Bianca Exklusiv Band 229
Maggie?“
„Großartig.“
„Angela, bitte seien Sie ehrlich“, bat Rebecca. „Wir wissen schon, dass sie einen Herzfehler hat. Dr. Charleson hat bereits angerufen.“
„Viele Frühchen haben dieses Problem. Vor der Geburt muss noch nicht so viel Blut durch das Herz gepumpt werden, also hat das Ungeborene eine Art Bypass am Herzen, das Ductusgefäß. Bei einem voll ausgewachsenen Baby schließt sich dieses Ductusgefäß innerhalb von drei Tagen, aber bei Frühchen passiert das häufig nicht. Es wird nicht als richtiger Herzfehler angesehen.“
„Aber es muss trotzdem behandelt werden.“
„Es sieht so aus. Der Doktor hat sie auf Medikamente gesetzt und …“
„Es geht hier nicht nur um Medikamente“, warf Lucas ein und deutete auf den Aktenordner unter seinem Arm. „Ich habe im Internet recherchiert und mir einige Artikel ausgedruckt. Ein Ductus arteriosus muss unter Umständen operiert werden.“
„Vielleicht muss sie operiert werden, vielleicht auch nicht. Bitte warten Sie, bis Dr. Charleson mit Ihnen sprechen kann.“
Ein Eingriff am offenen Herzen!
Rebecca blickte hinab zu Maggie und konnte es sich beim besten Willen nicht vorstellen. Wie winzig musste ihr Herz sein, wie hauchdünn die Adern! Und wie sollte der schwache Körper eine solche Operation verkraften, selbst wenn sie dazu gedacht war, das Leben zu retten?
„Haben Sie heute eigentlich schon etwas gegessen?“, fragte Angela.
„Ich nicht“, erwiderte Rebecca zerstreut.
„Ich auch nicht“, sagte Lucas. „Ich hole uns Kaffee und Gebäck, okay?“
Rebecca nickte. „Und ich hätte gern einen Orangensaft und eine Banane, falls du so was bekommst.“ Sie musste Vitamine zu sich nehmen, um Maggie über die Milch Kraft zu geben.
„Na klar. Ich bin gleich wieder da.“
Als Lucas gegangen war, setzte Rebecca sich neben den Brutkasten und stellte fest, dass Maggies Gesichtsfarbe nicht sehr gut aussah. Sie prüfte den Monitor. Die Sauerstoffzufuhr war höher eingestellt als am vergangenen Abend – eine Tatsache, die sie vor drei Tagen noch nicht erkannt hätte. „Wie hat der Doktor die Diagnose gestellt?“
„Er hat etwas im Stethoskop gehört. Außerdem braucht sie seit gestern Abend mehr Atemhilfe, und ihr Puls ist etwas gestiegen. Deshalb hat er ein Echokardiogramm durchgeführt und es dadurch festgestellt.“
„Aha. Ich verstehe.“ Rebecca holte tief Luft und sammelte ihren Mut für die Frage, die sie bereits seit der Geburt vor drei Tagen quälte. „Habe ich das alles verursacht?“
„Sie meinen, ob es Ihre Schuld ist, dass Maggie zu früh gekommen ist?“
„Ja.“
„Tja, sind Sie denn am Tag davor Fallschirmspringen gegangen? Oder Bungee-Jumping vielleicht? Haben Sie ein Saufgelage veranstaltet oder Kokain genommen?“
Rebecca lachte zittrig. „Nein!“
„Das dachte ich mir. Sie sehen auch nicht so aus. Und jetzt schauen Sie mich einmal an und hören genau zu, was ich sage: Nein, Sie haben es nicht verursacht.“
„Aber ich habe fünf Schichten pro Woche geschoben, als Köchin in unserem Steakhaus. Ich war bei der Arbeit, als die Fruchtblase geplatzt ist.“
„Viele Frauen arbeiten ohne Probleme bis zum Schluss in körperlich anstrengenden Berufen. Manche gehen sogar große Risiken ein, und trotzdem geht alles glatt. Andere, so wie Sie, machen alles richtig und haben haufenweise Komplikationen. Es ist einfach nicht fair.“
„Mir kommt es allerdings ziemlich unfair vor.“
„Es ist ganz eindeutig nicht Ihre Schuld.“
„Aber ich hatte ziemlich viel Stress – bei der Fehlgeburt, vor ein paar Monaten und jetzt, als die Wehen eingesetzt haben.“
„Ach, an dem Stress sind Sie also auch schuld?“, konterte Angela ironisch. „Hört mal alle her! Wir haben die Frau gefunden, der wir für alles die Schuld geben können! Verkehrsstaus, Überschwemmungen, schlechtes Fernsehen …“
Rebecca lachte erneut, auch wenn es eher wie Weinen aussah. „Ich verstehe, was Sie meinen.“
„Belasten Sie sich nicht auch noch mit Schuldgefühlen, okay? Versprechen Sie mir das.“
„Ich verspreche, es zu versuchen.“
Kurz darauf kam Lucas zurück, und sie frühstückten im Wartezimmer. Dr. Charleson suchte sie dort auf, als sie gerade ihren Kaffee austranken.
Kaum hatten sie sich begrüßt, forderte Lucas den Arzt auf: „Knausern Sie nicht mit Details, und beschönigen Sie nichts, okay? Ich will die ganze Wahrheit hören.“
Was ist, wenn ich es nicht hören will?, dachte Rebecca. Was ist, wenn ich nicht
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