Bianca Exklusiv Band 11
altjüngferlichen Art, wird er hören."
„Vielen Dank", erwiderte Lucy pikiert.
„Aber es ist nun mal so." Selina warf ihre Locken zurück. „Er mag mich nicht und glaubt, ich sei auf einen reichen Mann aus. Leider hat er die Kontrolle über die Finanzen der Familie, und ohne seine Zustimmung hat Renzo weder Geld noch ein Dach über dem Kopf. Ich habe sogar versucht, Renzo zu verführen, um Massimo dazu zu bringen, sich mit mir abzufinden, aber mein goldiger Liebling war schockiert und meinte, seine Braut müsse in der Hochzeitsnacht noch Jungfrau sein."
Lucy ließ den Schuh fallen, den sie in der Hand hielt. „Willst du damit sagen ..." Ihr versagte die Stimme. Soweit sie wusste, war Selina zu Hause alles andere als prüde gewesen.
Ihre Schwester schien zu wissen, was sie dachte. „Ich wollte Spaß haben, aber so weit bin ich nun doch nicht gegangen", gestand Selina verlegen. „Ich bin noch Jungfrau und bin stolz darauf. Aber Renzo und ich können nicht mehr warten. Wir lieben uns so sehr, dass wir es nicht mehr aushalten. Deshalb wollen wir so schnell wie möglich heiraten."
Lucy überlegte. „Eine längere Verlobungszeit würde euch helfen herauszufinden, ob ihr wirklich zueinander passt. Ich komme morgen mit dir und spreche mit Mazzardi."
„Nein!" Selina packte sie entsetzt bei den Schultern. „Ich will Renzo sofort heiraten, ehe Mazzardi dazwischenfunkt."
„Was ist los, Liebes?" Lucy sprach beruhigend auf ihre Schwester ein. „Wovor hast du Angst?"
Selina warf sich aufstöhnend auf das Bett und begann hysterisch zu schluchzen. Sie beruhigte sich erst ein wenig, als Lucy sich zu ihr setzte und sie liebevoll in die Arme nahm.
„Er ist ein Ungeheuer! Ein Snob! Flittchen hat er mich genannt! Er behauptet, mich nach einem Stelldichein mit einem seiner Bootsleute in einem beschämenden Aufzug gesehen zu haben. Es war doch nicht meine Schuld, Lucy, dass der Mann mehr wollte als nur Händchen halten. Ich hatte meine liebe Mühe, ihn abzuwehren, und sah hinterher fürchterlich aus. Aber Mazzardi wollte mir meine Erklärung nicht abnehmen."
„Auf mich wird er hören." Lucy war empört. „Ich werde ihn mir vornehmen. Wenn er denkt..."
„Tu, was du willst, aber wir brauchen Geld, um fortgehen zu können. Sicher könnte ich Renzo dazu bringen, mit mir zu schlafen. Als Ehrenmann müsste er mich dann heiraten, und Mazzardi müsste das schlucken."
„Überrumpelung ist nicht der richtige Weg", entschied Lucy.
„Ein anderer bleibt mir doch gar nicht", fuhr Selina auf. „Du weißt ja nicht, wie es ist, wach zu liegen und sich nach einem Mann zu sehnen!"
Lucy drückte ihre Schwester an sich. „Hat Renzos Bruder vielleicht selbst Interesse an dir?"
„Der? Massimo Mazzardi ist aus Stein. Er hat durch mich hindurchgesehen, als ich ihm bei unserer ersten Begegnung schöne Augen machte."
„Du bist unmöglich!"
„Nun ja, er ist wirklich ein Bild von einem Mann", gestand Selina. „Aber Renzo ist süß. Kein Wunder, dass alle ihn mögen und dass die Familie Massimo damals rausgeworfen hat."
Lucy ließ sich nicht vom Thema abbringen. „Du hast mich also hergeholt, damit ich dir Geld zum Durchbrennen gebe und bei einem tyrannischen Italiener ein gutes Wort für dich einlege, der bösartig, kalt und bei allen verhasst ist?"
„So ungefähr."
Die Schwestern einigten sich, dass Selina an diesem Tag nicht zur Arbeit zurückkehren würde. Lucy packte den Rest ihrer Sachen aus, nahm ein Bad und versuchte Selina im Lauf der nächsten Stunden dazu zu bringen, sich mit Renzos Bruder gütlich zu einigen, Die Nacht brach herein, und Lucy war schwach vor Hunger, aber erst wollte sie Selinas Problem klären.
Es klopfte an der Tür, und für Lucy wurde ein Päckchen abgegeben. Sie setzte sich aufs Bett und wickelte es verwundert aus. Es enthielt ein Samtetui.
„Das muss ein Irrtum sein!" Verwirrt überflog sie die beiliegende Karte und errötete.
Selina nahm sie ihr neugierig aus der Hand. „Ich muss Sie wieder sehen, weil es mich hoffnungslos erwischt hat!" las sie vor. Lucy hatte das Kästchen geöffnet, in dem eine herrliche Bernsteinbrosche lag, und blickte ihre Schwester sprachlos an. In diesem Augenblick klingelte das Telefon. „O nein!" Selina erbleichte. „Das ist Massimo!"
„Gut, dann kann ich ihn mir gleich jetzt vornehmen", bemerkte sie zu ihrer Schwester und meldete sich mit einem energischen „Ja?"
„Ich finde es toll, wenn eine Frau sofort einverstanden ist", vernahm sie eine dunkle
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