BIANCA EXKLUSIV Band 0181
viele Hotels, und die Hälfte aller Frauen auf diesem Planeten liegt ihm zu Füßen. Dass er ein wenig mit dir flirtet, hat nichts zu bedeuten. Das macht er wahrscheinlich mit jeder Frau, die ihm über den Weg läuft. Von diesem Gedanken endgültig ernüchtert, erhob sie sich und ging ihm den Rest des Pfades entgegen.
Aidan beugte sich über den Beifahrersitz und öffnete ihr die Tür von innen. Lächelnd ließ sie sich neben ihn in den weich gepolsterten Ledersitz sinken. In Aidans Augen blitzte es amüsiert. „Nun, glauben Sie, dass uns jemand gesehen hat?“, neckte er sie.
Sie gab ihm keine Antwort und warf ihm nur einen indignierten Seitenblick zu.
Aidan lachte leise. Dann legte er den ersten Gang ein. „Sie sollten sich besser anschnallen“, erinnerte er sie.
Es war ein prachtvoller Wagen. Mit den Augen einer Künstlerin musterte Sam das glänzende Armaturenbrett aus Walnussholz und das dicke, lederbezogene Lenkrad. Sie wusste die Harmonie von Form und Material zu würdigen und konnte erkennen, wie viel handwerkliches Geschick darin steckte. Mit leise brummendem Motor glitt der Wagen sanft dahin. Entspannt ließ Sam den Kopf gegen die Lehne sinken und schloss die Augen.
„Müde?“
Sie schlug die Augen wieder auf und sah ihn von der Seite an. „Nur leichte Kopfschmerzen“, erklärte sie. „Aber das hat nichts zu bedeuten.“
Dann schwiegen sie beide wieder. Wie kam es nur, dass sie sich in Aidan Harpers Gegenwart wie ein schüchternes Schulmädchen vorkam? Sie hatte doch sonst keine Schwierigkeiten im Umgang mit Männern. Wo waren ihre Schlagfertigkeit und ihr Witz geblieben, auf die sie sonst bauen konnte? Als wäre ihr Verstand gelähmt, suchte sie verzweifelt nach einem unverfänglichen Gesprächsthema. „Schöner Wagen“, sagte sie schließlich. Etwas Besseres fiel ihr nicht ein.
„Ja, das ist er“, erwiderte er.
„Warum fahren Sie keinen Rolls-Royce?“ Sofort ärgerte sie sich wieder. Wieso musste sie ihn provozieren?
„Ich besitze einen.“ Die Straße war vorübergehend von einer Schafherde blockiert, und Aidans Aufmerksamkeit galt dem schwierigen Passiermanöver. „Ich benutze ihn allerdings nicht oft.“
Sam musste lachen.
Er sah sie erstaunt an. „Was ist so komisch?“
„Sie haben einen Rolls-Royce, aber Sie benutzen ihn nicht oft!“ Vor Lachen hatte sie Tränen in den Augen. „Merken Sie gar nicht, wie komisch das klingt?“
„Wahrscheinlich haben Sie recht“, gestand er zögernd ein. „Ja, man muss wohl sagen, dass ich mit einem silbernen Löffel im Mund geboren wurde. Na ja, versilbert jedenfalls. Meiner Familie gehört seit Generationen das Harper Hotel in der Park Lane. Nach dem Krieg begann mein Großvater zu expandieren. Erst waren es zwei weitere Hotels in London und eins in Edinburgh, dann kamen noch welche im Ausland hinzu. Mein Vater hat das Geschäft auf eine breitere Basis gestellt. Der Pauschalreisemarkt begann zu der Zeit gerade zu boomen. Aus dem haben wir uns inzwischen aber schon wieder zurückgezogen. Wenn man sich nicht ständig weiterentwickelt, frisst einen die Konkurrenz bald auf.“
„Das hört sich nicht sehr vergnüglich an.“ Sam verzog das Gesicht. „Ständig unter Druck, ständig darauf bedacht, sich selbst zu überholen.“
Er zuckte unbeeindruckt die Schultern. „Es kommt darauf an, was einem Spaß macht. Ich empfinde es als Herausforderung, das Potenzial einer Anlage zu entdecken und einen Erfolg daraus zu machen. Obwohl ich zugeben muss, mit dem Treloar habe ich mich geirrt“, fügte er mit einem bedauernden Lächeln hinzu. „Das hatte ich bereits als Fehlinvestition abgeschrieben.“
„Was hat Sie Ihre Meinung ändern lassen?“, fragte Sam interessiert. Sie begann zu begreifen, dass in dem, was er beschrieb, eine gewisse Befriedigung liegen mochte.
„Die Jahresbilanz“, erwiderte er geradeheraus. „Gegen Zahlen lässt sich nicht argumentieren. Den Erfolg habe ich übrigens meinem Bruder zu verdanken. Ihm hat das Treloar sofort gefallen. Er hatte schon immer eine Vorliebe für Wassersport und hat dann Treloar zu seinem Ruf als erstklassiges Sporthotel verholfen. Auch der Offroadkurs war seine Idee. Hauptsächlich, vermute ich, weil er ihn selbst benutzen wollte.“
Sam schwieg. Zum ersten Mal war Damien erwähnt worden. Sie war unsicher, wie sie darauf reagieren sollte. Aus Aidans Tonfall war zu hören, dass er seinen Bruder gerngehabt haben musste. Was würde er sagen, wenn er erfuhr, dass sie womöglich Damiens
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