BIANCA EXKLUSIV Band 0188
ließ sich von einem der Kellner ein Glas Champagner geben und stellte sich damit an den Rand der Terrasse. Er blickte über das Wasser hinaus zum Lichterschein der Stadt. Jemand stellte sich zu ihm, und er drehte sich um. Es war Sean, keinen halben Meter von ihm entfernt.
„Ein wirklich gelungener Abend.“ In einer Geste umfasste Mac mit seinem halbleeren Glas die Party und die nächtliche Szenerie.
„Ja, alles läuft gut.“
„Ich dachte, dein Vater wäre hier.“
„Oh, er ist hier. Er ist in meinem Arbeitszimmer und muss noch einige Telefonate erledigen, aber zum Feuerwerk kommt er rechtzeitig wieder heraus.“ Sie sah an Mac vorbei in Richtung des Hauses und lächelte. „Da ist er ja.“
Mac drehte sich um. Ein großer, schlanker grauhaariger Mann kam ihnen entgegen. Die legere Kleidung … zur dunklen Hose trug er ein am Hals offen stehendes weißes Hemd … wirkte an ihm überraschend elegant. Mac erkannte in ihm den Mann von einem der Fotos in Charles Elliotts Brieftasche.
„Louis“, sagte Sean, „ich dachte schon, du würdest nie mit den Geschäften fertig sein.“
Über den Kopf seiner Tochter musterte Louis Warren Mac. Als ihre Blicke sich begegneten, konnte Mac in den braunen Augen, die so sehr denen seiner Tochter ähnelten, zunächst Überraschung feststellen, dann etwas, was sein Herz für einen Schlag aussetzen ließ. Mac hatte keine Zweifel, dass dieser Mann in ihm den Betrüger erkannte.
„Charles hat gerade gefragt, ob du überhaupt hier seist“, fuhr Sean fort.
Mac stand wie erstarrt da, fühlte sich wie ein Verurteilter, der auf den Augenblick wartete, wenn sich die Schlinge um seinen Hals zusammenzog oder das Fallbeil auf ihn heruntersauste.
Louis Warren richtete die Augen auf seine Tochter, und sein Gesichtsausdruck wurde weicher. Dann sah er wieder Mac an. „Ich würde mir doch keine Party von Sean entgehen lassen. Aber ich muss sagen, ich bin wirklich überrascht, dich hier zu sehen.“
„Charles wollte unbedingt dabei sein. Er hat sogar bei den Vorbereitungen geholfen“, warf Sean schnell ein, so als ob sie die nervöse Spannung zwischen den beiden Männern herausfühlte.
„Tatsächlich? Das klingt aber gar nicht nach dem Charles, den ich kenne.“
„Nach wem klingt es denn?“ Mac hatte sich zur Flucht nach vorn entschieden. Sprich es aus, dachte er. Mach ein schnelles Ende!
Louis zog eine Augenbraue hoch. „Es klingt nach einem neuen Menschen.“
Warum wich er aus und stellte ihn nicht? Aus Angst und Nervosität krampfte sich Macs Magen zusammen. „Ich habe mich wohl geändert. Es ist nie zu spät für einen Menschen, sich zu ändern, oder?“
„Nein, solange es eine Veränderung zum Besseren ist“,stellte der grauhaarige Mann ruhig fest und wandte sich wieder seiner Tochter zu. „Was meinst du, Sean? Hat sich Charles wirklich geändert?“
„Ich weiß nicht. Warten wir es einfach ab.“
Louis strich ihr über die Wange, dann warf er Mac einen rätselhaften Blick zu. „Ich habe einen geschäftlichen Grundsatz: Solange alle zufrieden sind, okay, aber Vorsicht, wenn auch nur ein Problem auftaucht.“
Mac trank sein Glas leer und drehte sich der Terrasse zu, auf der Paar sich zu einem romantischen Musikstück im Tanz wiegten. „Wollen wir?“ Er sah Sean an.
„Tanzen?“, fragte sie, als wäre das ein unbekanntes Wort für sie. „Wir haben seit unserer Hochzeit nicht mehr miteinander getanzt.“
Mac nahm ihre Hand. Sean zeigte eine Spur von Widerstreben, als er sie auf die Tanzfläche führte. Als sie ihm gegenüberstand, legte sie eine Hand leicht auf seine Schulter. Mac zog Sean in der Taille an sich.
In dieser Sekunde merkte er, dass er einen entsetzlichen Fehler gemacht hatte. Seans Nähe, das Gefühl ihres weichen Körpers an seinem muskulösen überwältigte ihn. Ihr seidiges Haar kitzelte sein Kinn. Ihre Hitze vermischte sich mit seiner, ihr Duft erfüllte seine Sinne, und er musste die Augen schließen. Sein Entschluss von heute, Sean aus Selbstschutz auf Armeslänge von sich zu halten, löste sich in nichts auf.
Er fühlte nur noch ihre weichen Brüste an seiner Brust und die schwingenden Bewegungen ihrer Hüfte. Und er musste die Lippen zusammenpressen, um Sean nicht an sich zu pressen und sie zu küssen.
Die Musik endete. Sean trat einen Schritt zurück. Mac sah ihren verhangenen Blick und fühlte, wie er den Boden unter den Füßen verlor, so wie schon einmal heute. Es war ein fataler Fehler gewesen, seinem Verlangen nachzugeben.
Weitere Kostenlose Bücher