Bianca Exklusiv Band 87
und sahen sich unverwandt in die Augen.
Im schwachen Schein der Kerze sah Dany einen wilden Ausdruck des Begehrens auf Nicks Gesicht. Was tat sie da nur? Als er sie wieder fest in die Arme nehmen wollte, stieß sie ihn zurück.
„Nein, nein!” rief sie verzweifelt und entriss ihm ihre Hände. Dann zog sie mit zitternden Fingern den Ausschnitt des Kleides nach oben. Das brennende Verlangen, das sie eben noch empfunden hatte, war einem Gefühl der Scham gewichen. „Rühr mich nicht an!” Ihre Stimme zitterte.
„Ich soll dich nicht anrühren?” Nick lächelte spöttisch. Offensichtlich völlig beherrscht, steckte er die Hände in die Hosentaschen und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Obwohl du mich den ganzen Abend dazu - und noch zu viel mehr - herausgefordert hast?”
Dany wurde blass und trat einen Schritt zurück. „Nein … nein, das stimmt nicht. Du …”
„Hör doch auf damit, Schätzchen”, unterbrach er sie offenbar gelangweilt. „Warum hast du dann dieses Kleid angezogen, wenn du nicht versuchen wolltest, mich zu verführen?” Er musterte sie verächtlich von Kopf bis Fuß.
War das wirklich wahr? War das der Grund, warum sie, vielleicht unbewusst, dieses schöne und aufregende Kleid angezogen hatte? Nicht nur, um ihn eines Besseren zu belehren?
Egal, er hatte sie gedemütigt. Am liebsten hätte sie sich auf den Boden gekauert, den Kopf in die Arme gelegt und bitterlich geweint, doch sie hatte noch ihren Stolz.
Mit einer heftigen Geste warf sie das zerzauste Haar zurück. „Dich verführen? Selbst wenn du der einzige Mann auf der Welt wärst, würde ich nicht wollen, dass du mit mir schläfst.”
„Natürlich”, erwiderte er sarkastisch. „Du denkst an deinen Verlobten. Aber du erinnerst dich reichlich spät an ihn.”
Schuldbewusst wurde Dany klar, dass sie seit Stunden nicht an Marcus gedacht hatte. Sie wollte protestieren, doch Nick packte ihr linkes Handgelenk und hielt es ihr vors Gesicht, so dass sich ihr Verlobungsring direkt vor ihren Augen befand.
„Ich …” Schamesröte überzog ihre Wangen.
„Eines möchte ich dir noch sagen, Schätzchen.” Er verstärkte seinen Griff, bis ihr Arm schmerzte. „Nach allem, was ich von dem mittelalterlichen Marcus gehört habe, bin ich sicher, dass du es in meinen Armen weitaus besser hättest als in seinen.”
Unvermittelt ließ er ihre Hand los und streifte leicht mit dem Handrücken ihre Brust. Die Bewegung war so flüchtig, dass sie sie kaum spürte, doch sie fühlte, wie sich ihre Spitzen sofort aufrichteten. Und sie wusste, er hatte es auch bemerkt.
Hin und her gerissen zwischen Scham und Zorn stieg plötzlich ein Bild vor ihren Augen auf: Nick hielt sie in seinen Armen und befriedigte ihr Verlangen. Wieder spürte sie Begierde in sich aufsteigen.
Verzweifelt versuchte sie, dieses Bild aus ihren Gedanken zu verdrängen. „O ja, das glaube ich gern”, entgegnete sie schließlich kühl. „Körperliche Liebe ist eine Kunst, nicht wahr?”
Nick zuckte die Schultern. „Das sagt man, ja.”
„Nun, du hast offensichtlich viel mehr Übung darin als Marcus. Und natürlich auch mehr als ich. Aber eines weiß ich besser als du, obwohl ich völlig unerfahren bin.”
„Ach, wirklich? Klär mich doch bitte auf.”
„Körperliches Verlangen oder Begehren - nenn es, wie du willst - bedeutet nichts, wenn es allein steht. Zärtlichkeit, Zuneigung und Liebe sind die Dinge, die wirklich zählen. Und diese Begriffe sind in deinem Wortschatz nur schmutzige Vokabeln, nicht wahr?”
Er sah sie mit eiskalten grünen Augen an. „Wie heuchlerisch und scheinheilig du bist.”
„Das stimmt nicht. Ich …”
„Zärtlichkeit, Zuneigung und Liebe”, wiederholte er mit schneidender Stimme. „Was weißt du denn darüber?”
„Nun, ich liebe Marcus, und …”
„Nein, entschuldige. Du glaubst, Marcus zu lieben.”
„Ich weiß, dass ich ihn liebe”, erwiderte sie heftig. „Sehr sogar.”
„Nein, du liebst ihn nicht. Und ich werde dir sagen, warum nicht. Alles, was du mir von ihm erzählt hast, zeigt mir, dass du kein so starkes körperliches Verlangen nach ihm verspürst.” Er schnippte verächtlich mit den Fingern. Dany wollte protestieren, doch er schnitt ihr das Wort ab. „Du hast mir gesagt, was bei mir nicht stimmt. Gut, nun hörst du dir aber auch an, wie es bei dir steht, und hör gut zu. Wenn du diesen Mann lieben würdest - wirklich lieben würdest -, dann wäre das Verlangen nach ihm ein Teil von dir. Es würde dich
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