Bianca Exklusiv Band 243
vorhast.“
Verblüfft drehte sie sich um. „Wie meinst du das? Diese Plantage …“
„Sie gehört zum Teil dir. Hast du das nicht gewusst?“
„Nein, ich hatte keine Ahnung“, sagte sie betroffen und kehrte zu ihm zurück. „Meinst du das ehrlich, oder ist das ein schlechter Scherz?“
Jetzt war Logan überrascht. Nicole hatte eindeutig nichts von dem Erbe gewusst. „Du hast keine Ahnung vom Testament meines Vaters? Es war nicht versiegelt. Du hättest es nach seinem Tod jederzeit lesen können.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe nicht erwartet, dass ich darin erwähnt werde. Ich wusste nur, dass wir hier wohnen durften, solange meine Mutter am Leben war. Abgesehen davon war ich überzeugt, dass die Plantage dir gehört. Du bist das einzige Kind von Lyle McNally. Und seine beiden Ehefrauen leben nicht mehr.“
„Du vergisst, dass du seine Stieftochter warst“, hielt Logan ihr vor.
Nicole trat zu den Schränken und lehnte sich gegen die Theke. „Stiefkinder werden selten besonders bedacht. Außerdem habe ich nichts von Lyle erwartet. Er hatte mir doch schon ein schönes Zuhause und eine gute Ausbildung geboten. Das war viel mehr, als ich bekommen hätte, wären meine Mutter und ich allein geblieben. Das wissen wir beide.“
Ja, er wusste, dass Simone Carrington aus einer armen Familie aus Lafayette stammte. Sein Vater hatte sie in Natchitoches kennengelernt, wo sie in einem Diner als Kellnerin arbeitete.
„Mein Vater wollte, dass du mehr bekommst … oder ich weniger“, erwiderte Logan. „Das kannst du sehen, wie du willst. Jedenfalls gehört dir ein Viertel von Belle Rouge .“
Nicole traute ihren Ohren nicht. Sie wusste auch gar nicht, ob sie das hören wollte. Sie liebte Belle Rouge . Die Plantage war seit ihrem zwölften Lebensjahr ihr Zuhause. Doch ihre Mutter und ihr Stiefvater lebten nicht mehr, und nun fühlte sie sich wie ein Eindringling. In Logans Augen war sie das bestimmt.
Seufzend verließ sie die Küche, überquerte die Veranda und sank auf die schmiedeeiserne Bank, die einige Meter hinter dem Haus unter einer mächtigen Eiche stand.
Belle Rouge gehörte zum Teil ihr! Was sollte sie nun machen?
Nicole war so tief in Gedanken versunken, dass sie Logan erst bemerkte, als er sich zu ihr auf die Bank setzte. Sofort verkrampfte sie sich und wandte sich von ihm ab.
„Weinst du?“, fragte er rau.
„Nein.“ Sie war viel zu verwirrt, um sich ihrer Trauer hinzugeben.
„Was ist dann los?“, fuhr er erleichtert fort. „Willst du Belle Rouge verlassen? Hast du das vielleicht vor?“
„Nein“, sagte sie hastig und biss sich auf die Unterlippe. Sie sollte vor ihm nicht so offen sein. „Ich meine … also, ich habe an meine Mutter gedacht, an sonst nichts.“
Logan verwünschte seinen Vater dafür, dass er ihn in diese Lage gebracht hatte. Er wollte nichts mit Nicole Carrington zu tun haben. Weder finanziell noch gefühlsmäßig. Hielt er sich jedoch nicht an die Verfügungen des Testaments, verlor er womöglich Belle Rouge völlig.
„Bestimmt willst du, dass ich die Plantage verlasse“, fügte Nicole hinzu, bevor er etwas sagen konnte. „Mach dir keine Sorgen. Ich packe morgen. Das ist hoffentlich früh genug.“
Er wusste selbst nicht, wieso ihn der matte Klang ihrer Stimme berührte. Er hatte nie so getan, als würde er sie oder ihre Mutter mögen. Als er von Lyles Vorhaben erfuhr, Simone zu heiraten, war er überzeugt gewesen, dass diese Frau es auf das McNally-Vermögen oder sogar auf die Plantage abgesehen hatte. Um zu verhindern, dass sein Vater einen solchen Fehler beging, war er zu Simone gegangen und hatte ihr einen hohen Geldbetrag geboten, falls sie verschwand und nie wieder auftauchte.
Natürlich hatte Simone sich geweigert. Logan erinnerte sich noch heute daran, wie sie ihm den Scheck zurückgab. Ebenfalls nicht vergessen hatte er Nicole. Sie war unbemerkt in den Raum gekommen. Nie zuvor hatte ihn jemand so hasserfüllt angesehen wie sie.
Damals hatte Logan sich eingeredet, dass es ihm egal war, was die Carrington-Frauen von ihm hielten. Nach Lyles und Simones Heirat war er fortgegangen und nicht zurückgekehrt. Zumindest hatte er nicht mehr auf der Plantage gelebt. Nur um seines Vaters willen hatte er kurze Besuche gemacht, die jedoch stets zu Spannungen geführt hatten. Darum hatte er sich bemüht, seine Bindungen an Belle Rouge zu lösen. Trotzdem hatte er die Plantage und die darauf lebenden Menschen nicht vergessen. Und Nicole gehörte
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