Bianca Exklusiv Band 87
seltsames Mädchen”, sagte er leise. „Heute Morgen hast du dich stundenlang über die Moskitos beklagt, bis ich das Insektenmittel im Erste-Hilfe-Kasten gefunden habe. Und als der Brüllaffe dich erschreckt hat, hast du geschrien wie am Spieß.
Aber über deine Ferse hast du kein Wort verloren. Das kommt von deinen Turnschuhen!” Nicks Stimme klang plötzlich ärgerlich.
„Was hättest du getan, wenn du es gewusst hättest? Mich getragen?” fragte Dany, um ihn zu besänftigen.
„Ja, wenn es nötig gewesen wäre”, erwiderte er scharf. „Bleib hier sitzen.”
Er ging zu seinem Rucksack und holte eine Salbe und Verbandsmaterial heraus. Dany war fest entschlossen, tapfer zu sein, doch als er die Salbe auftrug, zuckte sie zusammen.
„Tue ich dir weh?”
„Nein. Du bist ein guter Krankenpfleger.”
„Das glaube ich nicht.” Nick verzog das Gesicht. „Dazu fehlt mir eine wichtige Eigenschaft - Geduld.”
Dany beobachtete, wie er mit dem Taschenmesser den Verband zerschnitt und dann anlegte. Eine Haarsträhne fiel ihm ins Gesicht, und er schob sie ungeduldig mit dem Handrücken aus der Stirn. Er wirkte müde und angespannt und presste die Lippen aufeinander. Plötzlich hätte sie am liebsten seine Wangen gestreichelt und gesehen, wie sich die verhärteten Gesichtszüge entspannten …
Unvermittelt sah er ihr in die Augen. Einen Moment lang schienen die Geräusche aus dem Wald gedämpft, und die verwirrende, erregende Spannung breitete sich wieder zwischen ihnen aus. Abrupt lehnte er sich zurück.
„Das sollte genügen.” Er verknotete den Verband und steckte das Messer in den Gürtel zurück.
„Danke.” Danys Stimme klang unsicher.
„Wir müssen abwarten, wie es morgen aussieht. Falls nötig, können wir einen Tag hier Rast machen.”
„Nein, es geht schon. Wir müssen weiter. Wenn die Schmuggler uns suchen …” Während sie sprach, erkannte sie, dass das nicht der Grund war, warum sie so schnell wie möglich fort wollte. Sie hoffte, baldmöglichst die Grenze zu erreichen, um in sicherer Entfernung vor dem Urwald - und damit vor Nick Devlin - zu sein.
Vorsichtig schlüpfte sie in Socken und Schuhe und stand auf. Als sie sich umsah, bemerkte sie, dass die Sonne bereits tief am Himmel stand und lange dunkelblaue Schatten auf das Felsbecken warf.
Nick hob die frisch gewaschenen Sachen auf und befühlte sie. „Die Bluse kannst du nicht tragen, sie ist noch feucht. Du kannst in meinem Hemd schlafen.”
„Aber was ist mit dir?”
„Kein Problem. Ich schlafe sowieso immer nackt.”
„Ach so.”
„Keine Sorge”, sagte er lächelnd. „Hier werde ich mich wahrscheinlich auf einen Kompromiss einlassen und meine Jeans anbehalten.” Er warf ihr das Hemd zu. „Zieh das an. Ich werde mich inzwischen um eine Schlafgelegenheit kümmern.”
Er hob die Zweige auf, die er aus dem Wald geholt hatte, und rammte sie neben einem Hibiskusbusch in zwei parallelen Reihen in die Erde. Dany sah ihm eine Zeit lang zu. Dann ließ sie die Decke fallen und zog sich hastig das Hemd über. Nick hatte mittlerweile mit langen Ästen ein Dach gebaut und kleinere Zweige und Blätter dazwischengelegt.
„Das Penthouse ist bereit, Madam.” Mit wenigen Schritten war er neben ihr und hob zuerst die Decke und dann sie auf. Ihr Kopf ruhte an seiner bloßen Schulter, und sie spürte seinen regelmäßigen Herzschlag an ihrer Brust.
Vor dem Schlafplatz stellte er sie auf die Füße und sah ihr einen Moment in die Augen. Sein Gesicht war in der Dämmerung nur verschwommen zu erkennen.
„Schlaf gut, Dany.”
Sie sah ihn verwirrt an. „Aber wo schläfst du?”
„Oh, ich werde mich an den Mahagonibaum dort drüben lehnen. Keine Sorge - ich habe die Nacht schon an schlimmeren Orten verbracht.” Er lächelte breit. „Erinnere mich daran, dass ich dir irgendwann von der Nacht in diesem schäbigen Hotel in Cartagena erzähle.”
Dany räusperte sich. Ihre innere Stimme warnte sie davor, es nicht zu tun.
„Du kannst mit mir schlafen.” Am liebsten hätte sie sich die Zunge abgebissen. „Ich meine, du kannst dir die Decke mit mir teilen.”
„Nein.”
„Doch. Ich habe dein Hemd, und in der Nacht wird es sehr kalt. Sei kein Dummkopf.”
„Der Dummkopf bist du”, erwiderte er barsch.
„Warum? Sicher gibt es keine Schwierigkeiten”, sagte sie kühl. „Du kannst mich ja nicht einmal leiden.”
„Das hat damit nichts zu tun, Schätzchen. Schließlich bin ich auch nur ein Mensch.”
„Oh.” Dany wurde
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