BIANCA EXKLUSIV Band 0193
es erwartet hatte, drehte er sich um und legte die Papiere auf den Tisch. Dann ergriff er ihre Arme und sah sie fragend an.
Mit ihren ein Meter fünfundsiebzig konnte sie den meisten Männern in die Augen sehen. Bei seiner Größe von ein Meter neunzig war das nicht so einfach. Das war auch der Grund, warum sie sich heute Schuhe mit hohen Absätzen angezogen hatte. Etwas, das sie selten tat.
Sie legte den Kopf leicht in den Nacken und schaute ihn mit einem Gesichtsausdruck an, den Brigitte Bardot in ihren frühen Filmen perfektioniert hatte, ein Ausdruck bezaubernder Unschuld, hinter dem man alles verstecken könnte, quälende Gedanken wie auch hinterhältige Pläne.
„Du bist zu nichts verpflichtet“, erklärte er mit einem leichten Lächeln.
Auf einmal wünschte sie sich, er würde sie auf der Stelle lieben, bevor noch mehr Schuldgefühle, Zweifel und Furcht an ihr nagten.
„Ich weiß.“ Ihre Stimme war so rau, dass sie sich zweimal räuspern musste, nachdem sie die Worte ausgesprochen hatte. Sie musste sich unbedingt daran erinnern, dass er der Sohn des Mannes war, der ihre Familie um ihr Erbe gebracht hatte. Selbst wenn er jetzt einfühlsam und liebevoll wirkte, war er doch ein skrupelloser Geschäftsmann.
„Du zitterst ja“, bemerkte er bestürzt und begann ihre Oberarme zu reiben. Gegen ihren Willen stieg erneut Verlangen in ihr auf.
„Ich bin ein wenig nervös.“
Er zog fragend die Augenbrauen zusammen. „Hast du etwa Angst vor mir?“
Sie schüttelte zuerst den Kopf, änderte jedoch dann die Meinung. „Vielleicht, oder sagen wir, eher vor mir selbst.“ Sie sagte die Wahrheit, doch sie kam sich wie eine zweitklassige Schauspielerin vor, die von einem Script ablas.
„Ich zittere auch, wenn ich daran denke …“ Seine Worte erstarben in der Stille des Büros. „Sie ist stark, nicht wahr? So stark, dass man Angst bekommen kann.“
Er sprach zu ihr nicht in Rätseln, sie wusste sofort, dass er von der Anziehungskraft sprach, die zwischen ihnen bestand, und nickte nur.
„Ich war mir nicht sicher, ob du das Gleiche empfindest.“ Er strich ihr immer noch über die Arme, und die Sehnsucht, sich einfach an ihn zu schmiegen, wurde immer stärker. „Ich spürte sie im ersten Moment, als ich dich sah … nein, vorher schon. Ich hörte dich lachen und ertappte mich dabei, wie ich lächelte, obwohl ich gar nicht wusste, worum es ging.“
„Im Center …“
„Ja, an meinem ersten Tag dort.“
Harrison betrachtete die Frau, die vor ihm stand. Noch nie hatte eine Frau ihn so magisch angezogen. Und ausgerechnet er, der sonst jeden Bereich seines Lebens durchdachte und unter Kontrolle hatte, wusste nicht, warum das so war.
Er sah, wie sie ihn anschaute, ihn leicht verlegen anlächelte und sich dann weigerte, seinem Blick standzuhalten. Man konnte sie genauso wenig fassen wie einen Vogel, der im Wald von Baum zu Baum flog.
Er kannte sie jetzt einen Monat, und sie verhielt sich ihm gegenüber immer noch reserviert. Normalerweise öffneten sich ihm Frauen rasch. Vielleicht fand er sie deshalb so schnell langweilig und oberflächlich. Er schüttelte innerlich den Kopf, noch nie hatte ihn eine Frau so verwirrt wie Isa.
Manchmal kam es ihm so vor, als hätte er schon immer auf sie gewartet. Dieses Gefühl hatte er bereits, als er sie das allererste Mal gesehen hatte.
Die Leute vom Gemeindecenter hatten eine Party veranstaltet, um sie willkommen zu heißen. Sie waren begeistert gewesen, jemanden mit ihren Fähigkeiten als Managerin gewonnen zu haben.
Harrison hatte die Einladung zu dieser Party dankend abgelehnt, hatte dann aber plötzlich seine Meinung geändert und sich entschlossen, wenigstens auf einen Drink vorbeizuschauen. In dem Moment, als er das Gebäude betrat, war er bereits von ihr fasziniert gewesen.
Er hatte ihr Lachen gehört – ein kehliges, herzliches Lachen, das sofort den Wunsch in ihm geweckt hatte, diese Frau kennenzulernen. Er betrat das Büro des Leiters und blieb wie angewurzelt stehen.
Ihr Haar war glänzend und tiefschwarz – das Erbe eines südamerikanischen Vaters, wie er später erfuhr – während ihre Haut so zart und hell wie Porzellan und ihre Augen grün waren – beides hatte sie einer schottischen Mutter zu verdanken.
Sie besaß dichte geschwungene Wimpern und zart gewölbte Augenbrauen. Sie war so groß und schlank wie ein Model und ging mit der lässigen Grazie einer Frau, die sich ihrer Schönheit nicht bewusst war. Er hatte sie auf der Stelle begehrt,
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