BIANCA EXKLUSIV Band 0187
wir sie auch als die Frau sehen, die unser Sohn schätzt. Die ihn endlich dazu gebracht hat, eine Familie zu gründen, schließlich hat das vor ihr noch keine Frau geschafft.“
War das wirklich so? Hatte er beschlossen, zu heiraten und sein Herz noch weiteren Schmerzen auszusetzen?
„Stimmst du der Verbindung denn zu?“, wollte Mr. Rhodes nun von seiner Frau wissen.
„Möchtest du lieber, dass Deston so wie Harry lebt?“
Zum ersten Mal seit Jahren durchbrach Destons Mutter ihre Zurückhaltung, denn ihre Stimme war jetzt lauter und zitterte. Er hatte sie erst ein einziges Mal so erlebt: als ein Bauunternehmer vorhatte, ein Jugendzentrum in Wycliffe abzureißen. Keine Frage, wer den Kampf damals gewonnen hatte …
Mr. Rhodes streichelte das Knie seiner Frau.
Deston hatte nicht gewusst, dass seine Mutter so zu Harrys Affäre mit dem Hausmädchen stand. Warum hatte sie nie etwas dazu gesagt? Oder hatte sie etwa in den letzten Jahren ihre Einstellung dazu geändert? Schliefen seine Eltern vielleicht deswegen in getrennten Schlafzimmern? Weil sie sich darüber weiter entzweit hatten?
Schockiert erkannte Deston, dass er seine Eltern gar nicht richtig kannte.
Mrs. Rhodes berührte die Hand ihres Mannes mit einer Fingerspitze und richtete sich auf. „Deston, verlass bitte Rhodes Industries nicht. Wir werden einen Kompromiss finden.“
„Solange ‚Kompromiss‘ nicht bedeutet, dass ich mein Kind oder Emmylou aufgeben muss“, erwiderte Deston.
„Edward?“, sagte Mrs. Rhodes und legte nun die Hand ganz auf seine.
„Bleib bei uns, Deston“, bat sein Vater ihn.
War dies etwa das erste Mal, dass Edward der Dritte davon abwich, eine Person nur nach ihrer Herkunft zu beurteilen? Für Deston fast Grund genug, tatsächlich zu bleiben: um zu sehen, ob dieses Wunder auch wirklich eintrat. Er stellte die Teetasse hin. „Ich muss noch arbeiten.“
„Gut“, erwiderte Mrs. Rhodes, die offenbar dachte, dass er nun Emmylou aufsuchen würde. „Ich kümmere mich darum, dass Francesca Brown auch nicht geht.“
Mr. Rhodes setzte ein etwas schiefes Lächeln auf. „Ich mag diese Rindfleischgerichte, die die beiden zaubern.“
Das kann man wohl als Einverständnis interpretieren, vermutete Deston.
Als er aus dem Raucherzimmer ging, sagte er seiner Mutter nicht, dass es vielleicht gar keine Hochzeit geben würde. Und dass er immer noch verwirrt und unsicher war.
Trotzdem ging er zu Emmys kleinem Cottage in der Nähe des Gemüsegartens. Der Himmel war inzwischen grau, und der Wind fuhr durch die Bäume. Die Atmosphäre war beunruhigend.
Destons Schritte beschleunigten sich. Vielleicht würde es ihm ja gelingen, Emmylou zurückzubringen. Aber was wäre dann? Würde er dann wieder an ihr zweifeln? Würde er nur noch mehr Ausreden finden, um sie sich gefühlsmäßig auf Abstand zu halten, so wie sie ihm das vorgeworfen hatte?
Von seinen Zweifeln geplagt, wurde Deston immer langsamer.
In diesem Moment fuhr ein schwarzer Wagen in die Einfahrt und blieb mit quietschenden Bremsen neben Deston stehen. Harry sprang heraus und stürzte auf seinen Bruder zu.
„Komm mit!“, schrie er.
Als er Harrys Panik bemerkte, bekam Deston es mit der Angst zu tun. „Was ist los?“
„Es geht um Emmylou“, keuchte Harry. „Ich habe einen Krankenwagen gerufen.“
„Einen Krankenwagen?“ Deston war schockiert. Er lief mit Harry zu seinem Auto, beide stiegen ein und rasten davon, während Harry atemlos berichtete: „Schnell gefahren … Mrs. Brown nicht verletzt … Eiche … plötzlich ein Reh …“
Deston bemühte sich, die Fakten zu ordnen. Harry hatte die Ranch verlassen, um seinem Vater zu entfliehen. Er hatte genug von dessen snobistischer Einstellung und wollte sich erst beruhigen, bevor er seine Frau und den Sohn wiedersah.
Auf dem Weg war er auf den Unfall gestoßen.
Als er Emmys lädierten Wagen erblickte, sog Deston schockiert die Luft ein. Die dampfende Kühlerhaube war gegen eine uralte Eiche gedrückt. Dann sah er Mrs. Brown, die sich über einen leblosen Körper beugte.
Bevor Harry den Wagen endgültig angehalten hatte, sprang Deston heraus und stolperte an den Unfallort. „Emmylou?“
Seine Stimme klang erstickt, aber Mrs. Brown hatte ihn gehört.
Die ältere Frau schluchzte. „Sie war nicht angeschnallt. Ich hatte sie darum gebeten, aber sie war so in Eile …“
Deston beugte sich über Emmylou, aber er hatte Angst, sie zu berühren. Ihre Haut war schmutzig, und an ihrem Haaransatz zeigte sich eine
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