Bianca Exklusiv Band 243
T-Shirts in einen Karton mit Jeans. „Ach ja, wirklich?“
Logan sah zu, wie sie hastig Kleidungsstücke zusammenfaltete und wahllos in Kartons warf. Sie arbeitete zielstrebig. Offenbar hatte er sie nicht davon abgebracht, Belle Rouge zu verlassen. Sie wollte unbedingt weg von ihm.
„Nicole, ich bin nicht hier, um mit dir zu streiten. Auch wenn es schlecht begonnen hat, kann es zwischen uns klappen.“
Sie ließ eine Bluse fallen und drehte sich zu ihm um. Logan blickte in ihre braunen Augen und achtete bewusst nicht auf die rosigen Lippen. Trotzdem hatte er den Kuss nicht vergessen.
„Warum solltest du dein Zuhause mit mir teilen?“, fragte sie. „Worum geht es dir wirklich, Logan? Wir wissen beide, dass du mich nicht im Haus haben willst. Warum drängst du mich zu bleiben? Dabei springt für dich etwas heraus. Es geht dir nicht um mein Wohl.“
Als Professor an der Louisiana State University hatte Logan mit etlichen mächtigen Männern zu tun gehabt, die ihm das Leben hätten schwer machen können. In ihrer Gegenwart hatte er sich nie unsicher gefühlt. In diesem Moment hielt er Nicoles Blick jedoch kaum stand.
„Hältst du mich für ein Ungeheuer, Nicole? Ich will dich nicht auf die Straße werfen!“
„Sicher, du erträgst mich lieber, damit die Leute dich nicht für herzlos halten.“
„Aber du hältst mich für herzlos“, schloss er und unterdrückte den Wunsch, sie zu berühren.
„Ich halte dich nicht dafür, sondern ich weiß, dass du es bist. Sei ehrlich, Logan. Warum soll ich bleiben?“
Wie konnte er zu ihr ehrlich sein? Die halbe Nacht hatte er überlegt, wie er wirklich zu Belle Rouge und Nicole stand. Letztlich war es ihm nicht gelungen, die beiden voneinander zu trennen. Ob es ihm gefiel oder nicht, Nicole gehörte mittlerweile zur Plantage.
Seufzend schob er die Hände in die Hosentaschen und trat ans Fenster. Während er in den Garten blickte, tauchten alte Erinnerungen auf. Der Geruch frisch gepflügter Felder, das Zuckerrohr, das dicht und grün dem Himmel entgegenwuchs, die Nussbäume, deren Äste sich unter der Last der Nüsse bogen, der träge dahinströmende Fluss. In Shreveport hatte er nur selten an sein Zuhause gedacht. Erst auf Belle Rouge merkte er, wie sehr ihm die Plantage gefehlt hatte.
„Hättest du mir gestern Abend zugehört, anstatt zu fauchen und zu kratzen …“
Er warf ihr einen Blick zu, doch Nicole achtete nicht mehr auf ihn, sondern auf eine kleine Spieldose in ihrer Hand.
„Nicole, was ist?“
Sie blickte so verloren und traurig hoch, dass Logan ihr nicht noch mehr Neuigkeiten zumuten konnte. Es ging jedoch nicht anders. Trotz des ungünstigen Zeitpunkts musste sie verstehen, was Lyles Testament für sie beide bedeutete.
„Es … tut mir leid. Ich war … mit den Gedanken woanders“, sagte sie heiser und verstaute die Spieldose behutsam zwischen den Kleidungsstücken.
„Hat die Spieldose für dich eine besondere Bedeutung?“
„Meine Mutter schenkte sie mir zum Geburtstag, kurz nachdem wir hier eingezogen waren. Wie lange das schon her ist.“
Logan hätte Nicole am liebsten in die Arme genommen, um sie zu trösten. Er stand im Ruf, hart zu sein, und er brachte für gefühlsbetonte Leute nur wenig Geduld auf. Doch sie war so einsam und traurig, dass es ihn berührte.
„Der Schmerz über den Verlust wird nachlassen. Warte ab, Nicole.“
Sie sah ihn an, als könnte sie nicht glauben, dass er ihr Mitgefühl zeigte. „Du weißt nicht, was ich empfinde. Simone war nicht nur meine Mutter, sondern auch meine beste Freundin.“
„Du vergisst, dass ich beide Elternteile verloren habe.“
Daran wollte Nicole nicht denken, weil Logan damals Simone den Tod seiner Mutter angelastet hatte. Das war natürlich Unsinn. Clara war betrunken gegen einen Brückenpfeiler gefahren. Trotzdem hatte Logan behauptet, seine Mutter hätte nicht getrunken, hätten Simone und Lyle keine Affäre miteinander gehabt.
„Ja, ich weiß“, sagte sie seufzend und ging zur Garderobe zurück.
Logan hielt sie am Arm fest. „Lass doch das Packen! Du bleibst.“
Sie blickte auf seine Hand und dann in sein hartes Gesicht. Sie wollte ihn für seine Arroganz und den Mangel an Verständnis für ihre Gefühle hassen. Doch gestern Abend hatte sie eine Seite von ihm kennengelernt, die sie nicht vergessen konnte.
„Du hast mir noch immer keinen guten Grund zum Bleiben genannt.“
Er atmete tief durch und ließ den Blick über ihr Gesicht, den Hals und die Lippen
Weitere Kostenlose Bücher