Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bianca Exklusiv Band 0226

Bianca Exklusiv Band 0226

Titel: Bianca Exklusiv Band 0226 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisette Belisle Kathy Clark Jacqueline Diamond
Vom Netzwerk:
doch, dass er nicht so schnell hätte aufgeben sollen. Das bedeutete ja wohl, dass er kein besonderes Interesse hatte.
    Nach dem Film verbrachten sie den Rest des Morgens damit, über Columbus’ Seereisen und Entdeckungen zu sprechen. In der Mittagspause bemerkte Allison, dass Susan mit den anderen Kindern tollte und umhertobte und kein Anzeichen jenes Verhaltens zeigte, das sie am Mittwoch an den Tag gelegt hatte.
    Nach der Pause mussten die Kinder sich im Kreis setzen und einen ihrer Schuhe ausziehen. Dann zeigte Allison ihnen, wie sie einen Knoten und eine Schleife machen mussten. Sie ging von einem Kind zum anderen und führte die kleinen ungeschickten Finger durch die Bewegungen. Aus Erfahrung wusste sie, dass es noch Monate dauern würde, bis alle diese Verrichtung beherrschten.
    „Ich kann es, Miss Greene“, prahlte Meagan, die sich nicht länger zurückhalten konnte. „Sehen Sie, meine Schleifen sind perfekt!“
    Allison war gerade mit Matthew beschäftigt und warf Meagan nur einen flüchtigen Blick zu. Dann hörte sie den Schrei. Er war so gellend, dass Allison hochschoss und in der nächsten Sekunde vor Meagan stand. Als sie die Bescherung sah, musste sie ein Lächeln unterdrücken. Eben über dem Knoten standen stoppelig vier Schubandenden ab, und das, was einst die Schleife gewesen war, baumelte in Meagans Hand.
    „Sehen sie nur, was sie mit meinen Schnürsenkeln gemacht hat“, klagte Meagan.
    „Wer war das?“, fragte Allison, die nicht umhin konnte, eine gewisse Gerechtigkeit darin zu sehen, dass Meagan dieses eine Mal etwas abkriegte.
    „Das war sie.“ Meagan deutete auf Susan. „Sie ist nur neidisch, dass ich meine Schuhe zubinden kann und sie nicht.
    „Ich kann meine Schuhe auch zubinden“, verteidigte Susan sich.
    Allison sah Susan an, die immer noch die Schere in der Hand hielt.
    „Kannst du nicht“, höhnte Meagan und warf mit einer Kopfbewegung ihren langen Zopf über die Schulter. „Deine Schleifen sehen doch nur komisch aus und überhaupt nicht so gut wie meine.“
    „Stimmt gar nich’.“
    „Doch.“
    „Genug, ihr zwei“, unterbrach Allison den Wortwechsel.
    „Und die Schleifen in deinem Haar sind auch scheußlich“, spottete Meagan. „Deine Mutter ist wohl genauso blöd wie du.“
    Das war zu viel für Susan. Verzweifelt versuchte sie, gegen die Tränen anzuschlucken, die ihr in die Augen schossen, und bevor irgendjemand sie zurückhalten konnte, hatte sie Meagans Zopf gepackt und abgeschnitten.
    Alle erstarrten zu Salzsäulen, und es wurde totenstill im Raum. Da stand Susan, Meagans langen blonden Zopf in der Hand. Allison wusste, dass sie etwas tun musste, etwas sagen, doch sie war genauso erstarrt und glaubte, ihren Augen nicht trauen zu können.
    Schließlich hob Meagan die Hand und berührte ihr drastisch gekürztes Haar, und Susan schleuderte den Zopf von sich, als hielte sie eine Schlange in ihren zitternden Händen.
    Allison war, als liefe alles in Zeitlupe ab, und als das Haar den Boden berührte, kam schließlich Bewegung in die Kinder. Sie flüsterten und wisperten und lachten nervös.
    „Äh, Kinder, geht auf eure Plätze!“ Allison hatte sich endlich aufraffen können. „Susan, gib mir die Schere! Sofort.“
    Die Kleine, deren Blick unverwandt an der Lehrerin hing, folgte ohne Zögern. Allison sah, dass sie am ganzen Leibe zitterte. Sie hatte schreckliche Angst, aber sie versuchte, tapfer zu sein und sich gegen das zu wappnen, was Miss Greene unternehmen würde.
    Noch nie hatte Allison so viel Mitleid für ein Kind empfunden. Meagans Spott war bösartig gewesen. Aber eine so drastische und nicht wiedergutzumachende Reaktion hatte sie nicht verdient.
    Zuerst aber wandte Allison sich Meagan zu, die hysterisch weinte „Es wird alles wieder gut werden. Jetzt kannst du dir so einen hübschen kurzen Haarschnitt machen lassen. Und wenn du das nicht magst, dann lässt du dein Haar wieder wachsen. Das geht schnell. Ganz bestimmt. Mein Haar wächst so schnell, ich muss es jeden Monat schneiden lassen.“
    Bei Meagan rannen die Tränen und sie schluchzte: „Sehe ich denn immer noch hübsch aus mit kurzem Haar? Meine Mommy liebt mich nicht mehr, wenn ich nicht hübsch bin.“
    Nun fühlte Allison sich doppelt elend. Unter der rauen Schale steckte ein verletzliches kleines Mädchen, das darum bangte, nur ja immer seinen so außerordentlich erfolgreichen Eltern zu gefallen. Wahrscheinlich fürchtete sie immer, ihren Erwartungen nicht gerecht werden zu können. Aus

Weitere Kostenlose Bücher