Bianca Exklusiv Band 243
dazu.
„Ich möchte nicht, dass du packst“, erklärte er. „Du wirst hier wohnen. Und ich auch.“
Sie wandte sich ihm ruckartig zu und betrachtete ihn im schwachen Lichtschein. „Das ist nicht dein Ernst! Sag bitte, dass das ein Scherz ist.“
Er schüttelte entschieden den Kopf. „Scherze liegen mir nicht.“
„Nein, vermutlich nicht“, entgegnete sie spöttisch.
„Sieh mal, Nicole“, sagte er seufzend, „ich weiß, dass du dir einredest, ich würde dich verachten. Das stimmt aber nicht. Ich kenne dich nicht einmal richtig.“
„Versuche nicht, etwas zu beschönigen, Logan. Ich war zwar noch sehr jung, als du zu uns kamst und versucht hast, meine Mutter mit Geld abzufinden. Trotzdem erinnere ich mich deutlich. Du hast sie bewusst verletzt und beleidigt, indem du ihr Geld geboten hast, damit sie verschwindet und deinen Vater in Ruhe lässt. Das werde ich nicht vergessen, Logan. Niemals!“
„Ich versuchte nur, meinen Vater und unser Zuhause zu schützen“, entgegnete er.
„Indem du die Frau, die er liebte, vertreibst?“, fragte sie geringschätzig.
Sein Gesicht verschloss sich noch mehr. „Hast du jemals überlegt, wie ich mich gefühlt habe? Mein Vater wollte seine Geliebte heiraten und ihre … ihre …“
„Weiter, sprich es ruhig aus“, forderte sie ihn heraus, stand auf und stützte die Hände in die Hüften. „Du kannst mich gern ein uneheliches Kind nennen. Wenn du glaubst, das würde mich verletzen, irrst du dich gewaltig. Meine Mutter konnte nichts dafür, dass mein Vater ihr die Heirat versprach und sie dann doch verließ.“
Logan hatte nicht die Absicht gehabt, mit Nicole über die traurige Vergangenheit zu sprechen. Niemand konnte daran etwas ändern. Er nahm es allerdings auch nicht hin, dass sie ihn zum Bösewicht stempelte. „Wahrscheinlich hast du in dieser Hinsicht recht“, räumte er ein. „Aber sie hätte sich von meinem Vater fernhalten können. Er war verheiratet. Sie hat sich nicht daran gestört. Sie zerstörte die Ehe meiner Eltern und trieb meine Mutter in den Alkohol.“
„Deine Mutter hat schon lange vor unserem Auftauchen getrunken“, entgegnete Nicole gepresst. „Und dein Vater war das Leid. Deshalb wandte er sich meiner Mutter zu.“
„Das kannst du gar nicht wissen! Du warst damals noch ein Kind!“
„Ich war fast schon eine Jugendliche! Und später hat Lyle oft darüber gesprochen. Clara stammte aus Chicago. Das Leben hier im Süden war ihr zu langweilig. Sie hasste es und wollte wegziehen. Weil Lyle nichts davon wissen wollte, hasste sie ihn schließlich auch.“
„Das hat er dir eingeredet“, erwiderte Logan.
„Was bist du nur für ein Mensch!“, rief sie zornig. „Ich bleibe keinen einzigen Tag bei dir auf der Plantage!“
Damit drehte sie sich um und wollte zum Haus gehen, doch nach zwei Schritten hielt Logan sie am Arm fest.
„In den letzten zwei Tagen hatte ich den Eindruck, du wärst erwachsen geworden“, sagte er gepresst. „Aber das stimmt eindeutig nicht. Du benimmst dich immer noch so albern wie eine pubertäre Jungfrau, die …“
Sie riss sich von ihm los. „Es ist nicht albern, Jungfrau zu sein! Und je länger ich mit dir zusammen bin, desto entschlossener bin ich, mich niemals von einem Mann lieben zu lassen!“
Logan sah sie überrascht an. Er hatte das Wort gar nicht im sexuellen Sinn gemeint, sondern mehr auf ihre geistige Reife angespielt. Er war überzeugt gewesen, dass sie ihre Jungfräulichkeit schon längst aufgegeben hatte. „Nicole, du bist zweiundzwanzig. Du erwartest doch nicht, ich könnte glauben …“ Er unterbrach sich kopfschüttelnd. „Du hattest am College garantiert einen Liebhaber.“
„Du glaubst, ich wollte einen Liebhaber, nachdem meine Mutter in jungen Jahren so viel Schmerz und Erniedrigung erfahren hatte? Nein, vielen Dank“, fuhr sie ihn an. „Aber was deine Meinung von mir angeht, gebe ich dir sogar recht, Logan. Ich bin albern, weil ich meine Zeit damit verschwende, mit einem starrsinnigen und arroganten …“
„Hast du denn nicht gehört, was ich sagte?“, fiel er ihr ins Wort. „Du musst auf Belle Rouge bleiben, sonst …“
„Sonst verliere ich meinen Anteil? Nun, liebster Stiefbruder, ich habe eine Überraschung für dich. So sehr ich Belle Rouge auch liebe, werde ich doch auf mein Erbe verzichten. Bei dir zu leben, wäre nämlich die Sache nicht wert.“
Erneut wollte sie zum Haus gehen, doch Logan hielt sie wieder fest.
Nicole blickte auf seine Hand auf ihrer
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