Bianca Extra Band 01
Männer?“
„Natürlich. Wenn ich Baum sage, dann meine ich auch Baum. Schließlich ist der Eingangsbereich zweistöckig, dafür können wir keine Zwergtanne gebrauchen. Also, worauf warten wir noch?“ Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf. „Los geht’s!“
Einige Minuten später standen Preston und Belle unter der Klappe, die zum Dachboden führte. Preston ließ die Leiter herunter und ging voraus.
Oben zündete er das Licht an und führte Belle durch ein Labyrinth aus alten Möbeln und Stapeln von Schachteln und Kisten.
„Wenn mich nicht alles täuscht, müsste das hier die Weihnachtsdekoration sein“, meinte Preston, sobald sie in einer bestimmten Ecke angekommen waren.
„Das sind aber viele Schachteln!“, rief Belle begeistert aus.
„Oh ja.“ Er fühlte sich merkwürdig stolz, so als wäre es seine persönliche Leistung, dass seine Mutter so viel Weihnachtsschmuck angehäuft hatte. „Meine Mutter liebte Weihnachten. Wir hatten immer einen riesigen Christbaum und kilometerweise Girlanden und Lichterketten. Und natürlich eine große Krippe.“
Belle beobachtete ihn aus ihren bernsteinfarbenen Augen nachdenklich. „Wie alt warst du eigentlich, als sie starb?“
„Neun.“
„Wie traurig.“ Ihr Blick forderte ihn auf, fortzufahren.
Warum nicht? „Es war ein Reitunfall. Ihr Pferd scheute und warf sie ab. Sie fiel auf den Kopf und starb sofort.“ Er musterte die Stapel mit den Schachteln. „Mein Vater hat diese Schachteln danach nie mehr angefasst.“
„Du Armer. Dann hast du also nicht mehr Weihnachten gefeiert, seit du neun warst?“
„Doch, schon. Mein alter Herr hat sich bemüht, ein guter Vater zu sein. Er hat einen Plastikbaum und etwas neuen Christbaumschmuck gekauft. Beides haben wir verwendet, bis ich etwa achtzehn war. Danach kam es uns beiden komisch vor, und wir haben damit aufgehört.“
„Ist es schlimm für dich – oder für deinen Vater –, wenn wir jetzt die Sachen deiner Mutter verwenden, um das Haus und den Baum zu dekorieren?“, fragte Belle vorsichtig.
Er schüttelte den Kopf. „Für mich ist das völlig in Ordnung. Und wenn mein Vater ein Problem damit hätte, dass wir den Weihnachtsschmuck meiner Mutter verwenden, hätte er das gar nicht erst vorgeschlagen.“
Die nackte Glühbirne an der Decke warf einen Schatten in Belles Gesicht und ließ ihr Haar wie Bronze glänzen.
Preston dachte über sie nach. Was wusste er schon vom Leben einer echten Prinzessin? „Du wirst dieses Weihnachten nicht zu Hause verbringen können.“
„Nein.“
„Bestimmt wird dich deine Familie vermissen.“
„Schon, aber wir sind alle erwachsen. Wir können nicht dauernd zusammen sein, aber wir denken trotzdem oft aneinander.“
„Habt ihr in eurem Palast in Montedoro denn auch einen Weihnachtsbaum?“
Sie lächelte. „Sogar ganz viele. Aber ich lebe nicht mehr im Palast. Ich habe meine eigene Villa.“
„Eine Villa …“ Preston versuchte, sich Belle dort vorzustellen, auf einer Terrasse mit Meerblick, umgeben von Palmen.
Und auf einmal fühlte er sich primitiv und unkultiviert. Unterlegen.
„In Montedoro“, fuhr sie fort, ohne seine Selbstzweifel zu bemerken, „feiern wir gern und oft. Der ganze Palast ist festlich beleuchtet. Es gibt Feiern und Bälle. Und in der Heiligen Nacht findet eine Weihnachtsmesse bei Kerzenschein statt.“
„So eine gibt es bei uns auch. Und einen Weihnachtstanz in der Stadthalle am Samstag vor Weihnachten.“
Belle grinste hinterhältig. „Nicht zu vergessen den Kunsthandwerksmarkt.“
Preston seufzte theatralisch. „Richtig. Der Kunsthandwerksmarkt. Er findet dieses Wochenende statt. Dieses kulturelle Großereignis dürfen wir auf keinen Fall versäumen.“
„Auf gar keinen Fall“, bekräftigte Belle todernst.
Preston ging einen Schritt auf sie zu.
Belle hob kaum merklich die Augenbrauen, doch sie wich nicht zurück.
Preston erwischte eine Nase voll ihres süßen, frischen Duftes, der einen eigentümlichen Kontrast zu dem dunklen, staubigen Dachboden bildete. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, Belle zu berühren.
Also gab er ihr nach. Er streckte die Hand aus und strich mit der Rückseite seines Zeigefingers über ihren Hals. So weich, so glatt. „So schön …“ Überrascht hörte er, dass er die Worte laut ausgesprochen hatte.
Belle stöhnte beinahe unhörbar. Dann flüsterte sie: „Das ist doch verrückt, oder?“
Er war ohnehin schon zu weit gegangen. Da konnte er auch noch mehr riskieren. Er
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