BIANCA EXKLUSIV Band 0181
Trotzdem entging Derek ihre verborgene Schönheit nicht, die ihn stets aufs Neue fesselte.
„Setzen Sie sich, Christina“, forderte er sie auf und unterdrückte lustvolle Gedanken.
„Danke.“ Sie wollte seiner Einladung nachkommen, doch auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch türmten sich die Kataloge. „Ist das ein zarter Hinweis?“
„Wenn Sie so wollen. Kompliment, Sie besitzen eine rasche Auffassungsgabe.“
„So ist es, Mr. Rockwell. Ich wollte Ihnen mit den Katalogen zeigen, was derzeit auf dem Markt angeboten wird. Ich habe die attraktivsten mit Leuchtstift markiert.“
„Ich habe keine Zeit, um in aller Ruhe Kataloge durchzublättern.“
Sie ließ einige Sekunden verstreichen, ehe sie resigniert den Kopf schüttelte. „Ich habe gleich gemerkt, dass Sie von der ganzen Sache nicht begeistert sind. Sie glauben nicht, dass meine Ideen etwas ändern könnten. Für Sie haben nur Zahlen eine Bedeutung. Sie haben immer damit gearbeitet, und so sind Sie auch reich geworden.“
„Sie haben offenbar Ihre Hausaufgaben gemacht.“
„Der Jahresbericht ist äußerst aufschlussreich“, bestätigte sie. „Mr. Rockwell, Ihre Firma hat derzeit ernsthafte Probleme. Und die sind alle im Mitarbeiterbereich angesiedelt. Die Stimmung ist, entschuldigen Sie, dass ich es so direkt ausspreche, richtig mies. Keiner fühlt und identifiziert sich mehr mit Fortune-Rockwell Investments, alle haben Angst vor Entlassung. Und diese menschlichen Probleme wirken sich wiederum auf Ihre geliebten Zahlen aus.“
Ja, das wusste er natürlich. Derek war nur zu eigensinnig, um das zuzugeben. Patrick hatte ihm oft seinen Starrsinn vorgehalten. Doch was sollten bitte schön Kurse für Korb-flechten an der miesen Stimmung verändern?
Christina trat an den Schreibtisch und hielt ihm ihren Bericht hin. „Hier habe ich die Möglichkeiten zusammengefasst, die sich uns bieten. Ich würde heute gerne eine kleine Umfrage bei den Mitarbeitern machen, wofür sie sich in ihrer Freizeit so interessieren, ob für Fremdsprachen, Handarbeiten oder berufliche Weiterbildung.“
Er legte den Bericht auf den Schreibtisch. „Sind Sie letzte Nacht überhaupt ins Bett gekommen?“
„Ich … ich wollte keine Zeit verlieren.“
Er hatte den Eindruck, als wollte sie ihm ausweichen, nur weil er ihre Freizeit und auch ihr Bett erwähnt hatte. Wieso interessierte ihn ausgerechnet eine Frau, die nichts von ihm wissen wollte? Und die noch nicht einmal seinem Typ entsprach? Für gewöhnlich bevorzugte er Frauen, die Patrick immer Ladies light nannte. Leicht zu beeindrucken. Und leicht zu haben.
„Die sind wie verwässertes Bier“, pflegte sein väterlicher Freund zu sagen. „Weniger gehaltvoll und nur halbe Intelligenz.“
Derek hörte das nicht gern, weil es stimmte. Doch für eine wirklich ernsthafte Beziehung zu einer Frau mit seiner Kragenweite hatte er keine Zeit. Und keine Lust. Keine Bindung, keine Probleme. Das war seine Einstellung.
Er stand auf, kam um den Schreibtisch herum, räumte den Stuhl frei und bot ihn Christina mit einer Handbewegung an. Ein süßlicher aufreizender Duft wehte ihm entgegen, als sie sich setzte, und er stellte sich vor, wie er diesen Duft auf ihrer Haut erforschte und tief in sich aufnahm. Hallo? Was war nur mit ihm los? Könnte er sich nun bitte schön wieder auf die Ar beit konzentrieren?
„Mr. Rockwell?“, drängte Christina.
Bevor er antworten konnte, erklang eine fröhliche Stimme. „Hat das Meeting schon angefangen?“
Eine zierliche Blondine in einem roten Röckchen und einer ärmellosen weißen Bluse schwebte herein. Ihre Löckchen wippten im Rhythmus ihres Gangs. Christina drehte sich zu ihr um und runzelte beim Anblick des Minirocks leicht die Stirn.
„Hi.“ Die Blondine reichte Derek die Hand. „Ich bin Twyla und gehöre zu Ihrem Team.“
„Tatsächlich?“, fragte Christina.
Derek gab der jungen Frau die Hand. Ja, das war so ein Typ Lady light. Dagegen wirkte Christinas Outfit geradezu großmütterlich. Trotzdem war sie es, die ihn beeindruckte. Die se klugen Augen und diese stolze Haltung … Christina besaß eben Klasse, und plötzlich freute Derek sich sogar auf die gemeinsame Arbeit an diesem Projekt.
Während Twyla auch Christina begrüßte, deutete Derek zur Couch. „Wie lange arbeiten Sie schon für Fortune-Rock well?“
„Ach, einige Jahre. Ich habe gleich nach dem College hier angefangen. Jack Fortune hat mich heute Morgen für dieses Projekt eingeteilt.“
„Wie nett von ihm.“
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