BIANCA EXKLUSIV Band 0193
Service begleiten? Und sollten diese Männer nicht Pistolen tragen?
Ihr war gerade erst bewusst geworden, dass dieser Mann selbst eine Pistole in der Hand hielt, als er hinter seiner Maske schrie – dass er eine trug, hatte sie ebenfalls erst jetzt gesehen –: „Alle auf den Boden.“ Die große, schwarze, Furcht einflößende Waffe in seiner Hand glänzte im Licht.
Annie stellte fest, dass sie unfähig war, sich zu bewegen. Einige Leute in der Reihe ließen sich sofort auf den Boden fallen, wieder andere schrien hysterisch, doch Annie war wie erstarrt. Mehreren Leuten schien es genau wie ihr zu ergehen.
Dann hob Ronnie den Lauf der Pistole zur Decke und feuerte ab.
Annie ließ sich auf den Boden fallen, bevor Teile der Verschalung von der Decke herabfielen. Die Wange gegen den Linoleumboden gepresst, versuchte sie sich so flach wie möglich zu machen. So machten es die Leute in Kriminalfilmen immer, wenn eine Schießerei losging. Sie wusste allerdings nicht genau, wofür das gut sein sollte. Denn als der Bankräuber auf sie zukam, wurde ihr klar, dass sie flach oder nicht flach auf dem Boden liegend ein leichtes Ziel für ihn abgeben würde.
Irgendwo zu Annies Rechten stöhnte die Frau, die hinter ihr in der Schlange gestanden hatte. Es klang so Mitleid erregend, dass Annie für einen Moment etwas von ihrer Angst vergaß. Sie hielt den Blick auf Ronnies Füße gerichtet, die jetzt näher kamen, und streckte eine Hand vorsichtig in die Richtung aus, aus der nun erneut ein leises Stöhnen kam. Dann umschlossen die eiskalten Finger ihrer Leidensgenossin ihre Hand.
Die Füße, die in schwarzen Schnürschuhen steckten, blieben stehen.
Annies Herz setzte aus. Der Mann stand genau über ihr, und die Pistole in seiner Hand schien wie ein hundert Pfund schweres Gewicht auf ihr zu lasten. Mit zusammengekrampftem Magen starrte Annie auf die Spitze der schwarzen Schuhe und wartete darauf, dass ihr Leben zu Ende ging.
Aber es passierte nichts.
Nicht, bis die Füße sich wieder von ihr entfernten, und Ronnie den Angestellten Befehle zurief. Und es war jetzt, in diesen wenigen Minuten, in denen die Bankangestellten den Befehlen des Bankräubers gehorchten, dass Annie im Kurzdurchlauf noch einmal ihr Leben vor sich abspulen sah.
Das Verschwinden ihres Vaters, als sie erst vier Jahre alt war. Der Umzug mit ihrer Mutter aus dem kleinen Apartment in das Häuschen, das auf dem Chase-Anwesen stand, für die die Mutter jetzt als Haushälterin arbeitete. Highschool, Haushaltsschule. Ihre Mutter geht in Rente, zieht in ein Apartment in die Vorstadt, und die Chases vermieten ihr das kleine Haus auf ihrem Anwesen. Schließlich der Tag, an dem sie ihren Partyservice eröffnete …
Wie eine lange Schlange aufgereihter Dominosteine sah sie ihr Leben, Szene um Szene, bis zu diesem Moment in der Strawberry Bay Bank. Viel zu schnell war sie wieder in der Gegenwart, die Wange gegen den gewachsten Boden gepresst, der stark nach Pinie roch. Ihre Zehen waren eiskalt in den Synthetiksportschuhen, und der Drahtbügel ihres billigen BHs, der sich durch den Baumwollstoff gebohrt hatte, stach ihr in die Seite.
Wenn sie mich ins Krankenhaus bringen müssten, dachte sie benommen, sieht jeder, dass meine Unterwäsche sauber, aber abgetragen ist.
Wow. Denk nicht ans Krankenhaus, ermahnte sie sich. Denk an Makkaroni und Käse. An Erdnussbutter und Gelee. An Kartoffelpüree und köstliche Sauce. Manchmal tröstete es schon, an gutes Essen zu denken.
Plötzlich wurde ihre Hand gedrückt, und Annie drehte den Kopf und schaute in die Augen der Frau, die auf dem Boden neben ihr lag. Sie sah nicht mehr gehetzt aus, nur noch blass und verängstigt.
„Ich hätte heute Morgen Cremeschnitten statt der kalorienreduzierten Getreideflocken essen sollen.“ Annie las die Worte eher von den Lippen der Frau, als das sie sie verstand, so leise flüsterte ihre Nachbarin.
Trotz ihrer eigenen Angst musste Annie lächeln. Offensichtlich hatte die andere Frau ebenfalls ans Essen denken müssen. Mehr noch, sie wusste sofort, was die andere Frau damit meinte. Plötzlich erschien einem das Leben viel zu kostbar, um nur an den Taillenumfang zu denken.
Annie hauchte zurück. „Nie mehr billiges Eis aus dem Supermarkt. Ich kaufe jetzt nur noch vom Feinsten.“
Vorne an den Schaltern fiel erneut ein Schuss. Es kam noch mehr Teile von der Decke herunter. „Beeilt euch!“, rief der Bankräuber.
Annie schaute zu ihrer neuen Freundin hinüber. Die Augen der Frau waren
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