Bianca Exklusiv Band 87
um und ging zum Felsbecken. Mit heftigen Bewegungen spritzte er sich Wasser ins Gesicht und auf die Arme, als wollte er damit etwas in seinem Inneren verscheuchen.
Langsam ging Dany zu ihm hinüber und kniete sich neben ihn. Sofort sprang er auf und beschäftigte sich intensiv mit dem Rucksack.
„Was möchtest du zum Frühstück?” fragte er kurz angebunden. „Reis?”
Sie verzog das Gesicht. „Nein, danke.”
„Dann gibt es Spaghetti.”
„Du kannst also heute Morgen keine Spiegeleier mit Schinken anbieten?”
„Leider nicht. Vielleicht verwandeln sich die Dosenspaghetti ja plötzlich in Steaks - zartrosa gebraten - mit Pommes frites und Salat.” Nick seufzte. „Jetzt fange ich schon an zu fantasieren.” Er fuhr sich mit den Fingern übers Kinn. „Du meine Güte - mein Bart ist gewachsen.”
Seine Stimmung schien sich plötzlich wieder geändert zu haben, und er grinste sie gut gelaunt an. Bei seinem Lächeln zog sich etwas in Danys Magen zusammen.
„Mir fällt da gerade etwas ein. Ich habe eine Rasierklinge in meiner Handtasche. Es ist nur eine kleine, aber …”
Rasch stand sie auf und rang um Fassung, während sie ihre Tasche holte. Was war nur mit ihr los? Zuerst dieser Traum - sie hatte nie solche Träume - und jetzt das. Dany, sagte ihre innere Stimme, Nick Devlin besitzt alle Eigenschaften, die du an Männern nicht ausstehen kannst. Er ist arrogant, stur, unberechenbar und versucht ständig, dich - dich persönlich - zurechtzuweisen. Und trotzdem war ihr in dem Augenblick, als er sie strahlend angelächelt hatte, schwindlig geworden, und die Knie hatten ihr gezittert.
„Meinst du das?”
Als sie Nicks Stimme hinter sich hörte, bemerkte sie, dass sie den kleinen pinkfarbenen Rasierer in der Hand hielt.
„Ja“. Ohne ihn anzusehen, reichte sie ihm die Klinge.
Nick lachte spöttisch. „Normalerweise bin ich anderes gewohnt, aber in der Not…”
„In der Not frisst der Teufel Fliegen.” Dany konnte plötzlich ein Kichern nicht unterdrücken, das in fast hysterisches Gelächter überging.
Nick fasste sie an den Schultern und drehte sie herum. Forschend sah er sie an. „Du siehst erhitzt aus. Geht es dir gut? Du wirst doch jetzt keinen Fieberanfall bekommen?”
„O nein.” Doch unter seinem prüfenden Blick röteten sich ihre Wangen noch stärker. „Die Sonne war wohl gestern zu viel für mich.”
„Ich habe dir immer wieder gesagt, du sollst den Hut aufsetzen. Und wie geht es deiner Ferse?”
„Schon viel besser”, erwiderte Dany hastig.
„Lass mich sehen.”
Zögernd setzte sie sich, und er entfernte geschickt den Verband an ihrem Fuß. Als sie beobachtete, wie er mit langen schlanken Fingern sanft ihre Haut berührte, entstand unwillkürlich ein anderes Bild vor ihren Augen. Wie wäre es wohl, wenn er mit diesen Fingern ihren ganzen Körper streicheln und damit die erregenden Gefühle auslösen würde, die sie bisher nur heute Nacht in diesem Traum erlebt hatte?
Bei der Erinnerung daran atmete sie mit einem Mal schneller. Ihre Brust hob und senkte sich heftig. Nick warf ihr einen durchdringenden Blick zu, dem Dany sofort auswich. Doch sie hatte das beschämende Gefühl, die Augenlider den Bruchteil einer Sekunde zu spät gesenkt zu haben. Sicher hatte er in ihren Augen gesehen, was in ihr vorging. Auch die feuchten, leicht geöffneten Lippen verrieten ihr Verlangen.
Ohne ein Wort zu verlieren setzte er ihren Fuß vorsichtig auf den Boden.
„Es ist wirklich in Ordnung, Nick. Vielen Dank.” Dany lächelte gezwungen.
Er nickte. „Du wirst es überleben”, sagte er dann schroff. „Ich werde den Verband erneuern. Während ich mich anschließend rasiere, kannst du dich um das Essen kümmern.” Von der Seite warf er ihr einen Blick zu. „Bitte. Und dann gehen wir.”
5. KAPITEL
Ein breiter, langsam fließender Strom versperrte ihnen den Weg. Nick blieb stehen und zog verärgert die Augenbrauen hoch. Erleichtert ließ Dany das Bündel auf den Boden fallen. Sie war dankbar für die Pause, obwohl ihr Gepäck nun um vier Tagesrationen Dosen leichter war.
Der heutige Tag war ebenso verlaufen wie die vorherigen - Nick hatte sie unbarmherzig vorangetrieben. Außer einigen einsilbigen Bemerkungen hatte Schweigen zwischen ihnen geherrscht, und wenn sie zu weit zurückgeblieben war, hatte er sich umgedreht und sie ungehalten angefahren.
Einmal, als er auf sie gewartet und ungeduldig mit der Machete gegen sein Bein geklopft hatte, hatte sie sich nicht mehr beherrschen
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