BIANCA EXKLUSIV Band 0193
deinem.“
„Was zum Teufel sagst du da?“
Harrison stand vor ihr, bevor sie noch reagieren konnte.
„Mein Vater war der ehrbarste Mann, den ich je kennengelernt habe“, erklärte er und ballte die Fäuste. „Und er hatte nie einen Partner.“
„Ich habe die Originaldokumente, die beweisen, dass mein Vater die Hälfte der Mine besaß.“
„Ich will sie sehen.“
„Sie befinden sich in einem Schließfach.“ Sie hob ihr Kinn. „Wo niemand sie finden und vernichten kann. Ich habe eine Kopie bei mir. Ich dachte schon, dass du sie sehen willst.“ Sie griff in ihre Tasche und holte die Kopie heraus.
Sie sah fasziniert zu, wie er das Papier durchlas und dabei um seine Beherrschung kämpfte. „Und wie soll mein Vater deinen betrogen haben?“
„Bei einem betrügerischen Pokerspiel.“
Harrison sah aus, als ob er jeden Moment explodieren würde. Doch er schaffte es, sich unter Kontrolle zu halten. „Ich verstehe.“ Er trat einen Schritt zurück und winkte leicht mit dem Beweismaterial, das sie ihm gegeben hatte. „Und warum gehst du dann nicht vor Gericht, um deinen Anteil einzuklagen? Dann würdest du die Hälfte der Mine bekommen, ohne mich heiraten zu müssen, natürlich vorausgesetzt, dass dieses Papier echt ist.“
Sein Blick war so intensiv, dass sie sich wie das berühmte Kaninchen vor der Schlange vorkam. „Ich dachte daran, als ich dieses Dokument nach dem Tode meines Vaters in seinen Papieren fand, aber ich hatte kein Geld für Experten oder Anwälte.“
Ihr Vater hatte ihr bereits vor seinem Tod einige Male von seinem Verlust und dem Pokerspiel erzählt, und sie hatte ihn damals gedrängt, vor Gericht zu gehen. Doch er hatte gemeint, dass mittellose Leute wie sie niemals gegen die Reichen und Mächtigen ankämen. Er war der festen Überzeugung gewesen, dass niemand ihm Glauben geschenkt hätte.
Erst als sie vor dem Jugendrichter stand, hatte sie verstanden, was ihr Vater meinte. Was auch immer sie getan hatte oder tun würde, der Richter würde ihr niemals Ricky geben, bevor sie nicht verheiratet war. Diese Einstellung war in hohem Maße sexistisch, aber Isa war so vernünftig gewesen, sich nicht dagegen zu wehren. Das hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Stattdessen hatte sie sich diesen Plan ausgedacht, einen Weg, wie sie und Ricky endlich zu dem Erbe kamen, das ihnen zustand.
„Ich habe einen berechtigen Anspruch auf die Mine“, fuhr sie fort. „Dieses Dokument beweist es. Wenn du mich nicht heiratest, werde ich deinem Investor sagen, dass ich Mitbesitzer der Mine bin und eine gerichtliche Verfügung anordnen werde, die es dir unmöglich macht, den Vertrag abzuschließen, bevor die Besitzverhältnisse geregelt sind.“
Harrison sagte kein Wort. Er sah sie nur an, als wäre sie eine fast ausgestorbene Gattung in einem Zoo.
„Da gibt es noch etwas“, sagte sie.
„Was kann das wohl sein?“, murmelte er.
Sie zwang sich, zumindest äußerlich ruhig und gelassen zu bleiben. Das, was sie jetzt erklären musste, war der schwierigste Teil.
„Mein Bruder … Rick …“
Harrison sah bei der Erwähnung ihres Bruders nur mäßig überrascht aus. „Ja?“
„Er muss auch bei uns wohnen.“
Harrison hüllte sich erneut in Schweigen und lächelte dann etwas müde. „Noch etwas?“
„Du musst mit mir fahren, um ihn abzuholen.“
„Wo ist er denn?“
„In Oregon.“
Harrison strich sich über das Kinn, als ob er überlegen würde. „Wann?“
„In einem Monat.“
Da er sie nur mit hochgezogenen Augenbrauen fragend anschaute, fuhr sie rasch fort: „Er muss in der Erziehungsanstalt bleiben, wenn ich ihm kein geordnetes Familienleben bieten kann. Entweder der Staat oder ich …“
„Ah.“Verständnis glomm in seinen Augen auf, und sie fragte sich, wie viel er tatsächlich begriffen hatte. Wenn er wirklich wüsste, wie schwer es gewesen war, sich ihm zu stellen, wie viel Angst sie um ihren Bruder hatte, wie verzweifelt …
Sie verschränkte die Hände ineinander. „Es wird nur eine Ehe auf dem Papier werden, aber für die Öffentlichkeit müssen wir das glückliche Paar spielen. Vor allem für den Richter und den Sozialarbeiter.“
„Ich verstehe. Du und dein Bruder, ihr bekommt ein Zuhause, aber was bekomme ich?“
Sie hatte die Antwort bereits parat. „Eine Annullierung. In einem Jahr ist die Bewährungszeit für Ricky abgelaufen. Dann können wir die Ehe annullieren.“
Er lachte laut auf und las dann noch einmal das Papier durch, das sie ihm gegeben
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