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Bianca Exklusiv Band 87

Bianca Exklusiv Band 87

Titel: Bianca Exklusiv Band 87 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca King , Patti Beckmann , Sara Wood
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Geschichten, die ihr Großvater über den Bau dieser Straße erzählt hatte. Er war ein junger Mann gewesen, als man 1916 begonnen hatte, zwischen Morast und Schlamm eine Trasse zu legen. Die Arbeit sollte zwölf Jahre dauern, bevor sie abgeschlossen war. Er hatte ihr von dem erbarmungslosen Kampf zwischen Mensch und Natur erzählt, von den Schwierigkeiten, weil keiner eigentlich so recht wusste, wie man eine Straße auf Wasser und Gras bauen sollte.
    Ihr Großvater hatte nur einen Sommer beim Straßenbau gearbeitet. Von der Sonne verbrannt, von Moskitos zerstochen und mit dem ständigen Risiko, auf giftige Wasserschlangen zu stoßen, hatte er meist hüfttief im Wasser gestanden und sich den Weg durch das hohe Gras mit der Machete gebahnt. Manche Männer ertranken, einige starben durch einen Schlangenbiss, andere kamen bei Sprengungen um oder wurden von sinkenden Baumaschinen mitgerissen, doch die Straße wurde gebaut - ein verbissener Triumph des Menschen über die Natur. Und nun reiste man mit Selbstverständlichkeit über diese Straße.
    „Roy und ich haben die Sommer immer1 in Palmetto mit unserem Großvater verbracht”, sagte sie plötzlich laut. „Er hat uns auf Exkursionen in die Everglades mitgenommen und uns die Pflanzen und Tiere gezeigt. Woran ich mich am Besten erinnere, sind die wunderschönen Löffelreiher und eine Art langbeiniger Störche.”
    „Wahrscheinlich der schwarz-weiße Riesenstorch.” Messanos Augen glitten für einen Moment von der Straße über die Sumpflandschaft. Linda meinte ein seltsames, heftiges Glühen in ihnen zu bemerken. Das imaginäre Bild der Stammesfeiern blitzte in ihr auf und sie dachte, dass er eher in dieses Bild passte als in irgendeine andere Kategorie.
    „Wissen sie viel über die Everglades?” fragte sie.
    „Etwas”, antwortete er in seiner unverbindlichen Art und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Verkehr zu.
    „Meine Vorfahren kamen als Siedler, als Florida noch ziemlich unberührt war”, fuhr sie fort, um die Stille zu überbrücken. „Mein Urgroßvater ist aus Schottland an die Küste Floridas emigriert. Sein Sohn, mein Großvater, Eli MacTavish, hat dann die Zeitung gegründet, die mein Bruder jetzt in Palmetto leitet. Mein Großvater hat sofort erkannt, dass sich dieses Land schnell entwickeln würde. Mein Großvater war ein großartiger Mann. Er ist fünfundneunzig geworden und hat jeden Tag seines Lebens genossen.” Sie lächelte bei der Erinnerung an den großen, rauen Mann, der so liebevoll zu ihr gewesen war. „Ich habe ihn immer mit einer Figur aus den Romanen von Sir Walter Scott verglichen - das Oberhaupt eines Hochlandclans mit Kilt und Dudelsack.”
    Für einen Moment glaubte sie ein Lächeln auf Messanos Lippen zu sehen, doch bevor sie sich sicher sein konnte, war es schon wieder verschwunden. „Mit wem denn - mit Roderick Dhu oder James Fitz-James?”
    Linda studierte ihn überrascht. Ihre stereotypen Charakterisierungsversuche fielen zusammen. Eine solche Belesenheit hatte sie bei ihm nicht vermutet. War er vielleicht Lehrer? Aber das schien unwahrscheinlich.
    „Sie überraschen mich”, gab sie zu. „Nicht viele Leute kennen sich bei Sir Walter Scott so gut aus.”
    „Ab und zu lese ich mal ein Buch. Zufälligerweise gefällt mir Scott.”
    Sie schaute aus dem Fenster und erkannte ihr bekannte Stellen, sie waren nicht mehr weit von Palmetto. „Ich bin gespannt, ob die Stadt sich verändert hat, seit ich das letzte Mal bei Roy und seiner Familie war.”
    „Sie werden nicht viel verändert finden”, murmelte er. „Immer noch die gleichen Bootsplätze, die gleichen alten Fischer, die ihre Netze flicken und Seemannsgarn spinnen, die gleichen engen Straßen und Häuser, Bananenbäume und die gleiche sandige Erde.”
    „Was ist mit dem alten, riesigen Baum vor dem Postamt? Wenn sie den gefällt haben, dann …”
    „Sparen Sie sich die Aufregung. Bevor der Baum gefällt wird, brechen sie eher das Rathaus ab.”
    „Gut! Roy und ich haben als Kinder zwischen den großen Wurzeln Verstecken gespielt. Sicher ist der Baum älter als die Stadt…”
    Sie merkte, dass sie nur redete, weil sie nervös war. Sie fuhren vor dem neu gebauten Krankenhaus vor, das mitten in einem Park mit tropischen Pflanzen und Palmen lag. Ihre Hände waren kalt und die Kehle wie zugeschnürt.
    „Ich lasse Sie vor dem Eingang aussteigen und bringe Ihr Gepäck hinein.”
    Linda dachte, dass dies das Netteste war, was er gesagt hatte, seit er sie vom

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