BIANCA EXKLUSIV Band 0188
Wunder wirken, damit Max sie endlich liebte, statt sie zu verachten – oder, falls das zu viel verlangt war, wenigstens dafür sorgen, dass sie aufhörte, ihn zu lieben.
Doch die Wunder waren ausgeblieben, und jetzt noch trieb ihr die Erinnerung an jenen Tag und die Wochen, die ihm folgten, die Tränen in die Augen.
Doch weil sie ihre Liebe wahrlich genug beweint hatte, gab sich Gabriella einen Ruck und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Im Vergleich zu draußen war es hier geradezu kühl – und das im doppelten Sinn des Wortes. Denn Max hatte in der Zwischenzeit nicht nur umgeräumt, sondern ausnahmslos alles entfernt, was ihn an Gabriella hätte erinnern können.
„Mach, was du willst“, hatte er damals gleichgültig auf ihren Vorschlag reagiert, das Wohnzimmer etwas gemütlicher einzurichten. Nun sah alles wieder so nüchtern und sachlich wie früher aus. Die Möbel aus Kirschholz waren der einzige Farbtupfer in einem monotonen Weiß, das sich von den Teppichen über die Bezüge der Sofas und die Tapeten bis an die Decke erstreckte. Sogar den Kamin hatte Max in dieser Farbe streichen lassen, und da nicht der geringste Krümel Asche zu entdecken war, strahlte selbst der einzige Einrichtungsgegenstand, der Wärme und Gemütlichkeit hätte verbreiten können, abweisende Kälte aus.
Womit sich die Frage stellte, wo Gabriellas Sachen geblieben waren. Denn weil sie damals vor Max regelrecht geflohen war, hatte sie nichts davon mitnehmen können. Dass er sie weggeworfen hatte, traute sie ihm allerdings nicht zu. Dafür wusste er zu gut, welchen Wert die Dinge für sie hatten, die ihre Familie durch alle politischen Wirren, von denen Ungarn in der Vergangenheit heimgesucht worden war, hindurch gerettet hatte.
Bestimmt hatte Max sie ausgelagert, um mit ihnen auch ihre Besitzerin aus seinem Gedächtnis zu tilgen.
Um die dunklen Gedanken zu vertreiben, beschloss Gabriella, in die Küche zu gehen, um für Howard eine Einkaufsliste zu machen. Schon beim ersten Blick in den perfekt eingerichteten Raum war ihr klar, dass ein Großeinkauf fällig war.
Max’ Behauptung, dass sich im Kühlschrank nur das Nötigste befinde, ließ tief blicken. Alles, was Gabriella entdeckte, waren einige Dosen Bier, ein Stück Käse und eine Flasche Grapefruitsaft. Von Dosensuppen abgesehen, waren auch die Vorratsschränke gähnend leer. Das Gleiche galt für die Spülmaschine und den Herd. Sündhaft teure Gläser, Tassen, Töpfe und Pfannen standen und hingen an ihrem Platz und machten den Eindruck, als wären sie seit Langem nicht benutzt worden, sodass Gabriella zu der Annahme neigte, dass hier nicht mehr gekocht worden war, seit sie das Haus verlassen hatte. Und das war mehr als achtzehn Monate her.
Schlagartig wurde sie sich bewusst, was bis morgen alles noch zu tun war. Ihren Vater konnte sie vielleicht täuschen, aber ihre Mutter hätte spätestens nach einer Minute durchschaut, dass hier unmöglich ein glückliches Paar leben konnte. Denn wie die Küche wirkte das gesamte untere Stockwerk eigentümlich leblos und unbewohnt.
Warum soll es oben in den Schlafzimmern anders aussehen?, dachte Gabriella und machte sich auf die Suche nach einem Blatt Papier, als sie in der untersten Schubladen auf eine geblümte Schürze und eine halb volle Tube Handcreme stieß.
Mit einem Mal war Gabriella so elend zumute, dass sie sich setzen musste. Was dort in der Schublade lag, gehörte ihr nicht und hatte ihr nie gehört. Max hatte es garantiert auch nicht benutzt. Wer dann?
Gegen neun Uhr abends waren Gabriellas Hände zwar nicht mehr so makellos wie sonst, dafür sah die Wohnung wenigstens halbwegs so aus, wie sie es sich vorgestellt hatte. Und weil Howard inzwischen den Großeinkauf erledigt hatte, waren auch die Vorräte wieder aufgefüllt.
Zu ihrer Überraschung hatten sich bei ihrer Auf- und Umräumaktion all die Dinge wieder eingefunden, die sie hier zurückgelassen hatte. Sauber verpackt und gestapelt, stand alles in der kleinen Kammer unter der Treppe ins Obergeschoss. Dort war Gabriella auch auf das Porzellan gestoßen, das sie seinerzeit in die Ehe eingebracht hatte und das nun, wie auch die wertvollen Kristallgläser, wieder in den Hängeschränken in der Küche stand.
Überhaupt hatte sich die kleine Kammer als wahre Fundgrube erwiesen, denn in einem Regal in der hintersten Ecke hatte Gabriella auch das große, gerahmte Foto entdeckt, auf dem Max und sie bei ihrer Trauung zu sehen waren.
Gerührt und zugleich überrascht, dass er
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