Bianca Exklusiv Band 229
führen. Wie oft habe ich das schon gehört? Und ich dachte, das wäre endlich vorbei. Verdammt, ihre Werte sind jetzt schlechter als drei Tage nach der Geburt!“
„Ich bringe die Flaschen in den Kühlschrank“, flüsterte Rebecca kleinlaut.
Sein Beharren auf Details und Fakten, sein Drang, sich den ungünstigsten Fall auszumalen, zehrte wie immer an ihren Nerven. Sie musste einfach entfliehen, damit sie diese Dinge nicht hörte und sich nicht all diese unerträglichen Vorstellungen machen musste.
In dem kleinen Raum am Ende des Korridors, der eine Mischung aus Küche und Labor darstellte, summte leise der Kühlschrank. Darin hatte Rebecca ihr eigenes Fach zur Lagerung der etikettierten Fläschchen. Dort stellte sie die eindrucksvolle Sammlung der vergangenen zwei Tage hinein.
Sie hatte geplant, vor den Krankenschwestern damit zu prahlen, wie gut sie mit der Pumpe klarkam und dass sie inzwischen so entspannt war wie die Madonnengestalt in der Gebrauchsanleitung. Aber nun war sie wieder vollkommen angespannt und wusste, dass sie mit dem verdammten „Biest“ wieder ganz von vorn anfangen musste.
Und wann sollte Maggie das alles trinken? Würde sie es überhaupt jemals brauchen?
Rebecca stand vor dem geöffneten Kühlschrank, spürte die Kälte auf ihrem Körper und klammerte sich mit aller Kraft an einen letzten Rest von Hoffnung. Maggie brauchte ihre Hoffnung.
Sie ist stark. Sie kämpft. Die Ärzte und Schwestern kämpfen um sie. Und ich werde sie nicht aufgeben.
„Was hast du getan?“ Lucas’ zornige Stimme erklang von der anderen Seite der hohen Kühlschranktür. „Was zum Teufel hast du getan, dass sie so früh gekommen ist und das alles erleiden muss?“
Rebeccas Magen verkrampfte sich, als hätte Lucas ihr einen Boxhieb verpasst. „Du liebe Güte“, flüsterte sie.
Seine Augen wirken wie glühende Kohlen. Die leichte Bräune, die sich durch die Ausritte in den vergangenen zwei Tagen eingestellt hatte, war schon wieder von seinem Gesicht verschwunden, und er wirkte genauso gestresst wie vor der Auszeit. „Hast du deinen Arzt überhaupt gefragt, ob du weiter arbeiten darfst? Warum haben an dem Abend die Wehen eingesetzt? Als es anfing, warum hast du dir da nicht sofort freigenommen? Es muss doch einen Grund für die Frühgeburt geben, einen konkreten …“
„Ah ja? Und warum?“
„Das ist doch nicht einfach so aus heiterem Himmel passiert. Du hättest ihr diese Tortur ersparen können – und uns, wenn du nur auf deinen Körper gehört hättest, wenn du vorsichtiger gewesen wärst. Was zum Teufel hast du falsch gemacht?“
„Nichts.“ Rebecca wich zurück. „Ich habe gar nichts falsch gemacht.“
Lucas knallte die Kühlschranktür so heftig zu, dass die Flaschen darin klirrten. Dann sank er auf die Plastikbank daneben.
„Verdammt, Lucas! Glaubst du, dass ich nicht an mir selbst gezweifelt habe? Dass ich mir nicht die Schuld gegeben habe?“ Sie holte tief Luft. „Ich habe alle möglichen Leute danach gefragt, Carla und Angela und Shirley und Helen, und alle haben mir versichert, dass es nicht meine Schuld ist. Vielleicht solltest du auch einmal mit ihnen reden, bevor du alles zwischen uns zerstörst. Ich kann und will dir nämlich nicht länger zuhören.“
Rebecca floh aus dem Raum, nahm den Fahrstuhl und landete irgendwie in der Cafeteria, nur weil es ein Ort war, den sie kannte. Die Mittagspause war noch nicht vorbei, und der Saal war erfüllt von Leuten und Lärm und Essensgerüchen. Mehrere Minuten lang blieb sie wie gelähmt beim Eingang stehen.
Ein einziger Gedanke ging ihr immer wieder durch den Kopf.
Der Vater meines Babys gibt mir die Schuld.
Es tat weh. Es machte sie wütend. Am liebsten hätte sie ihn dorthin geschickt, wo der Pfeffer wächst. Aber sie wusste, dass sie es nicht über sich bringen würde.
Lucas liebte Maggie. Sonst hätte er nicht diese wilden Vorwürfe ausgestoßen. Und daher hatte er das Recht, da zu sein, selbst wenn Rebecca und er kein vernünftiges Wort mehr miteinander reden konnten.
Schließlich stellte sie sich in die Schlange an der Essensausgabe. Automatisch nahm sie sich eine Flasche Fruchtsaft. Hunger hatte sie überhaupt nicht, aber sie ließ sich eine Schale Suppe geben, um Maggies willen.
Lucas fand sie, als sie gerade die Hälfte ausgelöffelt hatte, ohne etwas zu schmecken. Er blieb vor ihrem Tisch stehen und eröffnete: „Das hätte ich nicht sagen dürfen.“
„Obwohl du es so gemeint hast?“
„Ich hätte das Personal
Weitere Kostenlose Bücher