder? In dessen Leben schien es viele kurze Affären gegeben zu haben. Damien schien entschlossen gewesen, jedem Augenblick seines Daseins das Äußerste abzugewinnen … als hätte er gewusst, dass ihm nicht viel Zeit blieb.
Mit einem verstohlenen Seitenblick musterte sie Aidan, der den Wagen wie auf Schienen über die kurvenreiche Straße lenkte. Seine Hände lagen leicht und entspannt auf dem Lenkrad und kontrollierten den Wagen mit müheloser Leichtigkeit. Diese Hände hatte sie gestern Abend flüchtig auf ihrem Körper gespürt, und sie hatten ungekannte Gefühle in ihr geweckt.
Rasch schob Sam die gefährlichen Gedanken beiseite. Wenn ihre Wachsamkeit nachließ, musste sie nur daran denken, dass seine ahnungslose Freundin ein paar Schritte entfernt im Ballsaal auf ihn gewartet hatte, während er sie draußen auf der Terrasse küsste. Das bewies, was für ein Typ Aidan Harper war.
Der Wagen verließ jetzt die Schnellstraße, und kurz darauf standen sie vor dem Hospital. Als Aidan den Wagen dicht neben dem Eingang parkte, schoss Sam ein unerfreulicher Gedanke durch den Kopf. Was, wenn sie vor dem Arzt erwähnen musste, dass sie womöglich schwanger war? Das sollte Aidan auf keinen Fall erfahren.
Sie wandte sich ihm mit mühsam aufgesetztem Lächeln zu. „Vielen Dank fürs Fahren“, sagte sie. „Sie brauchen natürlich nicht zu warten. Es kann Stunden dauern, und ich bin sicher, Sie haben wichtige Arbeit zu erledigen.“
„Seien Sie nicht albern“, wehrte er ab. Er öffnete die Wagentür und stieg aus. „Ich habe genügend Zeit. Ich will mich vergewissern, dass mit Ihnen alles in Ordnung ist.“
„Natürlich ist es das“, erwiderte sie steif. „Sie machen wirklich viel Lärm um nichts.“
„Das kann uns der Arzt ja gleich bestätigen.“
Im Wartezimmer saßen wie üblich Notfallpatienten, die kleinere Verletzungen hatten. Trotzdem dauerte es nicht lange, bis Sam in das Untersuchungszimmer gerufen wurde. Glücklicherweise bestand Aidan nicht darauf, mit hineinzukommen.
Die Ärztin war eine nette junge Frau mit einem freundlichen Lächeln. Sorgfältig reinigte sie die Wunde an Sams Stirn, suchte den ganzen Kopf nach möglichen weiteren Verletzungen ab und prüfte ihre Reflexe. „Ich glaube, es ist nichts Ernstes“, sagte sie schließlich. „Aber ich werde Sie röntgen lassen, um ganz sicher zu sein.“
Sam zögerte. „Nun … ist das Röntgen wirklich nötig?“, fragte sie verlegen.
Die Ärztin sah sie fragend an. „Sind Sie vielleicht schwanger?“
„Ich … ich weiß nicht.“ Sam war die Frage peinlich.
Die Ärztin lächelte sie aufmunternd an. „Wie viele Wochen schon?“
„Beinahe sechs … glaube ich. Ich bin wirklich nicht sicher. Aber ich möchte nicht, dass er es erfährt.“ Sie deutete nach hinten zum
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