BIANCA EXKLUSIV Band 0187
wild. Der Himmel war grau, und der Wind blies ihr durchs Haar. Ihr Adrenalinspiegel stieg, und Bedauern erfüllte sie. Nervös spielte Emmy mit dem Autoschlüssel und ließ ihn fallen.
„Kannst du fahren?“, wollte ihre Mutter wissen.
„Natürlich.“ Sie zitterte, und ihre Nerven waren angespannt, aber sie konnte es nicht abwarten, von hier zu verschwinden und ein neues Leben zu führen. Sie hob den Schlüssel auf.
„Wenn ich fahren könnte, würde ich es tun, aber …“ Francesca fuhr nicht Auto. Sie hatte es nie getan und es auch nie für nötig gehalten.
„Mach dir keine Sorgen.“
Emmys beste Freundinnen winkten zum Abschied, und Emmy trat auf das Gaspedal, weil sie Oakvale schnellstmöglich hinter sich lassen wollte.
„Du fährst ganz schön rasant, Emmylou.“
„Umso schneller sind wir hier weg“, erwiderte sie.
„Wo ist dein Sicherheitsgurt?“
„Ah, richtig.“ Emmy versuchte, sich anzuschnallen.
Im Rückspiegel sah sie noch einmal das große Haus, das nun immer kleiner wurde. Leider war sie immer noch nicht angeschnallt.
Am Ende der kurvigen Zufahrt, gerade als sie die Schwelle in ein neues Leben überqueren wollten, wurde Emmy von etwas auf der Straße abgelenkt. Es war ein Reh, ein ähnliches Tier hatten Emmy und Deston damals am Teich gesehen.
Als sie ihm auswich, hörte sie nur noch den Schrei ihrer Mutter. Sie sah einen Baum, eine Dampfwolke, und dann grünes Gras, das auf sie zukam.
„Emmylou!“
Dann sah sie nichts mehr.
In der Zwischenzeit hatte Deston Emmylous Medaillon aus der Schublade eines antiken Schreibtisches geholt. Er rieb über das verblichene Gold, als wollte er sich noch einmal an die Nacht erinnern, in der er mit Sunny geschlafen hatte.
Nicht Sunny. Emmylou.
Egal, wie sehr er darüber nachdachte, sie war immer noch die gleiche Person. Daran änderten auch der andere Name und ihre Herkunft nichts.
Nein, er war derjenige, der sich geändert hatte. Deston wusste nicht, ob das positiv oder negativ zu bewerten war. Machte es ihn schwächer, wenn er Emotionen in seinem Leben zuließ?
Oder stärker?
Eine perfekt manikürte Hand stellte eine Tasse vor Deston hin. Er schaute auf und sah seine Mutter mit ihrer gepflegten glatten Haut und ihrem dunklen aufgesteckten Haar. Sie wirkte so kühl wie eine Statue in einem Museum.
„Trink etwas Tee“, bat sie ihn. Es handelte sich um einen mütterlichen Befehl, der keine Widerrede duldete.
Deston steckte die Medaillonkette in die Tasche und hob die Tasse an. „Vielen Dank, Mom.“
Leticia Rhodes nahm auf einem Sessel neben ihrem Mann Platz. Die beiden wirkten wie ein durchtriebener Santa Claus und eine Schneekönigin.
„Was hältst du davon, wenn wir die Sache regeln?“, fragte Mrs. Rhodes und faltete die Hände im Schoß.
Seine Mom, die Vermittlerin. „Was gibt es da zu regeln?“, wollte Deston wissen. „Ich verlasse Rhodes Industries.“
„Weil ich deinem Mädchen vorgeworfen habe, dass sie hinter unserem Geld her ist?“ Sein Vater biss auf ein Zigarillo, das er nicht angezündet hatte, da Mrs. Rhodes nicht viel vom Rauchen hielt.
„Dad“, begann Deston und fuhr sich mit der Hand über das Kinn, „du verstehst das einfach nicht. Es geht hier nicht nur um deine Bemerkungen. Unsere Probleme gehen viel tiefer.“
Mr. Rhodes wand sich unter dem durchdringenden Blick seiner Frau.
Deston fuhr fort: „Ich rede darüber, wie wir Rhodes’ uns selbst sehen. Schließlich sind wir keine königliche Familie und auch nicht besser als andere Leute. Jedenfalls werde ich nicht in Harrys Fußstapfen treten, verdammt noch mal.“
Sein Dad nahm das Zigarillo aus dem Mund. „Du willst also die Köchin heiraten?“
Diese Frage erschütterte Deston. Was wollte er eigentlich wirklich? Wenn er Emmylou heiratete, wäre das keine Zweckehe. Er würde sie heiraten, weil er wirklich etwas für sie empfand.
Aber was genau war das?
„Was wäre denn, wenn ich sie heiraten wollte?“, fragte Deston. „Würde das den Namen der Familie für immer in den Schmutz ziehen?“
„Meine Söhne bringen mich um“, verkündete Mr. Rhodes.
„Edward, jetzt übertreib nicht“, mahnte Mrs. Rhodes. „Mir scheint, wir haben die Wahl. Entweder wir verlieren unseren Sohn oder unsere Würde.“
„Danke für deine Unterstützung, Mom“, sagte Deston.
„Ich möchte beides nicht verlieren“, fuhr sie ruhig fort. „Im Grunde glaube ich, dass es eine Frage der Einstellung ist. Statt Emmylou Brown als Untergebene zu betrachten, können
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