Bianca Exklusiv Band 87
er sie informiert, dass sie jetzt nur noch einen Rucksack brauchten, und dann ihre Decke eingepackt. Irgendwie war sie erleichtert gewesen …
Obwohl Dany jetzt nur noch ihre Handtasche tragen musste, war sie erschöpft. Schamgefühl und Selbstverachtung lasteten schwerer auf ihren Schultern als das Gepäck, das sie bisher getragen hatte. Warum hatte sie sich nur so vor ihm erniedrigt? Sie blieb stehen und wischte sich mit der Hand über die heiße Stirn. Einen Moment sah sie auf Nicks Rücken vor sich, dann ging sie weiter. Hatte der Wein sie dazu veranlasst, sich so zu benehmen - ganz anders, als Dany Trent es sonst tat? Oder hatte die sinnliche tropische Nacht sie dazu bewegt?
Ach, hör auf mit diesen Entschuldigungen, schalt sie’ sich selbst. Du wolltest ihn. Du hast ein starkes Verlangen nach diesem begehrenswerten Mann empfunden.
Nick hatte Recht gehabt. Ein Teil von ihr hatte genau gewusst, was sie tat, als sie das Kleid überstreifte. Wie die Mondmotte war sie vom Licht angezogen worden. Und ein Mann wie Nick Devlin musste nichts tun. Er wurde einfach von Frauen umschwärmt.
Aber das war letzte Nacht gewesen, und glücklicherweise mussten sie jetzt nur noch einige Stunden gehen. Danach würde sie sich nie mehr so vor einem Mann erniedrigen. Sie hatte ihre Lektion gelernt.
Direkt vor ihnen erhob sich ein steiler Berg. Nick bahnte sich einen Weg in einem ausgetrockneten Flusslauf zwischen den Felsbrocken. Seit dem frühen Morgen waren sie einem Strom gefolgt, doch jetzt befanden sie sich bereits weit davon entfernt und konnten nur noch von weitem das Wasser plätschern hören. Der Himmel war grau und wolkenverhangen, und über dem Urwald schien sich ein Gewitter zusammenzubrauen. Trotz des Unheil verkündenden Donners in der letzten Nacht war der Sturm nicht losgebrochen, und die Luft schien nun noch stärker aufgeladen zu sein. Danys Kleider klebten in der Hitze an ihrem Körper. Wenn es nur endlich regnen würde!
Plötzlich kam leichter Wind auf, und einen Augenblick später begann es so stark zu schütten, dass Dany innerhalb weniger Sekunden völlig durchnässt war. Nick schlitterte über die glitschigen Felsbrocken zu ihr zurück und packte ihren Arm. Der Regen strömte über sein Gesicht, und der Wind peitschte ihm das nasse Haar in die Stirn. „Meine Güte, steh nicht hier herum und betrachte die Gegend!” Mit festem Griff zog er sie mit sich.
„Wie weit ist es noch?” fragte sie atemlos.
„Bis zur Grenze? Ungefähr zwei Stunden. Keine Sorge - ich habe dir versprochen, dich dorthin zu bringen, nicht wahr?”
Zum ersten Mal an diesem Tag sah er ihr direkt in die Augen. Dany spürte plötzlich einen scharfen Stich im Herzen. Ich will, dass diese zwei Stunden nie vorübergehen. Ich möchte immer bei ihm bleiben, dachte sie. Als sie ihn verzweifelt ansah, hörte sie mit einem Mal ein erschreckend lautes Donnern über sich. Einige große Felsbrocken hatten sich gelöst und schienen wie in Zeitlupe auf sie zuzukommen. Das Geröll gewann an Geschwindigkeit, streifte einige Baumwipfel und riss die Kronen mit sich in die Tiefe.
Nick blickte erschrocken nach oben und umfasste dann Danys Taille. Mit festem Griff zog er sie zur Seite. Kurz darauf wälzte sich eine rotbraune Masse aus Schlamm und Steinen wie Lava den Berg herab. Obwohl er versuchte, sie noch weiter weg zu schieben, standen sie unmittelbar darauf kniehoch im Matsch und versuchten verzweifelt, sich auf den Beinen zu halten.
Nick gelang es schließlich, Dany mit sich an einen Baum zu ziehen. Mit einem Arm umfasste er den Stamm, mit dem anderen hielt er sie fest umschlungen und versuchte, sie mit seinem Körper zu schützen. Sie spürte, wie er nach Luft rang, während die Wurzeln des Baums langsam nachgaben. Als sie nach oben blickte, sah sie, dass sich dort, wo gerade noch üppige Vegetation gewesen war, nur noch rotbraune Erde befand.
Und dann hörten sie direkt über sich wieder ein Furcht erregendes Grollen.
„Meine Güte, noch ein Erdrutsch! Wir müssen hier weg!” rief Nick. Er versuchte, durch den strömenden Regen etwas zu erkennen. „Sieh mal, dort drüben. Es sieht aus wie eine Höhle.” Als sie seinem Blick folgte, entdeckte sie einen Felsspalt.
Das Donnern wurde lauter, und der Boden erzitterte wie bei einem Erdbeben. Rasch hob er sie über eine Felsspalte und zog sie mit sich. Kurz bevor sie die Höhle erreichten, sah sie sich noch einmal um. Der Baum, an dem sie sich festgehalten hatten, schwankte langsam und
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