BIANCA EXKLUSIV Band 0193
Zurückweisung habe. Ich habe meine Gefühle stets für einen unerreichbaren Mann aufgespart, weil es auf diese Weise sicherer für mich war. Wer unerreichbar ist, kann mich auch nicht verletzen.“
Cybill sah sie fragend an. „Ist dieser unerreichbare Mann ein Filmschauspieler oder ein Rockstar?“
Annie lachte. „Du lieber Himmel, nein. Er sieht zwar genauso gut aus, es ist aber ein Bekannter von mir.“
„Ist er verheiratet?“
Annie lachte erneut, ernüchterte aber schnell. „Nein. Ich glaube nicht, dass er ein Mann zum Heiraten ist.“
Ein leichtes Lächeln spielte um Cybills Mund. „Und das ist Ihr Ziel? Eine Heirat?“
„Sicher, eines Tages.“ Dann sah Annie die Frau scharf an. „Warum habe ich das Gefühl, dass Sie auf etwas hinauswollen, Cybill?“
Die andere Frau legte eine Hand über Annies. „Wissen Sie, ich kenne Sie nicht gut genug, und ich will Sie auch auf keinen Fall verletzen, aber was ist so schlecht daran, sich das Unerreichbare zu wünschen, wenn schon nicht für immer, dann wenigstens für eine Weile?“
Annies Mund wurde trocken. „Was?“
„Wenn Sie von diesem Mann sprechen, kann ich von Ihrem Gesicht ablesen, dass er Ihnen viel bedeutet. Sie würden viel gewinnen, wenn sie ihn bekämen, statt sich immer nur nach ihm zu sehnen.“
„Ich kann ihn aber nicht haben.“
Cybill zuckte die Schultern. „Vielleicht nicht für immer, Annie. Vielleicht werden Sie ihn nie heiraten. Aber wir beide haben doch erlebt, wie relativ Zeit ist, man kann ein ganzes Leben in ein paar Sekunden packen. Und denken Sie dran, wir wissen nie, was unsere Zukunft bringt und ob wir überhaupt noch eine haben.“
Annie überlegte. Genau das hatte sie am eigenen Leibe erfahren. Nicht, dass Annie glaubte, es wäre gut, jede Sekunde deines Lebens zu verbringen, als wenn es deine letzte wäre. Schließlich würde dann keiner mehr seine Rechnungen bezahlen. Aber trotzdem … sie wusste, dass Cybill recht hatte.
Annie schaute auf ihren Schoß. Wenn sie mit ganzem Herzen versuchte, etwas zu bekommen, was sie für unerreichbar hielt – Griffin, in diesem Fall – wer wusste, was sie dann noch alles erreichen konnte.
Nicht, dass sie im Moment an irgendetwas denken konnte, das ihr ebenso aufregend und wünschenswert erschien.
Sie hob den Kopf und lächelte Cybill an. „Sie haben wahrscheinlich recht“, murmelte sie. Was machte es schon, dass er in ihren Fantasien immer die Rolle des Prinzens gespielt hatte. Was machte es schon, dass sie nur die Tochter der Haushälterin war oder die Besitzerin eines kleinen Party-Service, während er Vizepräsident eines der größten Elektronikfirmen im Lande war. „Entweder ich lebe richtig oder gar nicht.“
Weder sie noch Cybill hatten es an diesem Morgen in die Bank geschafft. Aber sie tauschten ihre Telefonnummern aus und umarmten sich beim Abschied. Allerdings fand Annie nicht, dass sie aus dieser Schlacht als Versagerin hervorgegangen war. O nein. Nicht, wenn sie an ihr neues Ziel dachte.
Sie mochte Griffin. Mehr noch, er zog sie geradezu magisch an. Warum sollte sie dann nicht versuchen, ihm näherzukommen? Vor dem Bankraub wäre sie nie auf die Idee gekommen, selbst die Initiative zu ergreifen. Aber jetzt sah sie das Leben völlig anders. Warum sollte sie ihn nicht in eine Beziehung hineinlocken? Selbst, wenn diese Beziehung keine Zukunft hatte?
Darauf hatte Cybill hinausgewollt. Niemand konnte einem eine Garantie für eine Beziehung geben.
Entweder du lebst richtig oder gar nicht, sagte sie sich immer wieder, während sie Griffins Büronummer eindrückte und wartete, bis seine Sekretärin sie mit ihm verbunden hatte.
„Ist etwas passiert?“, war seine erste Frage.
Annie lachte, als sie hörte, wie besorgt er klang. „Nein. Ich habe nur rasch eine Frage an dich.“
Sie konnte ihn erleichtert aufatmen hören. „Ich nehme Schokolade, Haferflocken wären allerdings auch nicht zu verachten.“
Sie schüttelte den Kopf. Vor ein paar Tagen hatte sie ihn gefragt, welche Muffins er am liebsten mochte. Und er war ganz außer sich vor Freude, als sie ihm am nächsten Tag eine Tüte voll gebracht hatte. „Kein Glück, mein Lieber. Dieses Mal backe ich nichts für dich.“
„Warum geht es denn?“
Annie holte tief Luft, um alle Zweifel zu verdrängen. „Ich wollte dich nur fragen, ob du heute Abend mit mir bei Toni’s essen willst?“ Siehst du, dass war doch gar nicht so schwer. Sie hatte nur das erste Mal in ihrem Leben einen Mann eingeladen. Und zwar
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