BIANCA EXKLUSIV Band 0181
Derek ballte die Hände zu Fäusten. Jack hatte ihm also eine Spionin geschickt. „Ich habe noch zwei Mitarbeiter für unser Team angefordert. Wir warten auf sie, dann fangen wir an.“
„Hoppla.“ Twyla hatte ihren Stift fallen lassen. Als sie sich danach bückte, bot sie Derek einen tiefen Einblick in ihr üppiges Dekolletee und überzeugte sich auch mit einem verstohlenen Blick davon, dass er es bemerkte.
Er war ein Mann, der sich schon viel zu lange nur noch der Arbeit widmete. Natürlich sah er hin. Ein Blick konnte nicht schaden. Mehr jedoch schon. Aus Prinzip fing er nie etwas mit Angestellten an, weil man sich damit leicht Ärger einhandelte.
Ein Blick zu Christina, und Twyla kam ihm gleich noch oberflächlicher vor. Sie besaß einfach nicht die Klasse von Christina. Er schluckte. Christina betrachtete ihn, als würde sie ihn für den Abschaum der Menschheit halten. Und das nur, weil er Twyla gemustert hatte.
Gegen Abend hörte Christina, wie Twyla gähnte. Die Blondine saß auf dem Sofa, das Christina seit dem Abschluss des Studiums von einem Büro zum anderen mitnahm. Sie hatte stets so viel Zeit bei der Arbeit verbracht, dass sie die Büros wie ein zweites Zuhause eingerichtet hatte – mexikanische Gemälde, Metallskulpturen und Kräuter-Potpourris.
„Ich arbeite noch eine Weile“, sagte sie. „Gehen Sie ruhig schon nach Hause.“
Twyla sprang sofort auf. „Ganz sicher? Ich kann auch bleiben, wenn Sie möchten.“
„Nein, danke. Sie waren mir eine große Hilfe.“ Das meinte Christina sogar ernst. Anfangs hatte sie beim Anblick des winzigen Minirocks Bedenken gehabt, doch Twyla hatte sich bewährt. „Gehen Sie nur.“
„Gut, dann bis morgen.“
Twyla verschwand blitzartig und ließ Christina mit einer endlosen Liste noch zu erledigender Dinge zurück. Doch das machte ihr nichts aus, Arbeit war ihr Leben. Was sollte sie denn auch schon zu Hause in ihrer stillen Wohnung, die sie erst vor Kurzem bezogen hatte. Da wartete nur das Tropfen des Wasserhahns auf sie, der demnächst repariert werden musste. Und Salsa-Musik aus dem Radio, die ihre Einsamkeit vertreiben sollte. Nein, Arbeit war eindeutig besser.
Solange sie sich zurückhaltend gab, war ihr Job bei For tune-Rockwell sicher. Nie wieder wollte sie erleben, was sie damals bei ihrem Arbeitgeber Macrizon hatte durchmachen müssen – einen aufdringlichen Chef. Und Kollegen, die nicht besser waren als er. Seitdem trug sie nur noch Kostüme, die so reizlos waren wie möglich.
Noch konnte sie Derek Rockwell nicht einschätzen. Er hatte sie zwar mehrmals eingehend gemustert, doch das war bei Vorgesetzten normal. Bei Macrizon hatte William Dugan ihr jedenfalls wesentlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Und zwar von Anfang an.
Was hatte ihr das eingebracht? Sie hatte ihren Job aufgeben müssen.
Ein zweites Mal würde ihr das nicht passieren. Nicht bei Derek Rockwell, selbst wenn sie sich nur schwer beherrschen konnte, sobald sie mit ihm allein war.
„Wie halten Sie bloß ohne Pause durch?“ Er stand in der Tür, hatte die Hemdsärmel hochgerollt und die muskulösen Unterarme entblößt. Trotz des offenen Kragens und der gelockerten Krawatte wirkte er wie aus dem Ei gepellt.
Wie er da stand und die Hände links und rechts gegen den Türrahmen stemmte, erinnerte er sie an Heldenstatuen, die ein Gebäude stützten.
Sie streckte sich und ließ sich nicht anmerken, wie stark er auf sie wirkte. „Ich gehöre zu den Glücklichen, die mit drei Stunden Schlaf auskommen.“
Er kam weiter ins Büro herein. „Darüber denke ich anders. Das Bett gehört doch zu den Freuden des Lebens.“
Die Antwort lieb ihr im Hals stecken.
„Tut mir leid“, meinte er lachend. „Ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen.“
Noch vor Jahren wäre ihm das auch nicht gelungen, doch sie hatte schlimme Erfahrungen gemacht.
„Wie lange bleiben Sie noch?“, fragte er.
„Mal sehen.“ Sie warf einen Blick auf die Schreibtischuhr. „Eine halbe Ewigkeit.“
Mit einem hinreißenden Lächeln deutete er zur Tür. „Essen wir etwas in dem Café an der Ecke? Keine Angst, ich habe keine unehrenhaften Absichten. Ich bin lediglich hungrig, und Sie sind es bestimmt auch.“
Christina dachte an die Probleme bei Macrizon, deren schlimmstes mit einem harmlosen Drink mit William Dugan und einem anschließenden Geschäftsessen begonnen hatte. Als er sie auf eine Geschäftsreise zu einem Kunden mitgenommen hatte, war sie bereits voll Vertrauen zu ihm gewesen. Das
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