Bianca Extra Band 01
ihr das Herz brechen. Irgendwann. Sie glaubte einfach nicht, dass ein Mann wie Jace lange bei einer Frau bleiben würde. Schon gar nicht bei ihr.
Verstohlen warf sie Jace einen Blick zu. Er konzentrierte sich voll und ganz darauf, was Grady gerade sagte. Zehn Tage waren vergangen. Seit er ihr seine Liebe erklärt hatte und versprochen hatte, dass er warten würde … dass er ihr den Abstand geben würde, den sie brauchte.
Er hatte Wort gehalten. Er hatte sie nicht bedrängt, hatte weder seiner Ungeduld noch seiner Enttäuschung Ausdruck verliehen. Meistens war sie ihm dankbar dafür. Dann wieder wünschte sie sich, er würde etwas tun, etwas sagen, das ihr beweisen würde, dass sie sich seine Liebeserklärung nicht nur eingebildet hatte.
Das war verrückt.
Aber die letzten zehn Tage hatte sie jede wache Minute entweder gearbeitet oder ihre Mutter getröstet. Melanie konnte sich nicht erinnern, wann sie je so erschöpft gewesen war. Also war es wahrscheinlich normal, wenn sie sich hin und wieder nach etwas sehnte, das sie nicht haben konnte …
Sie zwang sich aufzupassen. Das war das letzte Interview. Danach mussten sie nur noch den Artikel vervollständigen.
„Für uns“, sagte Grady gerade, „gab es nie einen Zweifel, dass wir uns lieben. Das Problem war … zu verstehen, wie unterschiedlich wir sind. Dass jeder von uns mit dem Verlust von Cody auf seine Weise umgehen musste. Mein Weg war nicht ihr Weg. Und umgekehrt.“
„Aber du hast nicht aufgegeben“, sagte Jace. „Sogar als Olivia auf die Scheidung bestanden hat. Für mich heißt das, du hast genug an deine – und an ihre – Gefühle geglaubt, um durchzuhalten. Das muss schwierig gewesen sein. Vor allem, weil sie doch so …“ Er grinste Olivia an. „… so stur war.“
Melanie blinzelte. Olivia und Grady hätten sich beinahe scheiden lassen? Ihre Beziehung wirkte so unerschütterlich … ihre gegenseitige Zuneigung so innig.
Olivia lachte. „Meine Sturheit ist nichts gegen den Dickschädel der Gebrüder Foster.“ Liebevoll sah sie ihren Mann an. „Gott sei Dank. Sonst wären wir jetzt wahrscheinlich geschieden. Und todunglücklich.“
Zum ersten Mal an diesem Nachmittag meldete sich Melanie mit einer Frage zu Wort: „Wie hat er dich umgestimmt?“
Grady wurde rot. „Ich habe sie ausgetrickst. Ich habe ihr erklärt, dass ich wieder einziehe, bis ein Richter anordnet, dass ich ausziehen muss. Als sie sich wie erwartet aufgeregt hat, habe ich ihr ein Geschäft angeboten.“
„Sechs Wochen lang durfte ich das Wort Scheidung nicht erwähnen. Und ich musste vier Verabredungen über mich ergehen lassen“, warf Olivia ein. „Ich war … stinksauer. Aber auch neugierig. Also habe ich mich darauf eingelassen. Und durch die vier Verabredungen hat er mich daran erinnert, wie toll das mit uns beiden war. Vor allem hat er mir aber gezeigt, dass ich mich immer noch über Cody freuen kann. Grady hat mir gezeigt, dass Erinnerungen an unseren Sohn nicht nur traurig sind, sondern auch schön.“
Grady nahm die Hand seiner Frau. „Das war eine harte Zeit. Ich habe mir dauernd Sorgen gemacht, dass ich sie zu sehr bedränge. Aber ich konnte nicht anders. Schließlich habe ich aus ganzem Herzen daran geglaubt, dass wir zusammengehören.“
„Und dass ihr zusammen stärker seid als allein“, sagte Melanie, weil sie sich daran erinnerte, was Doreen Breckenridge über die Ehe gesagt hatte. Nicht nur über die Ehe, überlegte sie, sondern über Beziehungen an sich. „Ich bin froh, dass es für euch ein gutes Ende gegeben hat.“
„Danke, Melanie“, sagte Olivia leise. „Wir auch.“
Grady fing an, über das neue Baby zu reden. Melanie lächelte und tat so, als ob sie zuhörte. Aber in Wahrheit war sie mit den Gedanken ganz woanders und völlig verwirrt.
In Grady und Olivia hatte sie ein Paar vor sich, das eine Tragödie bewältigt hatte. Ein schrecklicher Schicksalsschlag hätte beinahe ihre Ehe zerstört und beiden das Herz gebrochen. Aber stattdessen hatten sie einen Weg gefunden, noch mehr zusammenzuwachsen, über sich hinauszuwachsen. Nicht nur wegen ihres gemeinsamen Lebenswegs, sondern wegen ihrer … wegen ihrer Liebe.
Melanie drehte sich um und sah Jace an. Er erwiderte ihren Blick. Sie sah Sehnsucht in seinen Augen. Und Hoffnung. Aber sie entdeckte auch noch etwas, etwas Größeres … Liebe.
Irgendwie war dieser Augenblick noch wichtiger als seine Liebeserklärung. Warum? Warum hatte sie das Gefühl, als ob man ihr gerade den
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