Bianca Exklusiv Band 243
immerhin vierunddreißig Jahre alt und hat noch nicht geheiratet. Sieht so aus, als hätte er nur Spaß gesucht.“
„Oder er mag Frauen nicht“, entgegnete Nicole.
„Und ich mag keinen Fisch und keine Kartoffelpuffer“, sagte Darcy lachend.
Nicole aß weiter und redete sich ein, dass es ihr völlig gleichgültig war, wie viele Frauen dieser Mann schon gehabt hatte. Ganz sicher wollte sie sich nicht in diese lange Liste einreihen. Er hatte sie gestern Abend in einem kritischen Moment überrumpelt, und sie hatte kurzzeitig den Verstand verloren. Doch dieser Fehler würde sich nie wiederholen.
Nach dem letzten Bissen nahm sie einen Schluck von dem starken Kaffee. „Höchste Zeit zum Packen.“ Als Darcy die Lippen aufeinander presste, griff Nicole nach ihrer Hand. „Mach dir keine Sorgen, Darcy. Du wirst deine Stelle nicht verlieren. Logan weiß, dass niemand so gut wie du auf das Haus aufpasst.“
„Das ist mir gleichgültig“, erwiderte die Haushälterin. „Ich finde immer eine andere Arbeit. Aber dieses alte Haus wäre nicht mehr, was es ist, wenn du nicht hier bist. Wenn du gehst, will ich auch nicht bleiben.“
„Ach, nicht, Darcy! Es ist ohnedies schon schlimm genug!“ Nicole stand rasch auf und verließ die Küche, damit die Haushälterin ihre Tränen nicht sah.
Eine Stunde später hatte Nicole einen Schrank geleert und packte den Inhalt sorgfältig in Kartons. Um nicht völlig in einer Depression zu versinken, summte sie bei der Arbeit.
So ist es besser, sagte sie sich. Nichts bleibt ewig unverändert. Und es bringt nichts, hier zu bleiben und sich an einen Teil von Belle Rouge zu klammern. Logan hätte garantiert dafür gesorgt, dass sie sich nicht wohlfühlte. Nein, es hatte keinen Sinn.
Sie holte soeben die letzten Schuhkartons aus dem Ankleidezimmer, als es an der Schlafzimmertür klopfte.
„Ich bin im Ankleidezimmer, Darcy!“, rief sie. „Hast du noch Kartons gefunden?“
Die Haushälterin antwortete nicht. Nicole dachte schon, sich nur etwas eingebildet zu haben, als sie hinter sich eine Männerstimme hörte.
„Was machst du da?“, fragte Logan. Er stand in der Tür und trug ein verwaschenes rotes T-Shirt zu einer alten Jeans.
Nicole ließ ungewollt den Blick über seinen schlanken Körper wandern, bevor sie so rasch aufstand, dass ihr schwindelig wurde. „Ich …“ Sie stützte sich an der Wand ab. „Ich packe. Was hast du gedacht?“
„Dass du dich zum Narren machst.“
„Behauptest du“, sagte sie gepresst und trat auf ihn zu. „Wenn du erlaubst. Ich habe viel zu tun. Würdest du mich bitte vorbei lassen?“
Er stützte sich links und rechts gegen den Türrahmen. „Nein. Wir sprechen jetzt, du da drinnen und ich hier draußen.“
Es fiel Nicole nicht, dass er sie in die Enge getrieben hatte. Selbst in einem großen Raum fühlte sie sich von ihm bedrängt. In dem kleinen Zimmer bekam sie kaum Luft.
„Wir haben nichts mehr zu besprechen, Logan. Gestern Abend wurde schon alles gesagt.“ Sie konnte ihn nicht direkt ansehen, weil es ihr peinlich war, wie sie ihn geküsst hatte.
„Nein“, wehrte er ab. „Nur du hast viel gesagt, aber du hättest mir zuhören sollen.“
„Ich hätte dir bestimmt zugehört, wäre es die Mühe wert gewesen.“
Er betrachtete ihr zerzaustes Haar und das ungeschminkte Gesicht. „Du hast ein freches Mundwerk, nicht wahr, Mädchen?“, fragte er leise.
„Zu deiner Information – ich bin schon ziemlich lange kein Mädchen mehr.“
Logan lächelte amüsiert. „Wärst du die erwachsene Frau, für die du dich offenbar hältst, würdest du nicht packen.“
Sie lachte abfällig. „Es überrascht mich, dass du nicht eine Flasche Champagner öffnest. Es muss für dich doch wundervoll sein, die Carringtons endlich loszuwerden.“
„Ich habe dir gestern Abend gesagt, dass du bleiben sollst. Und das gilt auch jetzt noch.“ Während er es sagte, fragte er sich bereits, ob er den Verstand verloren hatte. Dabei war ihm das noch nie wegen einer Frau passiert – schon gar nicht nach der Lektion, die Tracie ihm erteilt hatte.
Er lernte die Grundstücksmaklerin kurz nach der Hochzeit seines Vaters kennen. Damals hatte er sich von seiner Familie und von Belle Rouge gelöst. Aus Einsamkeit war er für Tracies sagenhaftes Aussehen und ihre geistreiche Art empfänglich gewesen. Er zog sogar bei ihr ein und ahnte nicht, dass sie verheiratet war und ihr Mann sich außer Landes aufhielt. Das änderte sich erst, als er Tracie bat, ihn zu
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