Bianca Exklusiv Band 243
langes Nachthemd. Danach bürstete sie das Haar und hielt es mit einem weißen Band zusammen.
Direkt vor ihrem Zimmer warf Darcy schmutzige Wäsche in einen Korb. Die Haushälterin war groß und massig, und die grauen Locken fielen ihr meistens ungekämmt ins Gesicht und verdeckten die hellblauen Augen. Heute hatte sie das Haar jedoch auf dem Kopf hochgesteckt.
Die Haushälterin hatte für Lyle McNally schon gearbeitet, als Nicole und ihre Mutter nach Belle Rouge kamen. Darcy wusste alles über die Familie. Nicole hatte sie stets wie eine zweite Mutter geliebt.
„Guten Morgen, Darcy.“
Die Haushälterin lächelte fröhlich. „Nicole! Habe ich dich geweckt? Tut mir leid. Ich bin heute Morgen einfach gut aufgelegt. Da jetzt das Begräbnis vorüber ist, dachte ich, dass in das alte Haus vielleicht wieder Fröhlichkeit einzieht.“
„Ich weiß nicht, ob es hier jemals wieder fröhlich sein wird, Darcy“, erwiderte Nicole. „Aber ich hoffe es für dich.“
„Für dich auch“, erwiderte die Haushälterin. „Ich weiß, wie sehr du deine Mom geliebt hast und sie vermisst. Sie wollte aber bestimmt nicht, dass du nur dasitzt und trauerst.“
„Ich weiß“, erwiderte Nicole düster. „Aber im Moment bin ich mir nicht sicher, ob ich jemals wieder glücklich sein werde.“
Darcy klopfte ihr auf die Schulter. „Gehen wir in die Küche. Ich mache dir Eier und Haferbrei.“
Nicole schüttelte den Kopf. „Gib dir keine Mühe. Ich bin nicht hungrig.“
Die Haushälterin lächelte geduldig. „Das ist keine Mühe, Schatz. Der Haferbrei ist noch von Mr Logans Frühstück warm.“
„Logan hat schon gefrühstückt?“
Darcy nickte. „Er hat das Haus vor wenigen Minuten verlassen. Er wollte zu den Feldern fahren, ich weiß aber nicht, warum. Im Moment sind sie so schlammig, dass man sie gar nicht betreten kann.“
„Vielleicht will er sich sein Erbe ansehen“, erwiderte Nicole trocken und ging die steile Treppe hinunter. „Ich nehme nur Kaffee und Brötchen. Heute Morgen habe ich viel zu tun.“
„Und was?“ Darcy griff nach dem Wäschekorb und folgte ihr. „Du solltest dich lieber einige Tage ausruhen.“
„Das geht nicht. Ich muss packen und mir eine Wohnung suchen.“
„Wovon sprichst du, Schatz? Du wohnst auf Belle Rouge . So war das, seit ich dich kenne.“
„Stimmt, Darcy, aber seit Mutters Tod hat sich einiges geändert. Die Plantage gehört jetzt Logan. Du weißt, dass ich mit diesem Mann nicht unter einem Dach leben kann.“
In der Küche duftete es nach Kaffee und gebratenem Schinken. Nicole schenkte sich eine Tasse ein und trat an den Herd, auf dem Darcy Buttermilch-Brötchen vorbereitet hatte.
Sie legte zwei Brötchen auf einen Teller und setzte sich an den Tisch, an dem sie am Vorabend mit Logan die Sandwiches gegessen hatte. Während sie die Brötchen mit Butter und Zuckersirup bestrich, versuchte sie, den Vorfall zu verdrängen. Sie hatte völlig gegen ihre Natur gehandelt. Und sie musste darauf achten, dass es nie wieder dazu kam.
„Logan wohnt nicht mehr hier, seit er ein junger Mann war.“ Darcy polierte die ohnedies saubere Arbeitsplatte. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er auf der Plantage glücklich wird, nachdem er so lange in Shreveport gelebt hat.“
Nicole seufzte. „Das dachte ich auch, aber gestern Abend sagte er, dass er bleibt. Wahrscheinlich ist ihm die Erbschaft zu Kopf gestiegen.“
Darcy warf den Putzlappen in die Spüle und stemmte die Hände in die breiten Hüften. „Kann schon sein, aber Mr Lyle würde sich im Grab umdrehen, wüsste er, dass du fort willst.“
Nicole biss in ein Brötchen. „Dann muss er sich eben umdrehen, weil ich einfach nicht mit Logan leben kann.“
Schon gar nicht, nachdem sie ihm in die Arme gesunken war! Was er jetzt wohl von ihr dachte? Wahrscheinlich vermutete er, dass sie ihn aus Geldgier verführen wollte. Seiner Meinung nach hatte ihre Mutter das mit seinem Vater gemacht.
Besorgt setzte Darcy sich zu Nicole. „Schatz, denk noch einmal gründlich nach. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, dass Logan hier ist. Außerdem bleibt er meiner Meinung nach nicht lang. Er hat viel von seiner Mom in sich. Auf Belle Rouge war es ihr zu ruhig, und ihm wird es nicht anders ergehen. Vor allem gibt es hier keine Frauen für ihn.“
„Du stellst ihn geradezu als Frauenhelden hin. Ist er so?“
Darcy zuckte die Schultern. „Eigentlich weiß ich das nicht aus eigener Erfahrung, aber ich habe es gehört. Der Mann ist
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