Bianca Exklusiv Band 229
verändert. Sie hatte gelernt, ihre Rolle zu spielen, sich korrekt zu kleiden und vornehm auszudrücken. Doch Stück für Stück hörte sie auf, Dottie zu sein, und das gefiel ihm nicht.
Er rief sich in Erinnerung, dass es für sie nur ein Spiel war und dass sie sich darauf freute, nach Hause zurückzukehren und Mike zu heiraten, an den sie trotzig ihr Herz gehängt hatte. Er dachte an die geheime Aktion, mit der er dafür sorgen wollte, dass ihr Traum niemals wahr wurde, und sein Gewissen plagte ihn.
Dann sah er Sophie mit dem Botschafter von Korburg tanzen, bereits zum dritten Mal. Er wusste, welchen Druck ihre Familie auf sie ausübte. Sie musste einen königlichen Ehemann finden, und Harold war nun der qualifizierteste Kandidat. Aber ihm wurde fast übel bei der Vorstellung, dass Sophie sich mit einem Mann verbündete, den er verachtete.
Der Tanz endete. Er führte Dottie zurück zur Empore, verbeugte und entschuldige sich.
Plötzlich fühlte sie sich sehr einsam und blickte sich nach Mike um. Doch der war nirgendwo zu sehen. Dagegen sah sie Randolph mit Sophie tanzen und eine Weile später, Arm in Arm wie ein Liebespaar, auf die Terrasse verschwinden.
7. KAPITEL
Dottie konnte ihre Abreise nach London kaum noch erwarten. Irgendetwas an diesem Palast veranlasste sie, sich völlig untypisch zu benehmen. Es war nicht ihr altes Ich, das Randolph geküsst und mit ihrem halb nackten Körper gereizt hatte. Die alte Dottie hätte sich nie so benommen, denn sie liebte Mike, und nur die Liebe zählte, nicht primitive Lust.
Sie dachte darüber nach und gestand sich ein, dass sie Randolph begehrte, doch er gehörte nicht zu ihrem wirklichen Leben.
Einige Tage lang sah sie ihn nicht. Er hatte den Palast gleich nach dem Ball verlassen und war auf seinen Landsitz gefahren. Sie ließ ihm eine Nachricht überbringen, und er suchte sie gleich nach seiner Rückkehr auf.
„Haben Sie inzwischen einen Thronfolger gefunden?“, fragte sie ohne Umschweife.
„Nein. Es ist niemand vorhanden, außer Ihnen.“
„Aber ich muss zurück nach London.“
„Wie können Sie uns verlassen?“, fragte er heftig. „Haben Sie schon vergessen, wie dieses Land Sie mit offenen Armen willkommen geheißen hat? Sie wissen doch, welches Schicksal das Volk ereilt, wenn Sie gehen.“
„Es kann Sie ja auf den Thron setzen. Von Rechts wegen gehört er Ihnen. Ich bin völlig ungeeignet, wie Sie mir oft genug bestätigt haben.“
„Das stimmt zwar, aber ich bin unehelich und daher vom Thron verbannt.“
„Nun, man braucht doch bloß ein Referendum durchzuführen. Das Volk wählt Sie zum König, Sie heiraten Sophie, und alles wird gut.“
„Wenn ich den Thron besteige, selbst mit der Zustimmung des Volkes und des Parlaments, nutzt Harold das als Vorwand für einen Krieg. Und wenn ich zurücktrete und ihn König werden lasse, plündert er das Land und unterdrückt das Volk. Die einzige Person, die das verhindern kann, sind Sie.“
„Und welchen Platz hat Mike in Ihrem großartigen Projekt?“
„Gar keinen. Sie können ihn nicht heiraten. Das muss Ihnen doch klar sein.“
„Sie meinen, ich soll ihn einfach abschieben? Was denken Sie eigentlich von mir? Haben Sie vergessen, wie es war, Sophie zu verlieren?“
Ein düsterer Ausdruck trat in seine Augen. „Suchen wir Mike doch auf und hören uns an, was er dazu zu sagen hat“, schlug er vor und führte sie bereits durch die Geheimtür und die verschlungenen Korridore.
Schließlich öffnete er eine Tür und schob Dottie in einen Raum. Der Anblick, der sich ihr bot, ließ sie wie erstarrt stehen bleiben.
Auf einem prunkvollen Bett lag eine nackte junge Frau. Ihr Gesicht war von Mikes Kopf verdeckt. Auch er war nackt und zu vertieft in seine genussvolle Tätigkeit, um zu bemerken, dass seine Verlobte eingetreten war.
Nur eine drastische Maßnahme konnte ihn aus der Verzückung reißen. Also hob Dottie eine Hand und ließ sie mit voller Wucht auf sein bloßes Hinterteil klatschen.
Erschrocken schrie er auf, wirbelte herum und fiel prompt aus dem Bett. In einem würdelosen Haufen landete er zu ihren Füßen und enthüllte die Identität seiner Gespielin, die ebenfalls aufschrie, als sie Dottie erblickte.
„Du hast vielleicht Nerven, Bren!“, rief Dottie. „Aber zu dir komme ich später, nachdem ich den hier ins Jenseits befördert habe.“ Sie wirbelte zu Mike herum, der vergeblich versuchte, sich gleichzeitig zu bedecken und aus ihrer Reichweite zu entkommen. „Herrje, steh schon
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